Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
ließ sich von der Sonne wärmen und drehte unsicher ihr Bierglas in der Hand.
    »Leicht ist es nicht für mich, allein, aber mein Mann und ich haben viele schöne Jahre miteinander gehabt, sie hat nicht so ein Glück«, flüsterte die rote Karin mir zu. »Ihren Mann habe ich natürlich auch eingeladen, aber er ist wie immer nicht mitgekommen. Er geht so gut wie nie mit ihr fort.«
    »Warum?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich jedenfalls würde mir das nicht gefallen lassen.«
    »Alle sind eben nicht wie Sie.«
    »Das können Sie laut sagen. Wahrscheinlich ist das eh ein Glück. Nehmen Sie sich noch eine Frikadelle, die sind ziemlich gut geworden.«
    »Später.«
    »Grete hat mir von Ihrer Tour durch den Supermarkt erzählt. Unser Filialleiter, an sich heißt er Feinfurter, aber wir nennen ihn Frankfurter, weil er einem bleichen Würstchen so ähnlich ist, er hat gesagt, dass wir nicht mit Ihnen reden sollen. Er habe Ihnen klar gemacht, dass Sie sich an die Pressestelle wenden müssen. Beinahe gebrüstet hat er sich damit, Sie vertrieben zu haben. Dabei ist er sonst ganz umgänglich, aber da ist wohl ein Befehl von oben gekommen. Grete hat ein schlechtes Gewissen, immerhin hat sie Sie ja um Hilfe gebeten. Aber ich finde, das ist Schnee von gestern.«
    Ich nickte und erzählte ihr, dass mir Generaldirektor van der Fluh über den Weg gelaufen war.
    »Das glaub ich schon, dass der von nichts gewusst hat«, sagte die rote Karin. »Es gehört mit zum Geschäftsprinzip, nur das zu wissen, was man wissen will. Von wegen dezentral und Verantwortung nach unten geben und so. In Wirklichkeit hat die Direktion überall ihre Finger drin. Ich weiß das, weil ich als Betriebsrätin mehr erfahre als die anderen. Normalerweise merkt man von den Herren in der Direktion bei uns ja kaum was, aber sie sind immer da. Durch ihre Stellvertreter.«
    »Sie meinen den Filialleiter?«
    »Aber geh, Filialleiter haben bei uns nicht viel zu sagen, dafür aber eine Menge Arbeit. Wenn etwas schief läuft, sind sie schuld. Und sie müssen alles durchdrücken, was von oben kommt. Dabei werden sie nicht einmal besonders gut bezahlt dafür. Nicht geschenkt möchte ich diesen Job.«
    »Also Sascha Heller.«
    »Ja, zum Beispiel er und die ganze Partie dieser Regionaldirektoren. Der Heller ist nicht einmal einer der Schlimmsten. In Salzburg ist eine Frau Regionaldirektorin. Das soll eine ganz Arge sein. Da denkst du dir, mit einer Frau müsste es besser laufen, und dann führt sie sich auf wie die schlimmsten Männer. Na ja. Jedenfalls ist das wieder einmal typisch, dass der Generaldirektor von nichts wissen will. Das System, mit dem er seine kleinen Direktoren die Drecksarbeit erledigen lässt, ist einfach: Sie bekommen Prämien. Die Zentrale gibt zum Beispiel allen Regionaldirektoren vor, mit welchen Personalkosten sie in ihren Filialen auskommen müssen. Wenn sie die Vorgabe erreichen, gibt es die Prämie. Wenn sie die Vorgabe übertreffen, gibt es eine Zusatzprämie. Kein Wunder, dass da Dienststunden manchmal plötzlich verschwinden, obwohl sie ursprünglich von den Verkäuferinnen eingetragen worden sind. Aber die letzte Kontrolle über diese Eintragungen hat eben der Regionaldirektor.«
    »Und dann?«
    »Na entweder man wehrt sich, oder man hält den Mund. Aber die meisten halten eben leider lieber den Mund. Vom Filialleiter gibt es wenig Rückendeckung. Er ist ja mit dabei im Prämienspiel. Bei ihm geht es allerdings nicht um die Personalkosten, damit hat er nichts zu tun, sondern um den Umsatz. Die Strategen in der Zentrale rechnen für jede Filiale ein Ertragsziel aus. Mitzureden hat so ein Filialleiter nichts, aber wenn er das Ziel erreicht, dann gibt es Geld für ihn. Nicht viel in diesem Fall, aber immerhin. Also schauen sie, dass so viel wie möglich verkauft wird und so wenig wie möglich verdirbt.«
    »Wie häufig werden abgelaufene Waren eigentlich umdatiert?«
    »Vergessen Sie es. Das geht eigentlich nur beim Fleisch, und da hab ich es eingestellt. Öfter als ein paarmal im Jahr ist so was nie vorgekommen.«
    »Er hat es akzeptiert, dass Sie sich weigern?«
    »Was hätte er tun sollen? Das geht ja alles unter der Hand. Offiziell weiß die Geschäftsleitung auch davon nichts, will es nicht wissen. Also kann er sich schlecht über mich beschweren. Außerdem, glaube ich, ist es ihm ohnehin lieber. Er ist im Prinzip anständig.«
    Grete blickte unschlüssig zu uns herein. Ich prostete ihr zu. Sie schien das für eine Aufforderung zu halten

Weitere Kostenlose Bücher