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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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zurück.
    »Wo sind die Münzen?« Bastians Stimme hatte einen drohenden Unterton.
    Der Bucklige war immer noch starr vor Schreck. Offensichtlich war er genauso überrascht wie Bastian und Pfarrer Johannes. Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Ich schwöre Euch, dass das Lager gestern noch voll war. Die Säcke waren bis unters Dach gestapelt.«
    »Ich glaube Euch kein Wort, Gilig Ückerhoven! Sagt mir die Wahrheit oder Ihr landet auf der Stelle im Juddeturm!«
    Der Bucklige fiel vor Bastian auf die Knie und wimmerte. »Ich schwöre bei Gott. Ich weiß es nicht. Reinhard Nolden ist mein Auftraggeber. Für ihn schaffe ich die Münzen aufs Schiff. Vielleicht hat er die Säcke wegbringen lassen. Bitte tut mir nichts!«
    Reinhard Nolden, der Bruderälteste der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, steckte also doch hinter den Münzfälschungen. Bastian fühlte eine eisige Kälte in sich aufsteigen. Er würde ihn in den Juddeturm werfen und anschließend dem Henker übergeben. Bastian überlegte fieberhaft, wie er am geschicktesten vorgehen könnte. Um den Bruderältesten zu stellen, brauchte er die Münzen. Sie waren sein Beweismittel, ohne das Reinhard Nolden einfach alles abstreiten konnte. Gilig würde keinen tauglichen Zeugen vor dem Schöffengericht abgeben.
    Einem ersten Impuls folgend, wollte Bastian den Buckligen für die Nacht in den Juddeturm sperren. Doch dann überlegte er es sich anders.
    »Ihr könnt gehen! Aber vergesst unsere Begegnung und benehmt Euch wie immer. Wenn Ihr Reinhard Nolden auch nur ein Sterbenswörtchen verratet, landet Ihr im Juddeturm und ich werde persönlich dafür Sorgen, dass Euer Kopf in der Schlinge des Henkers endet.« Bastian stieß Gilig unsanft von sich und bedeutete ihm zu verschwinden.
    Der Bucklige ließ sich das nicht zweimal sagen und rannte in Windeseile davon. Er lief, ohne ein einziges Mal zu humpeln. Ohne sie bewusst wahrzunehmen, speicherte Bastians Gehirn diese Szene ab.
    »Warum habt Ihr ihn gehen lassen?« Pfarrer Johannes wirkte verstört.
    »Ich brauche die Goldgulden. Ohne sie wird Reinhard Nolden sich herausreden. Wir haben nichts außer diesem leeren Lager und der Aussage eines Buckligen.« Der Pfarrer lächelte. »Ihr seid ein schlauer Junge! Aber versprecht mir eines: Lasst die Männer des Erzbischofs nicht aus den Augen! Ich möchte Euch nicht unnötig in Gefahr wissen. Seine Häscher sind gefährlich.«
     
     
    ...
     
     
    Die Nacht verbrachte Bastian unruhig in seinem Bett. Er träumte von gefälschten Münzen, mit der die St.-Sebastianus-Bruderschaft neuen Ruhm erlangte und er träumte vom Erzbischof, der in kostbare Gewänder gekleidet eine Predigt hielt und ihn ermahnte, nicht weiter nach der Lösung des Rätsels zu suchen. Gottes Wege seien unergründlich.
    Im nächsten Moment tauchte die Leiche des Schmiedes auf. Bastian ging näher heran und plötzlich öffnete der Tote die Augen. Er schreckte zurück und lief in den Wald hinein. Erst auf einer Lichtung, die wunderschön von der Herbstsonne angestrahlt wurde, machte er halt. Die bunten Blätter rauschten im Wind und Bastian fühlte, wie sein Herzschlag sich beruhigte. Er setzte sich unter einen Baum. Die Zwillinge August und Christan erschienen in seinem Blickfeld. Sie tollten mit einem jungen Hundewelpen herum. Bevor er sich versah, zerfiel der Hund zu einer einzigen Fleischmasse. Wie aus heiterem Himmel verwandelte er sich in ein blutiges Bündel aus stinkendem Fleisch und zerzaustem Fell. Bastian schreckte hoch.
    Einer der Zwillinge stand jetzt direkt vor ihm. Bastian wusste nicht, ob es Christan oder August war. Er wirkte blass und schmächtig. Aus seinen Augen strahlte so viel jugendliche Unschuld, dass Bastian den Blick nicht abwenden konnte. Währenddessen verschwanden plötzlich die Lichtung und der tote Hundewelpe. Der Zwilling und er befanden sich jetzt an einem anderen Ort. Bastian war schon einmal dort gewesen. Der Traum verschwamm. Unruhig wälzte er sich im Bett umher. Dann erkannte er den Ort wieder.
    Er schritt mit dem Zwilling jenen Gang entlang, in dem er Annas Mutter bereits gesehen hatte. Abermals bewunderte er die herausragende Handwerkskunst, die es schaffte, so glatte weiße Wände und einen Boden aus dunklem Wasser zu bauen. Der Zwilling legte eine Hand auf seine Schulter. Bastian drehte sich um und blickte in seine grünen Augen. Der Zwilling war gealtert. Mindestens um zehn Jahre, doch Bastian konnte ihn zweifelsfrei erkennen. Eine weitere Hand legte sich auf seine

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