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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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mit seiner Zunge sanft darüber, um Sekunden später ihren Mund zu öffnen. Er stöhnte, als sie seinen Kuss heftig erwiderte.
    Emily war eine kleine Kratzbürste. Ihr italienisches Temperament machte ihm manchmal ganz schön zu schaffen, aber genau diese Leidenschaft war es auch, die ihn so sehr faszinierte. Nach seiner Rückkehr aus Frankfurt an der Oder war er geradewegs zu ihrem Studentenappartement gefahren.
    Sie hatten kein einziges Wort gesprochen, sondern waren sofort übereinander hergefallen. Oliver wünschte sich, dass diese Innigkeit nie enden würde. Er hatte Angst davor, ein Gespräch zu beginnen, welches die ganze Stimmung ruinieren könnte.
    Emily reckte sich genüsslich und blickte ihn aus dunkelbraunen Augen an. »Lüg mich bitte nie wieder an«, hauchte sie, während ihre Finger über seiner Brust kreisten. Oliver nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich werde nie wieder etwas vor dir verheimlichen. Versprochen.« Er legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und presste sie fest in die Bettlaken, während er ihre Beine auseinanderdrängte. »Auch wenn ich Gefahr laufe, dass du mich für einen schlechten Menschen hältst«, fügte er flüsternd hinzu. Kurz tauchte die Visitenkarte seines Partner vor seinem geistigen Auge auf, doch dann drang er mit ganzer Kraft in Emily ein und brachte damit die Widerworte, die zwischen ihren Lippen hervorkommen wollten, zum Versiegen. Stattdessen war nur noch ein heiseres Stöhnen zu hören und Emily überließ sich hingebungsvoll seinem Ablenkungsmanöver.
     
     
    ...
     
     
    Anna blickte aus dem Fenster und lauschte dabei dem Brodeln des Wasserkochers. Sie hielt zwei Päckchen mit Ingwertee in der Hand und betrachtete die uralten Bäume in den Rheinauen. Die Blätter leuchteten in der Herbstsonne, welche Rottöne und strahlendes Gelb in die sonst grünen Bäume zauberte. Annas Appartment befand sich im Dachgeschoss, direkt neben dem Rheinturm. Von hier aus hatte sie einen wunderschönen Ausblick auf die Rheinauen.
    Der Wasserkocher stieß heißen Dampf aus und der Hebel am Griff legte sich mit einem lauten Knacken um. Fertig. Sie hängte die Teebeutel in zwei Tassen und goss das heiße Wasser darüber. Im Nu breitete sich der süßliche scharfe Ingwerduft in der ganzen Küche aus.
    »Die Reportage von Emily gefällt mir wirklich gut.« Bettina Winterfeld nahm Anna eine Tasse aus der Hand und sog genüsslich den Duft ein. »Woher habt ihr die Kopie mit den Münzen? Sie kommen mir bekannt vor.« Bettina stellte ihre Tasse auf dem Küchentisch ab und nahm die beschlagene Lesebrille von der Nase.
    Anna riss ihren Blick von den herbstlichen Rheinauen los. »Wir haben das Blatt auf deinem Dachboden gefunden. Es lag mitten in den Unterlagen zu deinen Patienten.« Sie drehte sich um und lächelte ihre Mutter an. »Dort oben lag auch ein Lederbuch mit echten Münzen, woher hast du es?«
    Bettina Winterfeld lachte. »Oh, das ist ein uraltes Erbstück. Ich glaube, Onkel Günther hat mir diese Münzen hinterlassen. Sie waren sein ganzer Stolz. Angeblich die einzigen Fälschungen, die jemals in Zons angefertigt wurden.«
    Anna fragte sich, ob das die Münzen waren, die Bastian Mühlenberg vor über fünfhundert Jahren entdeckt hatte. Bettina Winterfeld nahm einen Schluck Tee und fuhr versonnen fort. »Ich weiß noch genau, wie er ausgerastet ist, als eine Münze aus der Sammlung verlorenging. Er hatte sie alle diesem alten Kauz im Kreisarchiv zur Prüfung überlassen, und als er sie wieder abholen wollte, fehlte ein Goldgulden.« Sie schüttelte den Kopf. »Er war verschwunden und ist bis heute nicht mehr aufgetaucht.«
    »Emily hat mir erzählt, dass Professor Morgenstern die Münzen für sehr wertvoll hält«, erwiderte Anna.
    Bettina Winterfeld sah Morgenstern plötzlich vor sich. Es war mitten in der Nacht und er schnitt sich mit einem Messer die Haut seines nackten Oberkörpers auf. Bettina konnte den metallischen Geruch des Blutes fast riechen.
    »Was hast du?«, fragte Anna erstaunt. Ihre Mutter sah plötzlich blass und zerbrechlich aus. Angst stand deutlich in ihren Augen geschrieben. »Ist wieder einer der Patienten handgreiflich geworden?«
    Bettina Winterfeld schüttelte den Kopf. »Nein!« Sie setzte sich schnaufend auf die Couch im Wohnzimmer und verstummte für einige Augenblicke. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Anna von ihrem Erlebnis zu erzählen. Doch dann fuhr sie mit zittriger Stimme fort: »In dieser Klinik gehen merkwürdige Dinge vor. Ich glaube,

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