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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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nicht in dem Gedächtnisprotokoll stand: Vesna hatte sich den beiden Gelegenheitsdieben gegenüber als Privatdetektivin ausgegeben, die im Auftrag des Unternehmens den Mordfall klären sollte.
    »Dass sie das geglaubt haben, zeigt schon, wie beschränkt sie sind«, fügte ich hinzu.
    Vesna sah mich böse an. »Warum sollte das wer nicht glauben? Mache ich etwa zum ersten Mal Detektivarbeit oder was? Hätte ich österreichischen Pass …«
    Ich unterbrach sie beschwichtigend. »Ich weiß, aber zu glauben, dass du als Privatdetektivin der Firma nichts über die Diebe erzählen wirst …«
    »Das ist schon wahr. Andererseits: Ich will eben weiter unerkannt mitarbeiten, da sind ein paar kleine Diebe nicht so wichtig, wenn sie jetzt mit dem Stehlen aufhören. Und sie haben ja gute Informationen geliefert. Vielleicht liefern sie in Zukunft noch mehr. Ich habe sie jedenfalls aufgefordert dazu.«
    »Werden sie wirklich nicht mehr klauen?«
    Vesna zuckte die Schultern, gähnte und nahm einen Schluck Rotwein. »Woher soll ich wissen? Aber sie haben Angst.«
    »Wenn sie herumerzählen, dass du Privatdetektivin bist?«
    »Dann lasse ich mir etwas einfallen. Ich glaube aber nicht, dass sie es tun. Der Franjo, der Lagerarbeiter also, hat außerdem vor Capo, dem Tschuschenblockchef, Angst.«
    »Warum eigentlich?«
    »Wegen nichts, glaube ich. Er ist ein Verlierer, wenn du verstehst, was ich meine. Und der Capo macht eine Menge Worte und ist der Anführer. Das ist mehr so eine Männersache, der Capo ist eben Gockelhahn Nummer eins und hackt auf die anderen hin. Jedenfalls glaube ich nicht, dass Franjo was sagt. Der LKW-Fahrer ist ein Österreicher. Der redet schon gar nicht. Wem soll er was erzählen? Was ich allerdings glaube: Ein paar haben gewusst, wer Cognac klaut. Weil im Lager ist immer etwas los. Und sehr geschickt waren die beiden nicht. Wenn LKW wenigstens ohne große Aufschrift gewesen wäre. Was haben Cognac- und Whiskykisten in einem Bäckerei-LKW verloren? Aber Kollegen haben weggesehen. Kann man ja auch verstehen. Hätten sie zu den Bossen gehen sollen und verraten? Also. Jedenfalls hat es eine Menge Spaß gemacht, die zwei zu entdecken.«
    »Aber wenn sie doch gewalttätig gewesen wären? Wer weiß, ob die anderen Lagerarbeiter nicht auch weggesehen hätten, wenn du unter einen Stapel Kisten gekommen wärst?«
    »Risiko ist eben dabei. Aber ich habe Recht gehabt.«
    »Das wird sich erst herausstellen. Immerhin können sie ja auch in den nächsten Tagen reagieren.«
    »Und nicht sicher sein, ob ich vielleicht doch etwas weitergesagt habe? Oder wie in Filmen Kuvert mit Vorfall hinterlegt habe – weil man ja nie weiß? Glaube ich nicht. Aber ich bin vorsichtig. Sicher.«
    Wir wollten abwarten, wie die Kommissarin auf das Gedächtnisprotokoll reagieren würde. Nahm sie es ernst, musste sie Lagerarbeiter, Verkäuferinnen und Regalauffüllerinnen noch einmal nach dem Tag fragen, an dem Karin verletzt worden war. Vesna würde davon erfahren. Reagierte die Kommissarin auf unseren Brief nicht, dann war er eben nicht nur an die Sicherheitsdirektion, sondern auch an die Redaktion des »Magazins« gegangen, und ich würde versuchen, eine entsprechende Reportage unterzubringen. Jedenfalls war ich mit Vesna einer Meinung: Die Cognacdiebe waren nicht die Mörder.
    Ich blätterte meine Post durch und gähnte. Eine Menge Einladungen zu Veranstaltungen, alle in der Hoffnung versandt, dass ich darüber im »Magazin« berichten würde. Nichts Interessantes dabei. Zwei Leserbriefe, davon einer positiv, einer negativ. Eine Frau Herta Meinrad aus Salzburg empörte sich über die »spöttische Art«, mit der ich über das Geburtstagsfest eines vorgestern populär gewesenen Schauspielers berichtet hatte. In den Papierkorb damit! Mein Kollege am Nachbarschreibtisch telefonierte wieder einmal in Turbolautstärke. Sieh an, ein Briefchen von Ultrakauf. Normalerweise bekam ich solche Werbesendungen an meine Privatadresse geschickt. Immerhin war ich Mitglied im Klub Ultrakauf und wurde so »exklusiv« über Sonderangebote und Neuerungen informiert. Ich wollte den Brief schon ungelesen wegwerfen, öffnete ihn aber doch. Das war nicht das billige Papier der Massensendungen, das war dickes, teures Papier. Der Briefkopf war geprägt und informierte mich darüber, dass mir die Geschäftsleitung der Kauf-AG schrieb. Ein Brief mit persönlicher Anrede, unterschrieben von van der Fluh persönlich. Die offizielle Bitte, mich endlich nicht mehr um die

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