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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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kann.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht, ich wollte es nicht drauf ankommen lassen.«
    »Auch mir konntest du nicht die Wahrheit sagen?«
    »Ich kannte dich doch kaum, außerdem … Das wäre doch ein Bombenstoff für deine Zeitung gewesen.«
    »Ohne Beweise? Kaum.«
    »Du hättest versucht, welche zu bekommen.«
    »Mein Chefredakteur hätte die Story niemals gebracht.«
    »Jedenfalls …«
    »Jedenfalls ist Heller jetzt tot. Wo warst du gestern Nacht?«
    Sie sah mir erschrocken ins Gesicht. »Das meinst du nicht …«
    »Ich nicht, aber andere könnten meinen.«
    »Sie wissen ja nichts davon, dass Heller hinter der Aktion im Lager gesteckt hat, und so soll es auch bleiben.«
    »Aktion? Er hätte dich fast umgebracht. Warum?«
    Sie hob die Hände und ließ sie mit einer resignierenden Geste wieder sinken. »Ich weiß es nicht. Ich zermartere mir den Kopf, aber ich weiß es nicht. Ich war gestern Nacht jedenfalls hier in meiner Wohnung.«
    »Allein?«
    »Natürlich, was sonst?«
    »Hast du mit jemandem telefoniert?«
    »Nein, hab ich nicht. Niemand wird zwischen mir und Heller eine Verbindung vermuten.«
    »Hoffentlich. Jedenfalls frage ich mich … Könnte es vielleicht doch sein, dass Heller dich als übereifrige Betriebsrätin ausschalten wollte?« Mir kam die Frage, schon während ich sie formulierte, lächerlich vor. Wir waren nicht im Chicago der Zwanzigerjahre.
    Karin schüttelte den Kopf. »Ich kann’s mir nicht vorstellen, natürlich habe ich ihn etwas geärgert, aber mehr kann ich nicht tun. Meine Kolleginnen wollen ohnehin keinen Ärger, selbst wenn das auf ihre Kosten geht.«
    »Wie hat Heller reagiert, als du ihm erzählt hast, dass du weißt, wer die Cognac-Kisten auf dich gekippt hat?«
    »Ich hab es ihm nicht direkt gesagt. Ich hab nur gesagt, dass ich weiß, was läuft und was im Lager los war. Deutlicher wollte ich nicht werden, weil ich ja keine Ahnung habe, warum er es getan hat. Er ist ganz bleich geworden und hat mich gefragt, wovon ich überhaupt rede. Ich habe gesagt, dass ab jetzt die Schikanen aufhören müssen, und er hat einfach stumm mit dem Kopf genickt.«
    »Weiß jemand von eurem Treffen?«
    »Wer soll davon wissen? Niemand weiß davon. Außer dir jetzt.«
    Ich nickte und schwieg.
    »Außerdem«, fuhr die rote Karin fort, »wer hätte mir schon geglaubt? Ich bin eine aufsässige Fleischerin, und er ist Regionaldirektor. Wie wird die Polizei da schon reagieren?«
    »Ich hätte dir geglaubt. Und Grete wohl auch.«
    »Und mit welchem Ergebnis?«
    »Ich muss gehen.«
    »Jetzt bist du sauer.«
    »Du lässt uns die ganze Zeit im Dunkeln tappen, spinnst dir irgendwelche gewerkschaftlichen Vorteile zusammen, was erwartest du dir?«
    Sie sah zu Boden. »Ich weiß nicht … Eh nichts. Wahrscheinlich hat Grete Recht. Man kann eben nichts tun.«
    »Kann man doch.«
    »Zur Polizei gehen?«
    »Jetzt? Keine Ahnung. Ich muss nachdenken.«
    »Die Sache muss geklärt werden.«
    »Und ich weiß nie, ob du die Wahrheit sagst oder gerade wieder einmal höhere Gewerkschaftsziele verfolgst.«
    »Du hast etwas gegen die Gewerkschaft.«
    »Nur gegen Funktionäre.«
    »Wie viele von ihnen kennst du?«
    Besonders viele kannte ich nicht, das musste ich zugeben. Höchste Zeit, heimzufahren und diesen unerfreulichen Tag zu vergessen.
    »Wirst du mir helfen, die Sache aufzuklären?«, fragte Karin.
    »Ich dir helfen? Wie willst du die Sache ›aufklären‹? Sei froh, wenn du nicht selbst unter Verdacht kommst.«
    »Eben. Schon deshalb geht mich die Sache was an.«
    »Ich denk darüber nach.«
    »Ja.«
    Ich stand auf.
    Wir standen stumm im Vorzimmer, das gerade groß genug war, um fünf Zentimeter Abstand zwischen uns zu lassen. Sie klopfte mir auf die Schulter und umarmte mich dann. »Tut mir Leid«, sagte sie.
    Ich umarmte sie auch.
    Oskar saß mit meiner Katze auf dem Schoß vor dem Fernseher. Als ich kam, schaltete er ihn mit der Fernbedienung aus und rief mir zu: »Ich hab mir schon etwas Weißbrot genommen, sonst wäre ich verhungert. Warum hätte ich Gismo keine Oliven geben sollen?«
    Ich warf meine Handtasche auf den Sessel im Vorzimmer, zog die Jacke aus und ging zu Oskar, um ihm einen Kuss zu geben. »Weil sie den gesamten Prosciutto gestohlen hat.«
    Er kraulte die Katze weiter und sagte: »Oje.«
    »Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist. Willst du trotzdem das vollständige Menü?«
    Wir einigten uns auf die schon vorbereiteten »bigoli con tonno« und auf ein Risotto. Oskar bestand darauf,

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