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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hoffnung als Cleverness, Talent oder Intelligenz. Nicht alle, die es zu nichts bringen, stellen denen nach, die es zu etwas gebracht haben. Aber eines ist ihnen allen gemeinsam: diese wilde Entschlossenheit. Und einigen kommt sie nie abhanden, nicht einmal, wenn ihre Namen in Neon von den Reklametafeln prangen und sie sich Villen oben in den Hügeln kaufen können.
    »Machen wir hier mal eine Pause, Jesse«, sagte Bosch. »Ich muss ein paar Telefonate machen, und dann werden wir wahrscheinlich alles noch mal von vorn durchgehen müssen. Wäre Ihnen das recht? Ich werde auch sehen, ob wir nicht ein Hotelzimmer oder so was für Sie kriegen können.«
    Mitford nickte.
    »Denken Sie noch mal über die Autos und den Mann nach, den Sie gesehen haben, Jesse. Es wäre gut, wenn Sie sich noch an mehr Details erinnern könnten.«
    »Ich werde es versuchen, aber versprechen …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, und Bosch ging.
    Draußen auf dem Flur machte Bosch die Klimaanlage des Vernehmungszimmers an und stellte sie auf 18 Grad. Bald würde es in dem Zimmer kühler werden, und statt zu schwitzen, würde Mitford zu frieren beginnen – oder vielleicht auch nicht, wenn er aus Kanada kam. Nachdem er sich eine Weile abgekühlt hatte, würde ihn Bosch sich noch einmal vornehmen und sehen, ob etwas Neues herauskam. Er sah auf die Uhr. Es war fast fünf Uhr, und bis zu der Konferenz, die das FBI einberufen wollte, waren es noch vier Stunden. Bis dahin gab es noch eine Menge zu tun, aber er hätte trotzdem noch Zeit, um mit Mitford zu arbeiten. Die erste Runde war recht ergiebig gewesen. Es bestand kein Grund zu der Annahme, dass bei einem zweiten Durchgang nicht noch mehr herauszuholen wäre.
    Als Bosch in den Bereitschaftsraum kam, saß Ignacio Ferras an seinem Schreibtisch. Er hatte sich mit seinem Sessel zur Seite gedreht und tippte in sein Notebook, das auf einem Ausziehtisch lag. Bosch stellte fest, dass Mitfords Habseligkeiten auf dem Schreibtisch anderen Beweismitteltüten und Aktenordnern Platz gemacht hatten. Es waren die Dinge, die bisher an den beiden Tatorten von der Spurensicherung hatten sichergestellt werden können.
    »Sorry, Harry, ich hab’s noch nicht geschafft, nach hinten zu kommen, um zuzusehen«, sagte Ferras. »Irgendwas Neues von dem Jungen?«
    »Wir kommen voran. Ich mache nur eine Pause.«
    Ferras war dreißig Jahre alt und hatte die Figur eines Leistungssportlers. Auf seinem Schreibtisch war ein Pokal, der ihm als Bestem seiner Klasse in Physical Conditioning verliehen worden war. Er sah außerdem gut aus, mit mokkabrauner Haut und kurz geschnittenem Haar. Er hatte stechende grüne Augen.
    Bosch ging hinter seinen eigenen Schreibtisch, um zu telefonieren. Er würde Lieutenant Gandle noch einmal wecken müssen, um ihn über die neuesten Entwicklungen zu informieren.
    »Haben Sie die Waffe des Opfers schon überprüft?«, fragte er Ferras.
    »Ja, ich habe sie aus der ATF-Datenbank. Er hat vor sechs Monaten eine Taschenwaffe Kaliber zweiundzwanzig gekauft. Eine Smith and Wesson.«
    Bosch nickte.
    »Eine Zweiundzwanziger passt. Keine Austrittswunden.«
    »Die Kugeln gehen rein, aber nicht raus.«
    Ferras sagte den Satz wie in einer Fernsehwerbung und lachte über seinen eigenen Witz. Bosch dachte darüber nach, was unter dem Humor lag. Stanley Kent war gewarnt worden, dass ihn sein Beruf verletzlich machte. Seine Reaktion darauf war gewesen, sich zu seinem Schutz eine Schusswaffe zuzulegen.
    Und jetzt wäre Bosch jede Wette eingegangen, dass die Waffe, die er gekauft hatte, gegen ihn verwendet worden war, dass er mit ihr erschossen worden war, und zwar von einem Terroristen, der den Namen Allahs rief, bevor er abdrückte. Was war das für eine Welt, dachte Bosch, wenn sich jemand den Mut, einen anderen Menschen zu erschießen, dadurch holte, dass er den Namen seines Gottes rief.
    »Kein schöner Tod«, sagte Ferras.
    Bosch sah ihn über die zwei Schreibtische hinweg an.
    »Ich will Ihnen mal was sagen«, sagte er. »Wissen Sie, was man in diesem Job irgendwann mal lernt?«
    »Nein, was?«
    »So etwas wie einen schönen Tod gibt es nicht.«

9
    Bosch ging ins Büro des Captains, um seinen Kaffeebecher nachzufüllen. Als er für den Korb einen weiteren Dollar aus seiner Hosentasche fischte, stieß er auf Brenners Visitenkarte. Sie erinnerte ihn an Brenners Bitte, ihm Bescheid zu geben, wenn sie einen Zeugen auftrieben. Bosch hatte jedoch gerade Lieutenant Gandle darüber in Kenntnis gesetzt, was der junge

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