Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
hinter Popes Abstellplatz. Einige der Wohnmobile waren in gutem Zustand, die kleinen Grundstücke gepflegt, aber bei den meisten war das nicht der Fall. Wie auch immer, Popes Behausung samt näherer Umgebung stellte den Slum der Anlage dar.
Mark Fox saß auf der Kühlerhaube seines Jeeps, den er auf der von Unkraut überwachsenen Parkfläche abgestellt hatte. Fox war ein großer, schlanker Mann mit wettergegerbtem Gesicht und trug ein schwarzes T-Shirt, eine Jeansjacke, Jeans und schwarze Boots. Er rauchte eine Zigarette, als Lucas und Sloan aus dem Porsche stiegen. Er drückte sie auf einer Roststelle in der Kühlerhaube aus, als sie näher kamen.
»Die Staatsregierung scheint ja tolle Gehälter zu zahlen, wenn es sich ihre Cops erlauben können, im Porsche rumzufahren«, sagte er, als sie sich die Hand schüttelten.
Lucas zuckte die Achseln: »Man sollte in diesem Teil des Staates einen Geländewagen fahren, um sein Ziel überhaupt erreichen zu können.«
Sloan verdrehte die Augen. »Jetzt kennt man sich kaum drei Sekunden, und schon geht die Frotzelei los … Ist das da Popes Wohnwagen?«
Fox sah zu dem Wrack hinüber und sagte: »Ja. In seiner ganzen Pracht. Kommen Sie, gehen wir rein.«
»Ich weiß jetzt, warum Pope abgehauen ist«, erklärte Sloan. »Wenn das mein Zuhause wäre, würde ich auch so schnell wie möglich wegrennen.«
»Na ja, drinnen ist es anders«, sagte Fox. »Da ist’s noch schlimmer.«
Er führte sie in den Wohnwagen. Ein säuerlicher Geruch nach menschlicher Ausdünstung hing in der Luft, unterlegt vom Gestank nach fauligem Abwasser: Entweder war ein Abwasserrohr undicht, oder die Toilette funktionierte nicht. Sloan rümpfte die Nase und sagte: »Hier riecht’s nach Achselhöhle mit eingeklemmter fauler Zwiebel.«
Die winzige Küche war zu klein für alle drei, und Fox ging zwei Meter weiter in den Raum, der das Wohnzimmer sein sollte. Die Küche bestand aus verbeulten kleinen Metallschränken, einem Herd von der Größe eines Brotbretts
und einer gelben Mikrowelle. Fox sagte: »Als er die elektronische Fessel durchgetrennt hatte, ließ er sie hier auf dem Fußboden liegen und ist spurlos verschwunden.«
»In den letzten Tagen hat ihn niemand mehr hier gesehen?«
»Nein. Ich habe das überprüft - wenn er hier gewesen wäre, hätte man ihn wahrgenommen. Er ist ein Typ, den man nicht übersehen kann.«
»Und diese Wohnwagenanlage hier ist ja nicht groß«, warf Sloan ein.
»Alle gehen davon aus, dass er sich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht hat«, sagte Fox. »Soweit man weiß, hat er allerdings keinen Wagen.«
»Kein Wagen«, sagte Lucas verwundert. Er sah Sloan an, der die Achseln zuckte. Wie bewegte er sich fort, wenn er keinen Wagen hatte?
»Nein, ich denke nicht«, sagte Fox. »Charlie fuhr mit dem Bus. Er hat im Knast und nach seiner Entlassung nicht genug verdient, um sich größere Anschaffungen leisten zu können. Als ich zum letzten Mal mit ihm sprach, sagte er, sein Verdienst würde komplett für Kleidung und Essen draufgehen. Ich hab ihm das geglaubt.«
»Wie viel kostet ein alter, klappriger Wagen?«
»Vielleicht kriegt man für tausend Dollar irgendeine Rostlaube, aber so viel hatte er nicht.«
»Verwandte?«
»Seine Mutter lebt noch, aber sie ist ärmer als die ärmste Kirchenmaus,« antwortete Fox.
»Er hat seinen Job einfach hingeschmissen?«
»Ja. Ich bin zu seinem Boss gegangen - Pope arbeitete bei einem Müllabfuhrunternehmen -, und der sagte, Pope sei einfach von einem Tag auf den anderen nicht mehr aufgetaucht.«
»Schuldet man ihm noch Lohn?«, fragte Lucas.
»Ja, für drei Tage«, antwortete Fox.
»Hmmm.« Sie schauten sich weiter in dem Wohnwagen um. Pope hatte offensichtlich seine Kleidung mitgenommen, wie sie übereinstimmend feststellten, denn es war fast keine mehr da. Sie fanden lediglich einen geöffneten Dreierpack schwarzer Jockey-Shorts unter dem Ausziehbett, in dem noch eine Unterhose steckte, dazu rund ein Dutzend DVDs. Lucas sah sie sich an: »Strokemaster Finals, Fantasic Facials, Best of Anal Adventures 24 …«
»Dieser menschenverachtende Dreck«, knurrte Fox.
»Strokemaster könnte allerdings auch eine Anleitung zum Golfspielen sein«, sagte Sloan.
Lucas deutete auf einen billigen Farbfernseher und einen noch billigeren DVD-Player, der auf einer Pappkiste vor dem Bett stand. »Er hat seine Filme, seine neue Unterhose und den Fernseher nicht mitgenommen. Vielleicht wollte er einfach nur mal kurz
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