Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
sei dran.« Das klang nach dicker Luft im Hause Droch.
    »Ich hab mich mit meinem Namen gemeldet.«
    »Glaube ich dir. Nur für den Fall, dass du jemals heiraten solltest: Vereinbare, dass ihr euch nach zehn Jahren wieder scheiden lasst.«
    »Wie lange bist du verheiratet?«
    »Dreiunddreißig Jahre.« Das klang so, als wäre es nicht dreimal, sondern dreißigmal zu lang. Mir war klar, dass Droch ein ziemlicher Egoist sein konnte – auch daheim.
    »Du warst mit der Schneyder essen?«
    »Weißt du doch.«
    »Was hat sie dir erzählt?«
    »Deswegen rufst du mich jetzt an?«
    »Es stehen miese Gerüchte im ›Blatt‹.«
    »Das Blatt besteht aus miesen Gerüchten, deswegen lesen es die Leute gerne.«
    Droch hatte heute offenbar seinen menschenfreundlichen Tag. »Anschuldigungen gegen Karin Frastanz, die Leiterin der Fleischabteilung, die Betriebsrätin, ich habe dir von ihr erzählt. Und jetzt wollte ich wissen …«
    »Ob mir Zuckerbrots Vertretung etwas Einschlägiges erzählt hat. Nein, hat sie nicht. Wir haben nur sehr wenig über den Fall gesprochen. Sie hat sich über die Machos ausgeweint, die sie nicht akzeptieren wollen.«
    »Ausgerechnet bei dir.«
    »Na ja, sie hat eben meinen weichen Kern erkannt. Eine sehr sympathische und intelligente Person übrigens.«
    »Sie wird dir eben schöngetan haben, auf so etwas fallen alle Männer herein.«
    »Ja und jetzt kommt der alte Witz, dass Männer eben besser schauen als denken können. Wobei sie wirklich attraktiv aussieht, muss man schon sagen.«
    Wollte er mich provozieren? Ich schluckte alles hinunter, was mir als Erwiderung einfiel. Allzu Schlagfertiges war ohnehin nicht dabei. »Hat sie dir nicht irgendetwas über den Stand der Ermittlungen erzählt?«
    »Nein, aber sie hat nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass du eine der wenigen halbwegs seriösen Journalistinnen bist – soweit das in unserem Beruf möglich ist. Nur mischst du dich eben gerne in Angelegenheiten, die mit deinem Ressort gar nichts zu tun haben.«
    »Und wer hat mitgemischt, als es um die Mordsache im Wahlkampf gegangen ist?«
    »Ich bin schließlich Chef der Innenpolitik.«
    »Wirst du dich wieder mit ihr treffen?«
    »Ja, solange Zuckerbrot auf Kur ist, geht sie an seiner Stelle mit mir einmal in der Woche mittagessen.« Wo Droch doch sonst kaum jemand an sich heranließ. »Aber du darfst auch mit mir essen gehen.«
    »Welche Ehre.«
    »Eben.«
    »Wenn du etwas herausfindest …«
    »Ich werde sie nicht aushorchen.«
    »Darum geht es nicht. Wie schätzt du sie ein?«
    »Ernsthaft?«
    »Ja.«
    »Sie ist klug und ehrgeizig, aber nicht besonders erfahren. Sie hat eine Menge Kurse belegt und ein abgeschlossenes Jusstudium. Offenbar wird sie jetzt quer durch die Abteilungen geschickt.«
    »Kann man sich auf sie verlassen?«
    »So gut kenne ich sie nicht. Warum fragst du?«
    Ich hatte Droch nie erzählt, dass Karin zu wissen glaubte, wer die Cognac-Kisten umgestoßen hatte. Aber auf ihn war jedenfalls Verlass. Er pfiff durch die Zähne.
    »Das wirft ein neues Licht auf die Sache – vorausgesetzt, es war so.«
    »Ja, aber es entlastet Karin nicht, ganz im Gegenteil. Irgendjemand muss mit dem ›Blatt‹ gesprochen haben.«
    »Ich weiß nicht …« Droch zögerte. »Die Kriminalbeamtin war es, glaube ich, nicht. Aber ihr nachträglich von der Geschichte zu erzählen, könnte die Fleischerin in Schwierigkeiten bringen. Die junge Kommissarin glaubt noch an den Rechtsstaat und daran, dass sich ihm alle unterzuordnen haben.«
    »Na dann wünsche ich fröhliches Speisen.«

10.
    Länger konnte ich das Telefonklingeln nicht mehr ignorieren. Genervt kletterte ich aus dem Bett und schlurfte ins Vorzimmer. Es war Vesna, sie klang aufgeregt wie selten. Karin Frastanz sei in den Ultrakauf gekommen, humple mit ihrem Gipsbein durch die Gänge und stoße Drohungen gegen alle aus, die sie anschwärzen wollten. Ich verzichtete auf eine Dusche, putzte mir nur rasch die Zähne und hetzte aus der Wohnung, ehe Gismo noch munter geworden war. Die Katze hatte meinen Lebensstil übernommen: Lange schlafen, spät zu Bett gehen. Nur, dass sie tagsüber noch ein längeres Nickerchen einschieben konnte.
    Ich parkte gerade mein Auto, als ich sah, wie der Filialleiter Karin mit Nachdruck aus der Türe des Supermarkts schob. Neben ihm stand Grete und versuchte, Karin zu beruhigen.
    »Ich möchte wissen, welches Miststück mit dem ›Blatt‹ geredet hat, vorher gehe ich nicht!«, schrie Karin. Ihre rote Mähne hing ihr ins

Weitere Kostenlose Bücher