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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Küche? Hallo, kann mir jemand … Aber Lisa pfiff sich selbst zurück. Alles würde sich finden zur rechten Zeit. Das fromme Leben rings um sie schien bereits Wirkung zu zeigen.

    *

    Leo knackte mit den Fingerknöcheln. Im neuen Jahr würde er damit aufhören, versprochen! Denn es war ihm eigentlich schon bewusst, wie sehr er seiner Umgebung damit auf die Nerven fiel. Der Mama und der Oma. Dem Chef. Und sogar den meisten Frauen, manche zuckten regelrecht zusammen, wenn er sein urtypisches Geräusch, das Knacken eben, von sich gab. Wie diese Cordula heute wieder in der Cafeteria, aber die schien überhaupt ein ungenießbarer Brocken zu sein. Immer so düster und schlecht drauf, nie ein Lächeln im Gesicht. Na ja, selber schuld, was hatte sie sich auch zur Kinderpornographie gemeldet, der schlimmsten Abteilung überhaupt. Dort würde er, Leo, nie und nimmer seine Brötchen verdienen wollen, da könnte der Präsident mit dem dreifachen Lohn und einem Orden jedes Jahr winken. No, mille grazie!
    Leo Attwenger starrte auf den flimmernden Computerbildschirm. Zwei Wochen hatte er noch, dann musste er seinen guten Vorsatz in die Tat umsetzen. Dann war Silvester. Und bis dahin sollten sie auch diesen Hundling endlich überführt haben, der die Agota erstickt und einfach wie eine leere Coladose im Wald hinter dem Weihnachtsmarkt entsorgt hatte. Eine echte Provokation. Hunderte Menschen mussten an dieser Böschung vorbeigekommen sein, der Trubel war bis an die Ränder des Wäldchens gebrandet, und mittendrin war diese Tote gelegen. Er selbst hatte sie ja damals gar nicht zu Gesicht bekommen, sondern hatte Wache geschoben und die Gaffer in Schach gehalten. Aber der Gmoser hatte es ihm später unter vier Augen erzählt. Wie er neben der Leiche stundenlang im Wald gestanden war, im Mondschein, und von ferne hatte man die Leute lachen gehört. Der Gmoser nahm jetzt immer Baldrianperlen zum Einschlafen.
    Und den Mörder, den eiskalten, der das getan hatte, hatten sie noch immer nicht. Und alle schauten auf den Chef und erwarteten sich wie üblich ein Wunder von ihm. Aber der Chef war diesmal anders. Sonst waren die Erwartungen immer an ihm abgeprallt, als ob er sie gar nicht bemerken würde. Das hatte den Chef irgendwie so … so unverwundbar gemacht. Aber diesmal … Der Chef zeigte Wirkung. Richtig dünnhäutig war der geworden. Und manches Mal so sarkastisch. So richtig zynisch. So bitter. Was da wohl dahintersteckte?
    Leo knackte mit den Fingerknöcheln. Er würde richtig froh sein, wenn er diese blöde Angewohnheit endlich los sein würde im nächsten Jahr. Nur jetzt konnte er einfach noch nicht damit aufhören. Denn da war so ein Kribbeln, das ihm schon seit Tagen zu schaffen machte. Der Chef brauchte Hilfe. Seine Hilfe. Das stand fest. Und da war noch etwas … Schon seit Tagen ließ es ihn nicht los. Irgendetwas hatten sie übersehen. Eine Verbindung, die direkt vor ihren Augen auf und ab tanzte. Wie diese Männchen, auf die man bei den Jahrmarktsbuden zielen konnte. Mit ihren grinsenden Gesichtern. Dieser Ferri Oslip, von dem die Schwester Annunziata und die ungarischen Kollegen erzählt hatten, der war doch Hotelier , jedenfalls offiziell. Und auf dem Grundstück vom Kloster, diesem Schwarzarabien , sollte ein Hotel gebaut werden. Vom Architekten Turnauer. Wo war der Schnittpunkt? Wo liefen all die Linien zusammen? Irgendwo mussten die sich doch getroffen haben, so viele Hinweise und Spuren, und alle hatten sie irgendwie mit Hotel zu tun.
    Leo holte tief Luft, dann gab er den ersten Suchbegriff ein. Er vergaß sogar, mit den Fingerknöcheln zu knacken.

    *

    Natürlich hatte sie die Küche gefunden. Und diese Schwester Agnes, der sie helfen sollte, bei was auch immer. Hoffentlich bei einer simplen Verrichtung, denn komplizierte Rezepte waren nicht gerade ihr Ding. Die Gundula konnte ja angeblich ganze Wildschweine braten, aber sie selbst war froh, wenn ihr der Sugo zu den Nudeln nicht anbrannte. Lisa Kleinschmidt sah erwartungsvoll-nervös die kleine alte Frau an, die ihr entgegenlächelte. »Sie sind also die Frau Doktor, die bei uns zu Gast ist? Und Sie wollen mir wirklich beim Äpfelschälen helfen?«
    »Beim Äpfelschälen?« Sie sah so erleichtert drein, dass sie beide lachen mussten.
    »Wohl. Ich mach für morgen einen Apfelstrudel. Da muss man ganz schön viel schälen für so viele Leut. Der Teig ist schon fertig, der muss jetzt nur noch rasten, bevor ich ihn auszieh.« Die kleine alte Frau, die ihr schon im

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