Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Wagen durch den Verkehr zu steuern. Er war mit hundert Meilen pro Stunde über eine durchgezogene weiße Linie nach rechts abgekommen, und er zog den Wagen schuldbewusst wieder nach links auf die Überholspur. Er hasste es, wenn andere Autofahrer am Steuer telefonierten …
Und verdammt, was war ihm beim ersten Lesen der Gesprächsniederschrift merkwürdig vorgekommen? Irgendetwas hatte sich in seinem Kopf festgesetzt wie ein schmalziger alter Song, und es gelang ihm nicht, das Grübeln über die Ursache zu verdrängen. Es war keine offensichtliche Sache, sondern irgendetwas Subtiles …
Er hielt den Lexus bei Tempo hundert; bei höheren Geschwindigkeiten wurde der Wagen instabil. Dieses Tempo
reichte jedoch, Northfield nach etwas mehr als einer halben Stunde zu erreichen. Er folgte den Angaben des Navigationsgeräts, wechselte von der I-35 auf den Highway 19, kam an einer Malt-O-Meal-Fabrik vorbei, über eine Brücke und schließlich auf die Division Street. Er bog nach links auf die Seventh Street ab, und dann ging es einen Hügel hinauf, bis links vor ihm zwei Streifenwagen vor einem kleinen blaugrauen, von Ahornbäumen umgebenen Fachwerkhaus auftauchten.
Zwei Cops lehnten an einem der Streifenwagen und beobachteten, wie Lucas den Wagen am Straßenrand abstellte. Er schaltete den Motor aus, nahm das Blaulicht vom Dach und legte es auf den Beifahrersitz, dann ging er über die Einfahrt auf die Cops zu. Eine baufällige Garage stand hinter dem Haus, und neben einer Seitentür war ein Stapel Feuerholz aufgeschichtet.
»Davenport?«, fragte einer der Cops.
»Ja. Irgendwas Neues?«
Der Cop schüttelte den Kopf. »Nichts, was Sie nicht schon wüssten. Ein Blutfleck, ein zerschnittenes Seil. Sieht nicht gut aus.«
»Wer ist im Haus?«
»Nur der Leiter der Ermittlungen, Jim Goode. Der Chief ist im Büro, koordiniert den Einsatz. Wenn Sie ins Haus gehen, sollten Sie die Hintertür benutzen.«
Lucas ging zur Rückseite des Hauses, stieg die Stufen zu einer kleinen Holzveranda hoch und blickte durch die Maschen der Fliegentür nach innen. Ein dünner Mann in einem karierten Hemd und einer grauen Hose telefonierte gerade mit seinem Handy. Er sah Lucas, sagte ins Telefon: »Einen Moment«, dann zu Lucas: »Lucas Davenport?«
»Ja.«
»Ich bin Jim Goode. Wenn Sie mit dem Fingernagel an
der Ecke der Tür ziehen, geht sie auf. Vorsicht, wir dürfen keine Spuren verwischen.«
Lucas öffnete die Tür und achtete darauf, dass er weder den Türrahmen noch die Klinke berührte. Er kam in die kleine Küche mit Laminatschränken und einer schmalen, u-förmigen Theke mit Plastikoberfläche, einem Porzellanspülbecken, das altersbedingt gelblich angelaufen war, sowie einem mit unebenem Linoleum ausgelegten Fußboden.
Die Wände waren weiß getüncht, und überall standen Töpfe und Vasen herum, einige mit Blumen, Geranien und gelben Schnittrosen. Ein kleiner, mit einem gestickten Tuch bedeckter Frühstückstisch stand unter einem hellen Fenster, dazu zwei hellblaue Stühle, an jeder Seite einer. Der Raum wirkte gemütlich, gleichzeitig aber auch irgendwie verlassen. Das Haus stammte wahrscheinlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, schätze Lucas, und es war mindestens seit den 1970er Jahren nicht mehr renoviert worden.
Ein etwa fußlanger, rötlich schwarzer Blutstreifen war auf dem Boden zu erkennen. Jemand war hineingetreten und hatte ihn verwischt. Nicht viel Blut, dachte Lucas - weniger, als er durch den Schlag auf die Nase verloren hatte. Nicht weit davon entfernt lagen die Stücke eines gelben Plastikseils, von der Art, wie man es zum Zusammenbinden von Planen benutzt. Goode sagte in sein Handy: »Ja, wir müssen den Umkreis erweitern. Hmm, hmm, mindestens so weit. Und die Cops vom Dakota County müssen diese Ecke abdecken … Okay. Hmm, vielleicht kann das die Highway Patrol machen … Hmm, hmm. Okay. Davenport ist inzwischen hier, ich melde mich bald wieder.«
Er beendete das Gespräch, streckte die Hand aus, und als Lucas sie schüttelte, sagte Goode: »Wir haben alle verfügbaren Leute im Einsatz auf den Landstraßen. Wenn er die Frau
hier in unserer Gegend irgendwohin bringen will, muss er ja zur Zeit unterwegs sein. Wir haben Fotos von Pope und Peterson aus dem Computer runtergeladen und ein paar hundert Kopien gemacht, und Studenten von St. Olaf und Carleton fahren in ihren Wagen rum und verteilen sie im Umkreis von zwanzig Meilen.«
»Ich hoffe, es stolpert keiner von ihnen über Pope.«
»Sie
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