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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Gesicht, das Gipsbein und die Narbe im Gesicht ließen sie doppelt wild aussehen. Hätte sie eines ihrer Fleischermesser mitgehabt, ich wäre davongelaufen. Was für ein Glück, dass kein Fotograf vom »Blatt« auf sie lauerte.
    »Ich werde mich umhören, beruhige dich«, antwortete Grete, »wir alle werden uns umhören.«
    »Ja, ich mich auch«, ergänzte der Filialleiter, »das war nicht in Ordnung, das nicht.«
    »Ich bringe das Miststück um!«
    »Ich bitte dich, hör auf zu drohen, das macht die Sache nicht besser.«
    »Ich drohe, wem ich will! Wer hilft mir schon, wenn ich mir nicht helfe?«
    Jetzt hatte Karin mich entdeckt. Vielleicht konnte ich sie beschwichtigen. Weit gefehlt. Sie schrie, dass es über den ganzen Parkplatz schallte: »Noch eine von dem Gesindel. Wahrscheinlich lachst du über das Ganze!«
    Ich war sprachlos. Dann eilte ich auf sie zu, packte sie hart am unverletzten Arm und zischte: »Wenn du durchdrehen willst, bitte. Aber lass mich damit in Ruhe.«
    Sie blinzelte verwirrt. Ihre Wut schien gebrochen. »Es ist so eine Sauerei«, sagte sie schon viel leiser. »Und dass sie da auch noch die Gewerkschaft mit hineinziehen.«
    »Na ja, das Sudelblatt.«
    »Alle lesen es. Ich hab es erst am Abend gelesen, da war das Geschäft schon zu. Ich möchte wirklich wissen …«
    »Du wirst es nie erfahren.«
    Sie seufzte. »Es war blöd von mir. Ich wollte nur kommen und mich ganz ruhig erkundigen, wer denn mit dem ›Blatt‹ … Aber dann hab ich die Gesichter gesehen: Voll Sensationsgier haben sie mich angestarrt, ein paar haben höhnisch gegrinst.«
    »Nicht alle«, mischte sich Grete ein, »lange nicht alle. Ich glaube, dir ist das nur so vorgekommen.«
    »Ich sehe, was ich sehe. Und dann bin ich ausgerastet. War wahrscheinlich nicht sehr klug.«
    »War es nicht«, bestätigte ich ihr. »Jetzt haben sie eine Bestätigung dafür, wie leicht du durchdrehst.«
    Der Filialleiter räusperte sich. »Also … wenn Sie jetzt in Ruhe heimgehen wollen … Jedenfalls finde ich auch nicht in Ordnung, was in der Zeitung gestanden ist. Dass sie auf dem alten Überfall und Ihrem Unfall herumreiten – das verunglimpft auch Ultrakauf, auch Ultrakauf.«
    Kurz dachte ich, Karin würde wieder zu schreien beginnen. Aber sie machte nur eine müde Handbewegung und sagte dann mit einem halben Grinsen: »Also sitzen wir in einem Boot, wie die Geschäftsleitung immer sagt.«
    »Genau!«, antwortete der Filialleiter und strahlte.
    »Komm«, sagte ich zu Karin und führte sie zu meinem Auto. »Vielleicht war es gar niemand aus dem Supermarkt, der mit dem ›Blatt‹ geredet hat, es kann auch jemand von der Polizei gewesen sein.«
    Sie schnaubte ungläubig. »Es sind ja Kolleginnen genannt. Wenn auch nicht mit Namen. ›Radikal‹, haben sie gesagt, bin ich. Die werden schon noch sehen, was wirklich radikal ist.«
    »Das kann das ›Blatt‹ erfunden haben. Passiert öfter, als du denkst. Da sagt einer von der Polizei, dass das eine ganz Radikale sein soll, und dann legen sie es jemand anderem in den Mund.«
    »Ich muss etwas dagegen tun. Was kann ich dagegen tun? Du kennst dich da aus.«
    »Du kannst gar nichts tun, alles, was du versuchst, schaukelt die Sache nur weiter auf.«
    »Irgendjemand müsste der Polizei erzählen, dass Heller im Lager war, als ich unter die Cognac-Kisten gekommen bin.«
    »Was sagt das schon?«
    Sie seufzte.
    Von van der Fluh, dem Haus seiner Frau und seinen salbungsvollen Worten über Belegschaftsvertreter erzählte ich ihr lieber nichts. Ich wollte keinen weiteren Wutausbruch provozieren.
    Karin schwieg vor sich hin, als wir uns durch die vom Frühverkehr verstopften Straßen schoben. Dann fiel mir ein: »Wir haben beinahe den Überfall vergessen. Dabei war er quasi der Auftakt der ganzen Serie.«
    »Er hat mit den anderen Dingen nichts zu tun. Nichts hat miteinander zu tun. Die Cognacdiebe sind nicht die Mörder. Heller hat versucht, mich ruhig zu stellen. Aber nicht ich habe ihn ermordet.« Karin wirkte müde und mutlos.
    »Alles Zufall?«, fragte ich.
    »Was weiß ich.«
    »Kann es sein, dass Heller umgebracht wurde, weil du ihn bedroht hast?«
    »Warum?«
    Ja, warum. Vorsichtig fragte ich: »Im ›Blatt‹ ist gestanden, du hättest Heller nicht nur einmal gedroht. Ich weiß, dass das meiste, was im ›Blatt‹ steht, nicht stimmt. Aber ist da etwas dran?«
    Die rote Karin murmelte: »Nicht so, wie es klingt. Natürlich hab ich ihm immer wieder gesagt, dass ich seine Machenschaften kenne und

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