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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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nach hinten taumelte. Das Schwert des Mannes streifte Bastians Nacken, doch er spürte keinen Schmerz und griff mit der bloßen Hand nach der Waffe. Mit einer schnellen Drehung wollte er die Situation unter Kontrolle bringen, doch sein Angreifer sprang auf und erkannte zu spät das Schwert, welches ihm augenblicklich die Kehle durchtrennte.
    Erstaunt drehte sich Bastian um. Auch der hagere Mann war tot. Er lag mit blau angelaufenem Gesicht auf dem Boden. In seiner Brust steckte das Messer, welches er Marie an die Kehle gehalten hatte. Marie war immer noch bewusstlos. Bastians Augen suchten in der Dunkelheit nach seinem Lebensretter und blieben an einem jugendlichen Gesicht hängen. Vor ihm stand einer der Zwillinge. Bastian machte einen großen Schritt auf den Burschen zu, stolperte jedoch in ein tiefes Loch im Boden. Offenbar hatte jemand hier eine Art Verlies ausgehoben. Verzweifelt krallte Bastian sich am Rand des Loches fest, doch der sandige Boden gab unter seinen Fingern nach. Sein Schwert krachte polternd in die Tiefe. Mühsam klammerte sich Bastian an einen Stein, seinen letzten verbliebenen Halt, fest. Er keuchte. »Helft mir!«
    Zwei Fußspitzen schoben sich über den Rand. Bastian wartete, doch nichts geschah. »Verdammt! So gebt mir Eure Hand und zieht mich aus diesem Loch!«
    Ein blasses Gesicht schob sich über den Abgrund und starrte mit kalten grünen Augen auf ihn hinab. Ein eisiger Schauer durchfuhr Bastian, als er erkannte, dass der Zwilling ihm gar nicht helfen wollte. Ein Fuß trat schmerzhaft auf die Hand, mit der er sich festklammerte. »Helft mir!« Bastian bemühte sich, seine Stimme nicht wie ein Flehen klingen zu lassen. Der Zwilling gab keine Antwort, sondern starrte ihn einfach nur an. Bastian spürte, wie seine Kraft nachließ. Seine Hände rutschten immer mehr ab. Staub rieselte in seine Augen. Krampfhaft hielt er sich mit den Fingerkuppen fest. Seine Zeit lief ab, er würde sich nicht mehr lange halten können. Innerlich begann er zu beten, dann verlor seine linke Hand den Halt. Kurz bevor er abstürzte, schlang sich ein Seil um seinen Arm. Eine Hand legte sich fest um seinen Unterarm und gab ihm Halt, ohne ihn aus dem Loch zu ziehen.
    »Ich ziehe Euch hoch, wenn Ihr mir versprecht, mein Leben zu schonen!«
    Bastian blickte erstaunt nach oben. »Verflucht, ja doch! Ich verspreche es. Jetzt zieht mich schon rauf!«
    Kräftige Arme hievten ihn nach oben. Bastian sah das eiskalte Lächeln auf Augusts Gesicht und er verstand. In seinem Gehirn setzten sich die einzelnen Bilder zu einem Ganzen zusammen und plötzlich wusste er, warum der Zwilling ihm dieses Versprechen abnahm. Er trug eine schwarze Kutte. Der Hundewelpe kam ihm in den Sinn. Auf einer Lichtung im Wald hatte Bastian die Zwillinge mit einem Welpen herumtollen sehen. Jonata hatte immer von einer Gestalt in einer schwarzen Kutte am Krötschenturm gefaselt. Ob der Junge sie auf dem Gewissen hatte? Genauso, wie den Schmied? Sein Gedächtnis spulte die Geschehnisse im Kellergewölbe noch einmal ab. Der hagere Mann war mit einer Schlinge erwürgt worden. Die Schlingen fanden sich an der Leiche des toten Schmiedes, das Bettelweib hatte eine um den Hals gehabt und Tillmanns Finger waren mit einer Schlinge abgetrennt worden. Nur bei der ermordeten Jonata hatten sie keine Schlinge gefunden. Bastian rang nach Luft.
    »Seid Ihr August oder Christan?«
    Der Zwilling kniff die Augen zusammen. »August«
    Bastian schauerte vor der Wahrheit, die da in Gestalt eines so jungen Burschen vor ihm stand.
    »Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da von mir verlangt?«
    August antwortete gelassen: »Ich habe Euer Wort und Ihr verdankt mir Euer Leben.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und das Eurer Frau!«
     
     
    ...
     
     
    Bastian Mühlenberg hatte ihn reingelegt. Er war ein sehr schlauer Mann und dafür zollte August ihm Bewunderung. Das Verlies war zugig, auch wenn es sich in einer der oberen Etagen des Juddeturms befand. Nebenan hörte er Gilig schnaufen. Im Vergleich zu den dicken Wänden waren die Türen nicht besonders stabil. Ihr Holz war so dünn, dass man jedes Wort verstehen konnte. Und so hatte August auch das Gespräch mithören können, welches Pfarrer Johannes und Bastian vor seiner Tür geführt hatten.
    Sein Darm ließ eine erneute Druckwelle durch seinen Körper schießen. Trotz des Schmerzes musste August grinsen. Vorsichtig tastete er seinen After ab. Dann hockte er sich in die hinterste Ecke des Raumes und presste aus

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