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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Dienstwagen des Chief war keine Spur zu sehen. Bosch stellte den Motor ab und sah zu seinem Partner hinüber.
    »Bleiben Sie im Wagen?«
    Ferras sah geradeaus nach vorn durch die Windschutzscheibe. Er nickte, ohne Bosch anzusehen.
    »Wie Sie meinen«, sagte Bosch.
    »Nichts für ungut, Harry, aber wie stellen Sie sich das vor? Sie wollen doch gar keinen Partner. Sie wollen einen Laufburschen, der möglichst keine Widerrede leistet. Ich glaube, ich werde mit dem Lieutenant reden, dass er mich jemand anderem zuteilt.«
    Bosch sah ihn an und ordnete seine Gedanken.
    »Ignacio, das ist unser erster gemeinsamer Fall. Glauben Sie nicht, Sie sollten erst mal abwarten? Nichts anderes wird Ihnen auch Gandle erzählen. Er wird Ihnen sagen, dass Sie sich doch wohl kaum gleich bei Ihrem Einstand bei der RHD den Ruf zulegen wollen, jemand zu sein, der gleich aufgibt, wenn er Probleme mit seinem Partner hat.«
    »Ich gebe nicht gleich auf, wenn es Probleme gibt. Ich sehe nur nicht, wie das zwischen uns jemals klappen soll.«
    »Ignacio, Sie machen einen Fehler.«
    »Nein, ich glaube, es wäre das Beste so. Für uns beide.«
    Bosch sah ihn lange an, bevor er sich zur Tür umdrehte.
    »Wie gesagt, ganz wie Sie meinen.«
    Bosch stieg aus und ging auf den Doughnut-Laden zu. Er war enttäuscht über Ferras’ Reaktion und seine Entscheidung, aber ihm war auch klar, dass er Verständnis mit ihm haben musste. Seine Frau erwartete ein Kind, und er musste auf Nummer sicher gehen. Bosch war niemand, der auf Nummer sicher ging, und das hatte ihn schon mehr als einen Partner gekostet. Sobald dieser Fall abgeschlossen war, würde er noch einmal einen Versuch unternehmen, seinen jungen Kollegen umzustimmen.
    Im Donut Hole stellte sich Bosch hinter zwei Kunden an und bestellte einen schwarzen Kaffee, als er an die Reihe kam.
    »Keinen Doughnut?«, fragte der Mann hinter der Theke.
    »Nein, nur Kaffee.«
    »Cappuccino?«
    »Nein, ganz normalen schwarzen Kaffee.«
    Enttäuscht über den mageren Umsatz, drehte sich der Mann zu einer Kaffeemaschine an der Rückwand um und füllte eine Tasse. Als er sich wieder umdrehte, hatte Bosch seine Dienstmarke herausgeholt.
    »War der Chief heute schon hier?«
    Der Mann zögerte. Er hatte keine Ahnung von dem innerpolizeilichen Nachrichtennetz und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er wusste, er konnte einen prominenten Kunden verlieren, wenn er zu viel verriet.
    »Sie können es mir ruhig sagen«, fügte Bosch hinzu. »Ich bin hier mit ihm verabredet. Aber ich habe mich verspätet.«
    Bosch versuchte zu lächeln, als steckte er in Schwierigkeiten. Er brachte es aber nicht richtig rüber und ließ es bleiben.
    »Er war noch nicht hier«, sagte der Mann.
    Erleichtert, dass er ihn nicht verpasst hatte, bezahlte Bosch den Kaffee und legte das Wechselgeld in den Trinkgeldtopf. Er ging zu einem freien Tisch in der Ecke.
    Um diese Zeit kamen die meisten Kunden nur her, um etwas mitzunehmen. Eine Stärkung für den Weg zur Arbeit. Zehn Minuten lang konnte Bosch an der Theke einen Querschnitt durch die Bevölkerung der Stadt beobachten, alle vereint durch ihre Koffein- und Zuckersucht.
    Endlich sah er den schwarzen Town Car vorfahren. Der Chief saß auf dem Beifahrersitz. Sowohl er als auch der Fahrer stiegen aus. Beide schauten sich kurz um, bevor sie auf den Doughnut-Laden zugingen. Bosch wusste, der Fahrer war Polizist und fungierte auch als Bodyguard.
    An der Theke war keine Schlange, als sie das Lokal betraten.
    »Hiyou, Chief«, sagte der Mann an der Theke.
    »Guten Morgen, Mr. Ming«, antwortete der Polizeichef. »Das Übliche bitte.«
    Bosch stand auf und ging auf die zwei Männer zu. Der Bodyguard, der hinter dem Chief stand, drehte sich in Boschs Richtung und straffte die Schultern. Bosch blieb stehen.
    »Darf ich Sie auf eine Tasse Kaffee einladen, Chief?«, fragte Bosch.
    Der Polizeichef drehte sich herum und machte ein überraschtes Gesicht, als er Bosch erkannte und merkte, dass es kein Bürger war, der sich Liebkind machen wollte. Bosch sah, wie sich die Stirn des Chief kurz in Falten legte – er hatte sich immer noch mit einigen Nachwirkungen des Echo-Park-Falls herumzuschlagen –, aber sie löste sich rasch in einen neutralen Gesichtsausdruck auf.
    »Detective Bosch«, sagte er. »Sie sind doch nicht hier, um mir schlechte Nachrichten zu überbringen, oder?«
    »Eher eine Warnung, Sir.«
    Der Polizeichef wandte sich kurz ab, um von Ming eine Tasse Kaffee und eine kleine Tüte

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