Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Sind Sie’s?« Ignace zog sein Notizbuch aus
der Gesäßtasche und hastete zur Wand des nächsten Gebäudes, setzte sich auf den Gehweg, lehnte den Rücken gegen die Wand, klemmte das Handy zwischen rechte Schulter und Ohr. »Woher haben Sie meine Handynummer?«
»Ich hab bei der Zeitung angerufen und gesagt, ich wär ein Cop, ich hätt was ganz Wichtiges, und man hat mir Ihre Nummer gegeben. Und ich hab die Wahrheit gesagt: Es ist was Wichtiges, glauben Sie’s mir …«
»Was?«
Pope lachte. »Ich hab sie.«
Ignace kapierte eine Sekunde nicht, was Pope meinte, und fragte erneut: »Was?«
»Ich hab sie. Die Nächste.«
Ignace fing mit den Kurzschriftnotizen an. »Wer ist es?«
»Carlita Peterson. Ich hab sie drei Wochen lang beobachtet. Jetzt hab ich sie im Wagen, will aufbrechen, bringe sie die I-35 hoch in die tiefen Wälder. Ich kenne eine alte, leere Hütte da oben, in der kann man prima kampieren.«
»Um Gottes willen, Mann, das dürfen Sie nicht, Sie müssen aufhören …«
»Nein, Roo-Fay, das mache ich nicht«, entgegnete der Wisperer. »Ich sage Ihnen, was ich tun werde. Ich werde heute Abend ein bisschen Zeit drauf verwenden, die Förmlichkeiten zwischen ihr und mir zu beseitigen. Morgen schicke ich sie dann los in den Wald, gebe ihr eine Minute Vorsprung - ich gucke nicht mal hin, in welche Richtung sie wegläuft. Und dann marschiere ich mit meinem Rasiermesser hinter ihr her. Vielleicht kommt sie ja davon.«
»O Gott …«
»Meine andere Frau hat mich dazu getrieben; ich bin drei Tage mit einem Dauerständer rumgelaufen, weil sie so verdammt scharfe Sachen sagt - sie treibt mich noch in den Wahnsinn … Aber das, was ich vorhabe, bringt alles für eine Weile wieder in Ordnung. Sie kennen das doch - wenn man
mal ordentlich gefickt hat, muss man’s eine Zeit lang nicht unbedingt wieder haben. Na ja, wenn ich mir diese Frau da gegriffen hab, brauche ich mir keine Sorgen zu machen, ich könnte mir meine andere Frau schnappen.«
»Oh mein Gott …«
»Hey, es juckt Sie doch bestimmt auch ein bisschen in den Eiern, wenn Sie sich das alles vorstellen, oder?«
»Hören Sie, Mr. Pope, bitte lassen Sie diese Frau frei! Lassen Sie sie laufen. Sehen Sie es doch ein, Sie brauchen Hilfe … Ich schreibe alles, was Sie wollen, ich bringe Ihre ganze Story, alles, was Sie zum Ausdruck bringen möchten, wenn Sie die Frau laufen lassen …«
»Hey, ich scheiß drauf, Roo-Fay. Zu spät für all so’n Quatsch. Aber ich will Ihnen noch was sagen - Sie haben den Rest von heute und die ganze Nacht, um mich und die Frau zu finden. Ich erledige sie erst morgen am Vormittag, aber mehr Zeit gibt’s nicht. Sagen Sie das den Cops.«
Klick.
Ignace starrte einen Moment wie betäubt auf das Handy, stand dann auf, wischte sich unbewusst über den Hosenboden, machte ein paar Schritte, lief dann los, rannte, so schnell er nur konnte, mit rudernden Armen, das Notizbuch in der Hand, die Straße hinunter zur Zeitungsredaktion, und unterwegs stieß er immer wieder aus: Mann, Mannomann, o Gott, Mannomann …
Carol streckte den Kopf durch die Tür zu Lucas’ Büro und sagte: »Wenn Ihre Nase nicht zu wehtut zum Reden - ein Mann namens Rufus ist am Telefon. Er sagt, er sei Reporter bei der Star - Tribune, und es sei sehr dringend.«
Lucas griff zu Telefon. »Davenport.«
»Er hat mich gerade wieder angerufen!«, stieß Ignace hervor. »Vor einer Minute. Auf meinem Mobiltelefon.«
»Heilige Scheiße …«, murmelte Lucas.
»Er hat gesagt, er hätte sich eine Frau mit Namen Carlita Peterson geschnappt, warten Sie, warten Sie einen Moment, ich habe die Nummer des Telefons, von dem aus er angerufen hat …«
Lucas setzte sich auf und rief Carol zu: »Wir müssen ein Telefon aufspüren. Rufen Sie Dave an …«
Ignace fragte: »Sind Sie bereit? Hier ist die Nummer …«
Er sagte sie auf, und Lucas rief sie Carol zu, die umgehend zurückrief: »Dave hat sie, er sucht den Ort …«
Lucas wandte sich wieder Ignace zu: »Er sagte, er habe diese Frau bereits in seiner Gewalt?«
»Ja, das hat er gesagt. Und er sagte, er werde mit ihr nach Norden in die Wälder fahren und heute Abend eine Weile mit ihr rumficken, und morgen werde er sie laufen lassen und sich dann mit dem Rasiermesser auf die Jagd nach ihr machen.«
»Sind Sie sicher, dass es Pope war?«
»Es war derselbe Mann wie letztes Mal.«
Carol rief: »Carlita Diaz Peterson, Northfield. Ein Mobiltelefon. Die Adresse folgt gleich.«
Lucas rief zurück:
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