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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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über das Geländer glitt. Er drückte sie schließlich senkrecht, Kopf nach oben, gegen das Geländer, schob sie bis zu den Schulterblättern darüber, atmete einige Sekunden tief durch, hob den Körper dann an den Oberschenkeln hoch, schob ihn weiter vor, versuchte, ihn auszubalancieren. Die Kette blieb am Geländer hängen, und er musste alle Kraft aufbieten, die Leiche weiter darüber hinwegzuschieben, was ein lautes, klirrendes Geräusch zur Folge hatte.
    Aber dann, nach einer letzten Kraftanstrengung, stürzte Charlie in die Tiefe, hinein in die Dunkelheit. Eine Sekunde danach hörte der Killer ein befriedigendes Platschen von unten: Charlies letzter Kopfsprung endete als Bauchklatscher in acht Meter tiefem Wasser.
    Der Killer rieb sich die Hände, spürte, dass sie feucht waren. Er blickte im Standlicht der Scheinwerfer auf sie hinunter.
O Gott, alles voller Blut. Wieder etwas, an das er nicht gedacht hatte. Und keine Möglichkeit, es schnell zu beseitigen. Er kniete sich hin, sah auf sein Hemd. Auch voller Blut …
    Mann, eine Komplikation nach der anderen … Wenn er tun wollte, was er vorhatte, wenn er das ausführen wollte, was die Götter unten im Flur von ihm verlangten, musste er verdammt viel gründlicher an die Dinge herangehen.
    Und er musste bald loslegen: Sie waren hungrig auf die erste Frau. Hatten es satt, nur Beschreibungen zu hören, nur von dem zu reden, was man alles machen könnte.
    Sie wollten etwas zum Fraß vorgeworfen bekommen. Und zwar bald …
    Er dachte an Millie Lincoln. Diese Frau löste irre Gedanken bei ihm aus, und die Vorstellung, ihr Blut spritzen zu sehen, machte ihn fast rasend.
    Nicht jetzt gleich; wenn er sich Millie Lincoln vorknöpfte, würden die Cops ihm ganz bestimmt sofort im Nacken sitzen.
    Aber er würde sie sich später greifen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Millie …
     
    Millie Lincoln hatte einen hübschen Körper, wie sie meinte - nicht Hollywood-Qualität, aber doch attraktiv. Vielleicht sollte sie ein paar Pfunde loswerden. Sie betrachtete sich in dem großen Spiegel, den sie und ihre Mitbewohnerinnen an der Rückseite der Wohnungstür angebracht hatten. Okay, ein paar Pfund weniger …
    »Hälst du meinen Hintern für zu dick?«, fragte sie Mihovil, der auf der Couch saß und in einem Dilbert-Comicheft blätterte.
    »Ich müsste ihn mir mal näher ansehen …«
    »Hey, ist er nun zu dick oder nicht?«
    »Jedes Mal, wenn ich ihn genauer betrachte, kriege ich einen Steifen«, sagte er. »Was willst du mehr?«

    Sie ging zu ihm, ließ sich neben ihm auf die Couch sinken und sagte: »Pizza.«
    »Ganz meiner Meinung. Ich bin am Verhungern.«
    Aber er steckte weiterhin die Nase in das Heft, ohne sie allerdings vollständig zu ignorieren. Sie kreuzte die nackten Beine und legte sie über seine. Er sagte »Pizza«, ließ das Heft auf den Boden fallen und strich mit den Händen sanft über ihre Beine. »Hmm. Sie sind kratzig.«
    »Ich hab sie mir ja auch seit einer Woche nicht mehr rasiert«, erwiderte sie.
    »Hör zu, rasier dir die Beine nicht, bis ich morgen wieder zu dir komme«, sagte er. »Dann rasiere ich dir die Beine.«
    »Sehr schön.« Es klang erwartungsfroh.
    »Ich bin gut im Umgang mit dem Rasiermesser. Du wirst’s erleben.«
    »Hmm.«
     
    Am nächsten Abend, als alle Mitbewohnerinnen ausgegangen waren, gingen sie unter die Dusche.
    Mihovil erzählte ihr, sein erstes großes Erlebnis in den USA sei die Dusche in der Wohnung der Familie in New York gewesen. In dem Flüchtlingslager in Europa, aus dem sie gekommen waren, hatte es kein fließendes Wasser gegeben, und als sie in New York in die kleine Wohnung in Brooklyn gezogen waren, sei das der Himmel auf Erden gewesen.
    »In Wirklichkeit war’s das nicht - es war das verdammte jugoslawische Ghetto, aber uns kam’s wie der Himmel auf Erden vor. Das heiße Wasser in der Dusche! Ich ließ es oft eine ganze Stunde auf mich runterregnen. Jeden Morgen vor der Schule, jeden Mittag nach der Schule und jeden Abend vor dem Schlafengehen ging ich unter die Dusche. Was es bedeutet, heißes Wasser zu haben, indem man einfach einen Hahn an der Wand aufdreht, kann man erst verstehen, wenn man diesen Luxus nicht gehabt hat.«

    Als er zur Facharztausbildung nach Mankato gekommen war und seine erste eigene Wohnung beziehen konnte, hatte er umgehend den installierten Duschkopf abgeschraubt und durch einen anderen ersetzt, den er in einem Geschäft für sanitäre Einrichtungen gekauft hatte - einen

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