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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Grund fanden sie das beide komisch.

    *

    Es gab drei weinrote Chrysler Cruiser mit Kennzeichen SL, auf die die Beschreibung vom Hallwang passte, die paar anderen waren zerbeulte Rostschüsseln. Der eine gehörte einem Beautydoc, der allerdings aus dem Schneider war (Leo grinste kurz über sein gelungenes Wortspiel). Der Doc verfügte nämlich über eine Dependance auf Mallorca, wo er während der Wintermonate ordinierte. Oder, besser gesagt, an faltigen Hälsen herumschnipselte und Busen aufpumpte. Die Tussis, die sich unters Messer vom Doc gelegt hatten, sahen hinterher alle gleich aus, wie seine Gattin nämlich, die aus allen Society-Magazinen lachte. Katzenaugen, aufgespritzte Lippen und Möpse wie Melonen. Gruselig, so eine würde ihm nie ins Bett kommen (Leo schüttelte sich unwillkürlich). Jedenfalls, der Beautydoc hatte ein wasserdichtes Alibi, seinen Chrysler hatte der nämlich nach Mallorca einfliegen lassen, ganz im Ernst.
    Der zweite Cruiser gehörte einem Honorarkonsul von Belutschistan oder Tadschikistan oder so ähnlich (Leo biss in eine Leberkässemmel und wühlte mit der freien Hand in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch). Was das wohl für ein Job war? Honorarkonsul? Na ja, Schwielen holte man sich dabei bestimmt nicht. Obwohl, der Honorarkonsul lag schon seit drei Wochen mit Nierenversagen im Krankenhaus. Und sein Wagen stand in der Garage, einem Parkhaus vielmehr, und war nicht vom Fleck bewegt worden, das hatten die Aufnahmen aus der Überwachungskamera eindeutig ergeben. Blieb nur noch Nummer drei. Leo stopfte sich gedankenverloren das letzte Stück Leberkässemmel in den Mund. Dann äugte er in das leere Papiersackerl. Natürlich, die Ivica aus der Cafeteria hatte wieder einmal auf eine Serviette vergessen, und womit sollte er jetzt seine fettigen Finger abwischen, bitteschön? Na gut, die Jeans gehörten sowieso in die Wäsche, ein echter Kerl fackelte da nicht lang herum. Leo putzte sich gewissenhaft seine Finger ab, dann wandte er sich wieder dem Computer zu.
    Johannes Steinfeldt, Suchfunktion, Pling. Also: Der Mann trug eine Brille. Eine randlose Brille, die sein Palat-schinkengesicht allerdings auch nicht nennenswert verbesserte oder kantiger, sprich männlicher, machte. Was sollte so eine Junge, Hübsche wie die Suse Kajewski ausgerechnet an so einem ältlichen Milchbubi gefunden haben? Andererseits, hatte nicht auch ihre Freundin, die Kaserer Marion, sich gerade darüber gewundert?
    Mag. Dr. Johannes Steinfeldt, geboren am 1. Februar 1967, Steuerberater. Mit eigener Kanzlei. Wohnhaft in Anif bei Salzburg, Schlossweg 3. Verheiratet mit Mag. Anita Steinfeldt, Mädchenname Nemcic, ebenfalls Steuerberaterin. Eine Tochter , Melanie, geboren am 14. Juni 1993, Studentin der Medizin in Wien.
    Leo knackte aufgeregt mit den Fingerknöcheln. Das musste er unbedingt sofort dem Chef berichten. Aber die Tür zum Nebenzimmer war noch immer geschlossen. Leo stand auf und klopfte, nichts rührte sich. Er öffnete die Tür, aber das Zimmer von Pestallozzi war leer. Wo der nur steckte? Noch immer draußen am See beim Krinzinger? Leo ließ sich wieder auf seinen Drehsessel fallen. Was hatte der Chef ihm außerdem noch erzählt? Genau, von dem Anruf von der Kaserer Marion ganz zeitig in der Früh! Dass der etwas eingefallen war über diesen Typ, der die Suse angebaggert hatte. Dass der seine Mutter immer besuchen fuhr nach Ischl, in so ein nobles Seniorenheim. Leo knackte wieder mit den Fingerknöcheln. Endlich sah ihm der Chef einmal nicht über die Schulter. Dann begann er, auf der Tastatur zu hämmern.

    *

    Krinzinger hatte Gmoser unter irgendeinem Vorwand weggeschickt, und der war mit nur schlecht getarnter Erleichterung zur Tür hinausgeflitzt. Und jetzt saßen sie in diesem überheizten Büro mit dem grauen Kunstfaserteppich, der beinahe Funken sprühte, wenn man seinen Sessel verrückte, mit der Dieffenbachie, die auf dem Brettl über der Heizung langsam mumifizierte und dem glühendheißen Tee, der aus abgeschlagenen, oft benutzten Häferln vom Weihnachtsmarkt dampfte. Ab und zu schlürfte der Krinzinger am Tee und mümmelte einen Kürbiskern. »Vom Dokta verschriebn. Für die Prostata«, hatte er verschämt gemurmelt, als sein Gast den Teller entdeckt hatte. Pestallozzi hatte sich daraufhin ebenfalls eine Handvoll Kerne genommen, schaden konnten die auf keinen Fall. Und jetzt saßen sie da und lauschten dem Knacken der Heizung und dem Summen des Computers. Diese gestohlene Stunde war wie

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