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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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dass er schon seine Wunder erleben wird, wenn er sich nicht endlich an die Vorschriften hält und zur Belegschaft fair ist.«
    »Denk nach: Hattest du mit ihm einen Auftritt, kurz bevor er die Cognacflaschen auf dich gekippt hat?«
    »In den letzten Monaten gab es regelmäßig solche Streitereien. Aber nicht nur mit ihm. Auch mit Feinfurter. Die Fleischqualität wird immer schlechter, das geht schon ein paar Monate so. Dann hat er wieder einmal durch die Blume angeregt, dass wir schon abgelaufenes Fleisch auspacken und in den offenen Verkauf geben sollen. Es stimmt, dass ich mein Kontingent an Retourware überschritten habe, aber was will man machen, wenn die Qualität nicht passt? Mit Heller ist es auch immer schlimmer geworden, seit er seinen neuen schwarzen Porsche bekommen hat. Offenbar hat er das Gefühl gehabt, noch mehr Geld einsparen zu müssen, um noch höhere Prämien zu kassieren. Sein ganzes Designergewand …« Karin zischte abschätzig: »Wer nichts ist und nichts kann, braucht wenigstens ein paar Designerklamotten, damit er nach etwas aussieht.«
    »Wie viel verdient ein Regionaldirektor?«
    »Keine Ahnung, das halten sie sicherheitshalber geheim, es könnte böses Blut machen.«
    »Aber ein Porsche kostet viel Geld, seine Kleidung hat offenbar auch viel gekostet. Kann das mit seinem Gehalt gehen?«
    »Meinst du, dass er selbst Grete überfallen hat, um sich etwas Benzingeld zu verschaffen? Da bist du falsch gewickelt. Erstens war der Räuber laut Grete deutlich größer, und zweitens hat seine Mutter Geld wie Heu.«
    »Woher weißt du das?«
    »Spricht sich eben herum.«
    »So wie manches andere.«
    Karin seufzte. Von ihrem üblichen Optimismus war nichts mehr übrig. »Du sagst es.«
    Ich beantwortete gerade eine wütende E-Mail des Agenten von Nordenthal. Er beschwerte sich über unsere Reportage und darüber, dass die »privaten Verhältnisse« seines Klienten »entstellt« an das »Licht der Öffentlichkeit gezerrt« worden seien. Als ob Agenten nicht die Hälfte ihrer Zeit damit beschäftigt wären, ihre Stars samt ihrem Privatleben an Medien zu verkaufen.
    Das Telefon läutete. Dankbar für eine Unterbrechung hob ich ab. Vesna klang schon wieder aufgeregt. Was für ein Tag. Ich seufzte und sehnte mich weit weg. War Karin etwa zurückgekommen und hatte erneut Radau geschlagen? Keine Zeit, noch einmal ihr Kindermädchen zu spielen. Dann erst hörte ich genauer hin.
    »Kann nicht reden am Handy. Ich muss dich sofort sehen, Mira Valensky. Wir haben einen entscheidenden Fortschritt. Aber ich muss beraten mit dir. Schnell.«
    »Wo bist du?«
    »Im Ultrakauf.«
    »Wie lange noch?«
    »Bin fertig.«
    »Ich hole dich ab.«
    »Es ist nicht gut, wenn sie uns zusammen sehen. Ich nehme die U-Bahn, und wir treffen uns beim Türken an der Ecke von der Redaktion. Gut?«
    Ich sah auf die Uhr. Es war ohnehin schon halb zwei, und ich hatte heute nicht einmal gefrühstückt. Ich löschte sowohl meinen Antwortentwurf als auch die E-Mail des Agenten, schnappte meine Tasche, nahm die schwarze, seidengefütterte Jacke vom Haken und lief nach unten.
    Von meinem gemischten Vorspeisenteller war fast nichts mehr übrig, als Vesna endlich hereineilte. Anders als sonst, blieb sie nicht an der Theke stehen, um einige Stücke der viel zu süßen und viel zu fetten türkischen Desserts mitzunehmen. Sie ließ sich samt Mantel in den Sessel vis-a-vis von mir fallen, sah sich vorsichtig um und flüsterte dann: »Ich habe die Cognacdiebe.«
    Nachdem wir zwei große Dönerkebab gegessen hatten, nachdem wir hin und her überlegt hatten, wie wir weiter vorgehen sollten, stand fest: Wir würden der Mordkommission ein anonymes Gedächtnisprotokoll schicken. Nur so hatte Vesna eine Chance, weiter unerkannt im Ultrakauf zu arbeiten. Ich bat Vesna, alles möglichst detailgetreu aufzuschreiben. Am Abend setzte ich mich gemeinsam mit ihr vor den Laptop und formulierte das Protokoll so um, dass nicht mehr auf jemanden mit anderer Muttersprache geschlossen werden konnte:
    »Anonymes Gedächtnisprotokoll.
    Ich will keine Kollegen anzeigen, aber trotzdem zu den Ermittlungen im Mordfall beitragen. Deswegen erhalten Sie dieses Protokoll anonym.
    Wie immer sah ich mich gestern im Lager um. Durch meine Tätigkeit habe ich freien Zugang. Wie Sie wissen, sind im Lager nicht nur die Lagerarbeiter, Regalauffüllerinnen und Verkaufspersonal unterwegs, sondern auch Zulieferer von Waren, die mit ihren LKWs bis in die Halle fahren können. Zu Mittag

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