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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sie von Alicia Kent bekommen hatten; ein Mann, der ihr Fragen stellte, dann übersetzte und dem zweiten Anweisungen erteilte. Bosch nahm an, dass es der Mann, der Englisch sprach, gewesen war, der oben auf dem Aussichtspunkt im Auto sitzen blieb.
    »Okay«, sagte er schließlich, »zurück zu Ihrer Geschichte, Jesse. Sie haben gesagt, unmittelbar nach den Schüssen fuhr ein Mann weg, während der andere näher an den Porsche ran fuhr und den Kofferraum öffnete. Was ist dann passiert?«
    »Er stieg aus und nahm etwas aus dem Porsche und legte es in den Kofferraum des anderen Autos. Es war richtig schwer, und er hatte ziemliche Mühe damit. Das Ding sah aus, als hätte es an beiden Seiten Griffe.«
    Bosch wusste, er beschrieb die Sau, die zum Transport von radioaktivem Material verwendet wurde.
    »Und dann?«
    »Dann stieg er ein und fuhr weg. Den Kofferraum des Porsches ließ er einfach offen.«
    »Und sonst haben Sie niemanden gesehen?«
    »Sonst niemanden. Ich schwöre Ihnen.«
    »Beschreiben Sie den Mann, den Sie gesehen haben.«
    »Eigentlich kann ich ihn nicht beschreiben. Er trug ein Sweatshirt und hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen. Sein Gesicht habe ich nie zu sehen bekommen und auch sonst nichts von ihm. Ich glaube sogar, dass er unter der Kapuze noch eine Skimaske trug.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Mitford hob wieder die Schultern.
    »Ich weiß auch nicht. Es kam mir jedenfalls so vor. Aber vielleicht täusche ich mich auch.«
    »War er groß? Klein?«
    »Ich würde sagen, mittel. Aber eher in Richtung klein.«
    »Wie sah er aus?«
    Bosch versuchte es noch einmal. Es war wichtig. Doch Mitford schüttelte den Kopf.
    »Ich konnte nichts von seinem Gesicht sehen«, erklärte er. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er eine Maske trug.«
    Bosch gab nicht auf.
    »Weiß, schwarz, arabisch?«
    »Das kann ich nicht sagen. Er hatte die Kapuze und die Maske, und ich war weit weg.«
    »Versuchen Sie sich an seine Hände zu erinnern, Jesse. Sie haben gesagt, das Ding, das er von einem Auto ins andere lud, hatte Griffe. Konnten Sie seine Hände sehen? Welche Farbe hatten seine Hände?«
    Mitford überlegte kurz, dann leuchteten seine Augen auf.
    »Nein, er trug Handschuhe. Ich erinnere mich deshalb an sie, weil es so richtig große waren wie die, wie sie zu Hause in Halifax die Arbeiter auf den Zügen tragen. Richtig dicke, strapazierfähige Dinger mit langen Stulpen, damit sie sich nicht verbrennen.«
    Bosch nickte. Er hatte nach etwas Bestimmtem gefischt, aber etwas anderes bekommen. Schutzhandschuhe. Er fragte sich, ob es Spezialhandschuhe für den Umgang mit radioaktiven Materialien waren. Er merkte, dass er vergessen hatte, Alicia Kent zu fragen, ob die Männer, die in ihr Haus eingedrungen waren, Handschuhe getragen hatten. Er hoffte, Rachel Walling, die bei ihr geblieben war, hatte diese Details nachträglich mit ihr geklärt.
    An dieser Stelle machte Bosch eine Pause. Die Momente des Schweigens sind für einen Zeugen oft das Schlimmste. Er fängt dann an, die Leere zu füllen.
    Aber Mitford sagte nichts. Nach einer Weile fuhr Bosch fort.
    »Okay, außer dem Porsche waren noch zwei Autos da oben. Beschreiben Sie das Auto, das rückwärts an den Porsche ranfuhr.«
    »Das kann ich eigentlich nicht. Ich weiß, wie ein Porsche aussieht, aber über die anderen Autos kann ich Ihnen nichts sagen. Beide waren erheblich größer, mit vier Türen.«
    »Dann beschäftigen wir uns mal mit dem, das beim Porsche hielt. War das ein Sedan?«
    »Dieses Modell kenne ich nicht.«
    »Nein, ein Sedan ist ein Wagentyp, keine Marke. Eine Limousine. Mit vier Türen und Kofferraum – wie ein Polizeiauto.«
    »Ja, so eines.«
    Bosch dachte an Alicia Kents Beschreibung ihres fehlenden Autos.
    »Wissen Sie, wie ein Chrysler Dreihundert aussieht?«
    »Nein.«
    »Welche Farbe hatte das Auto?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es war auf jeden Fall dunkel. Schwarz oder dunkelblau.«
    »Und das andere Auto? Das, in dem die ganze Zeit der zweite Mann saß?«
    »Auch eine dunkle Limousine. Aber sie war ein bisschen anders als das Auto, das vor dem Porsche hielt – vielleicht eine Spur kleiner –, aber ich weiß nicht, was für ein Modell es war. Tut mir leid.«
    Der Junge runzelte die Stirn, als wäre es ein persönlicher Mangel, dass er die einzelnen Automodelle und Fabrikate nicht kannte.
    »Nein, nein, schon gut, Jesse, Sie machen Ihre Sache sehr gut«, sagte Bosch. »Sie waren uns eine große Hilfe. Glauben Sie,

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