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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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aufgeschossener junger Mann in weißem Hemd, dunkler Hose und ebenso dunkler Weste, brachte wenig später die Getränke.
    »Auf dein Wohl und vor allem auf deine Zukunft«, sagte sie und hob ihr Glas.
    Das Mädchen lächelte verlegen und nahm einen Schluck von dem Saft, behielt das Glas aber noch in der Hand.
    »Du machst einen sehr verspannten Eindruck, Miriam. Was ist los?«
    »Nichts weiter. Es ist nichts.«
    Die Frau holte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche, zündetesich eine an, inhalierte und beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf den Tisch gestützt.
    »Miriam, es gibt einen Grund, weshalb ich mich gerne mit dir unterhalten möchte. Du kommst jetzt schon seit über zwei Monaten regelmäßig zu uns und … Nun, wie soll ich es ausdrücken, ich denke, es wird Zeit, dass wir uns einmal über deine Zukunft unterhalten.« Sie nahm einen weiteren Zug an der Zigarette, den Blick auf das Mädchen gerichtet. »Ich sehe doch, dass das Reiten dir großen Spaß macht. Würdest du nicht gern Mitglied bei uns werden?«
    Das Mädchen nickte, verzog aber gleichzeitig den Mund ein wenig. Jede Bewegung, jeder Blick spiegelte Unsicherheit wider.
    Die Frau drückte ihre Zigarette nach wenigen Zügen aus, beugte sich noch ein wenig weiter nach vorn und sagte: »Du hast großes Talent, weißt du das? Nein, du weißt es nicht, aber ich kann es sehen und fühlen. Die Art und Weise, wie du mit den Pferden umgehst, zeigt mir, dass du einfach ein Gespür, nein, lass es mich anders ausdrücken, du hast das Gespür für die Tiere. Und glaub mir, die Tiere merken das.« Eine kurze Pause entstand, die Frau nippte an ihrem Wein, stellte das Glas aber gleich wieder auf den Tisch. »Du liebst die Pferde doch, oder? Natürlich, was für eine dumme Frage von mir. Und die Pferde lieben dich. Komm, gib mir deine Hand, ich will dir etwas zeigen.«
    Das Mädchen zögerte einen Moment, reichte der Frau aber schließlich die Hand.
    »Du hast sehr schöne Hände. Deine Finger sind so zart und zerbrechlich … Du fragst dich bestimmt, weshalb ich dir das sage, und ich will auch nicht lange um den heißen Brei herumreden.« Die Frau hielt noch immer die warme Hand in ihrer und streichelte sanft über den Handrücken. »Weißt du, Pferde sind groß und stark. Ein Tritt von ihnen kann genügen und du bist tot. Aber Pferde sind gleichzeitig sehr empfindsam und zerbrechlich, so wie deine Finger. Und doch bist du in der Lage, mit diesen Fingern ein Pferd zu beherrschen. Aber man beherrscht Pferde nicht, indem man ihnen wehtut, nein, ganz im Gegenteil, sie reagieren schon auf diekleinsten Berührungen, denn Pferde sind die sanftesten Wesen, die ich kenne. Viele meinen, man müsste ihnen die Peitsche geben oder ihnen mit Sporen in die Seite treten, damit sie gehorchen. Doch den Schmerz, den ein derart hochsensibles Wesen dabei empfindet, den erkennen diese Menschen nicht. Man mag es kaum glauben, doch Pferde spüren sogar, wenn eine Fliege über sie drüberkrabbelt. Das aber ist den wenigsten Menschen bekannt. Ein Pferd gehorcht schon, wenn du es mit den Fingern zwischen den Ohren streichelst und es dabei liebevoll anschaust. Komm, schau mich an …«
    Das Mädchen hob den Blick, die Stirn nun ein klein wenig in Falten gezogen, und sah der Frau für einen kurzen Moment in die Augen.
    »Mit deinen Augen kannst du alles bewirken. Du bist ein wunderbares Mädchen und ein sehr hübsches dazu. Bestimmt hast du schon einen Freund …«
    »Nein, ich habe keinen Freund«, wurde sie von dem Mädchen unterbrochen, das die Berührung mit einem Mal nicht mehr als unangenehm empfand.
    »Noch nie einen gehabt?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht«, erwiderte das Mädchen scheu lächelnd und sah die Frau diesmal direkt an. »Außerdem bin ich erst vierzehn, Jungs haben noch Zeit.«
    »Ich kenne Mädchen, die haben schon mit zwölf oder dreizehn einen festen Freund«, erwiderte die Frau und schüttelte den Kopf. »Aber ich muss ganz ehrlich sagen, es ist besser, ein wenig zu warten, als sich zu früh … Du weißt schon, was ich meine. Wenn ich eine Tochter in deinem Alter hätte, fände ich es auch nicht gut, wenn … Aber das geht mich nichts an.«
    Sie streichelte noch immer über den Handrücken des Mädchens und fuhr fort, indem sie das Thema wechselte: »Was verspürst du eigentlich, wenn du im Sattel sitzt? Ich meine, du bestimmst, wohin das Pferd geht, wie schnell es geht, wann es anzuhalten hat. Was ist das für ein Gefühl?«
    »Ich weiß nicht genau, was Sie

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