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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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wobei sie irgendwas Natürliches benutzen
würde, wie Beeren oder Pilze –, in Anbetracht der Tatsache,
dass sie als Erstes ihre Großmutter auf diese Weise umgebracht hat.
Ebenso hat er angenommen, dass sie sie irgendwie verstümmeln würde,
wahrscheinlich, indem sie ihnen die Finger abschneidet, ihnen dasselbe
antut, was ihre Großmutter mit ihren Brüdern und Schwestern gemacht
hatte. Außerdem bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie ständig
ihre Identität wechseln würde – dass sie weiter und weiter
davonlaufen würde vor dem Kind, das diese grauenhaften Dinge gesehen
hatte, und auch vor dem Wissen, dass sie auf entsetzliche Art und Weise
die Verbrechen ihrer Großmutter wiederholte. Aufgrund dieses
Persönlichkeitsprofils haben wir den Polizeicomputer darauf
programmiert, Ihren Namen auszuwerfen, falls irgendein Verbrechen
gemeldet würde, auf das mindestens eines dieser Kriterien zutraf. Wir
wollten, dass Sie mit den Ermittlungen beauftragt werden.«
    »Warum? Bloß damit Sie sie mir im letzten Moment wieder
entziehen können?«
    »Nein – weil Sie die besten Chancen hatten, sie für
uns ausfindig zu machen. Sie sind Madeline Poel tatsächlich begegnet.
Sie haben mit ihr gesprochen.«
    »Genau wie Ihr Psychologe.«
    Geherty zuckte die Schultern. »Aber der konnte sich nicht an
den Ermittlungen beteiligen, ohne den ganzen Sachverhalt auffliegen zu
lassen. Sie waren die einzige Person, die nach Madeline Poel fahnden
konnte, ohne zu wissen, dass er nach ihr suchte.«
    »Und trotzdem haben Sie dauernd versucht, mich zu
stoppen – haben mir meine Hilfsmittel entzogen, mir alles so
schwer wie möglich gemacht. Entweder wollten Sie, dass ich sie finde,
oder Sie wollten es nicht.«
    »Wir wollten, dass Sie sie finden, aber nur Sie. Wir wollten
nicht, dass der ganze Polizeiapparat sich auf sie stürzt, wo immer sie
sich auch versteckt. Wir mussten dafür sorgen, dass Sie knapp gehalten
werden – gerade eben genug Hilfsmittel bekommen, um sie zu
finden, nicht aber, vor uns an sie ranzukommen.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, sagte Lapslie ruhig.
    »Willkommen in meiner Welt.«
    Lapslie wandte sich vom Fenster weg und sah Geherty an.
»Ziemlich prekäre Angelegenheit für Sie, was? Zuerst bereiten Sie
heimlich Mörder auf ihre Entlassung in eine ahnungslose Gesellschaft
vor, und wenn die dann ihre alten Gewohnheiten wieder aufnehmen, müssen
Sie ihre Verbrechen vertuschen, und dann … ja, was dann? Sie
haben ja bereits ihren Tod vorgetäuscht und neue Identitäten für sie
konstruiert, also können Sie sie nicht einfach erneut verhaften und vor
Gericht stellen. Das würde Ihre Machenschaften offenlegen. Bringen Sie
am Ende sie um, bloß damit dieses ganze
Gefangenen-Rehabilitations-Programm nicht publik wird? Ist das richtig? Ist das gerecht?«
    Geherty zuckte die Achseln. »Zum Glück ist es nie so weit
gekommen. Es gibt Orte, wo wir sie hinschaffen können, wenn sie wieder
in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen. Die US-Regierung lässt uns zum
Beispiel gern ein oder zwei Leute mehr auf das Insassenregister eines
dieser halblegalen Internierungscenter setzen, die sie unterhalten,
solange wir jedes Mal ein Auge zudrücken, wenn ihre
Gefangenentransportmaschinen zum Auftanken auf unseren Flughäfen
zwischenlanden. Das ist … praktisch.«
    »Und es ist schlimm.«
    »Nein«, sagte Geherty geduldig. »Was Sie tun,
ist schlimm. Was wir tun, ist pragmatisch. Wenn bekannt wird, dass wir
bewusst Mörder mit neuer Identität auf die Gesellschaft loslassen,
nachdem wir ihren Tod fingiert haben, würde die Regierung stürzen. Der
derzeitige Minister sowie sämtliche Innenminister der vergangenen
zwanzig Jahre würden vor Gericht zitiert werden, um Rechenschaft für
ihr Handeln abzulegen. Die Auswirkungen kann man sich überhaupt nicht
vorstellen, sowohl politisch als auch gesellschaftlich. Man darf nicht
zulassen, dass das geschieht.«
    »›Lasst Gerechtigkeit walten, selbst, wenn der Himmel
einstürzt‹«, zitierte Lapslie leise.
    Geherty schürzte die Lippen – das erste Anzeichen
starker Emotionen, das Lapslie an ihm bemerkte. »Ich habe in Oxford
Altphilologie studiert, Mr. Lapslie. Ich kann zu jedem Anlass und zu
jeder Meinung passende Zitate finden. Und Sie vergeuden hier Zeit, die
ich darauf verwenden könnte, Madeline Poel dingfest zu machen.«
    »Was ist mit den dreizehn Frauen, die sie bereits umgebracht
hat? Und was mit der Frau, an die sie sich vermutlich gerade
heranpirscht? Haben die nichts

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