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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Briten Kenneth Rees. Alison Morrisseys Geschichte war nicht die ganze Wahrheit.

22
    D iane Fry lehnte mit verschränkten Armen an ihrem Auto, das vor Ben Coopers neuer Wohnung stand, und wartete auf ihn. Mrs Shelleys Vorhang nebenan bewegte sich.
    »Diane? Schon wieder ein Besuch?«
    »Wo warst du?«, fragte sie.
    »Ich habe heute frei.«
    »Du hast schon wieder nicht auf meine Anrufe reagiert«, sagte sie. »Ich brauche dich.«
    Cooper erblickte einen blonden Schopf auf dem Beifahrersitz von Frys Wagen.
    »Aber du hast doch Gavin dabei«, sagte er.
    »Ja, ich weiß, ich habe diesen Schwachkopf Gavin dabei. Aber ich brauche dich.« Sie schob Cooper zum Wagen. »Gavin, ab nach hinten«, rief sie.
    Murfin stieg stolpernd aus, woraufhin rings um ihn Bonbonpapierchen in den Schnee regneten. Cooper hätte ihm ohne weiteres einen Strafzettel wegen Umweltverschmutzung verpassen können. »Hallo Ben, in letzter Zeit irgendwelche Fensterputzer eingebuchtet?«
    »Halt die Klappe«, konterte Fry. »Und geh nach hinten.«
    Cooper blieb zögernd an der Beifahrertür stehen. »Da klebt irgendwas auf dem Sitz.«
    »Ihr beide klebt gleich auf dem Gehsteig«, blaffte Fry, die allmählich die Geduld verlor. »Würdest du jetzt bitte endlich …«
    »Ich weiß, einsteigen. Was gibt es denn so Dringendes? Noch eine Leiche, oder was?«
    Für eine ausgebildete Streifenwagenfahrerin kam Diane Fry nicht besonders gut mit dem Schnee zurecht. Sie beschleunigte zu ungestüm und bremste zu abrupt ab. Ab und zu spürte Ben Cooper, wie die Räder ins Rutschen kamen, und wappnete sich schon für einen Zusammenprall mit dem Rinnstein oder einem entgegenkommenden Auto, aber Fry bekam die Lenkung immer wieder rechtzeitig in den Griff. Am oberen Ende der High Street bog sie an der Ampel zur Clappergate ab, fuhr aber nicht in Richtung Fußgängerzone, sondern am Bahnhof und an der Allerheiligenkirche vorbei, neben der jemand einen Schneemann gebaut hatte. Mit seinem schwarzen T-Shirt und einem weißen Pappkreis als Kragen sah er aus wie der Pfarrer, während glitzernde Murmeln als Augen dienten.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte Cooper wissen.
    »Zuerst wieder in die West Street«, sagte Fry.
    »Dann fahren wir aber in die falsche Richtung.«
    »Ich umfahre nur den Berg.«
    »Wenn du weiterhin so nach Vorschrift fährst, schaffst du es nie den Berg hoch.«
    »Drei Dinge zu deiner Information«, sagte Fry mit ernster Miene. »Erstens: Wir wissen, wer der Schneemann ist. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, handelt es sich um einen Ermittler der Air Force namens Nick Easton.«
    »Aha.«
    »Zweitens hatten wir heute Morgen ein paar Typen aus dem Verteidigungsministerium in der West Street zu Besuch. Es waren Leute vom MDP, die sich im Luftfahrtmuseum nach Easton erkundigt hatten.«
    Das reichte fürs Erste, fand Cooper. Aber es hörte sich ganz so an, als käme noch mehr. »Und drittens?«, fragte er.
    »Drittens«, sagte Fry, »kannst du, wenn dir mein Fahrstil nicht gefällt, jederzeit aussteigen und zu Fuß gehen.«
    »Aha.«
    Fry kam auf der Höhe des High Peak College heraus. Hier ging es zwar ebenfalls bergauf, aber nicht so steil, sondern in gemäßigten Serpentinen.
    »Dein Kumpel ist immer noch weg«, sagte Gavin Murfin vom Rücksitz, als wollte er Cooper aufmuntern.
    »Welcher Kumpel?«
    »Eddie Kemp. Ich hab mir mal seine Akte angesehen. Der Knabe hat ja ein ziemliches Vorstrafenregister.«
    Als sie die Spitze des Bergs erreicht hatten, schlugen sie sich durch die kleinen Nebenstraßen in Richtung West Street durch. Wenigstens kannte sich Fry inzwischen einigermaßen gut in der Stadt aus, so dass sie kein völlig unbekanntes Terrain mehr für sie war, wie noch eine ganze Weile nach ihrer Versetzung aus den West Midlands. Manche Beamte hatten sie in der ersten Zeit »die Zimtzicke aus den West Midlands« genannt. Cooper hatte diese Bezeichnung schon lange nicht mehr gehört und hoffte nur, dass sie Fry nie zu Ohren gekommen war.
    Sergeant Jane Caudwell und PC Steve Nash waren von der Zentrale der Polizei des Verteidigungsministeriums in Essex hergekommen. Caudwell war Diane Fry auf den ersten Blick unsympathisch gewesen. Sie konnte nicht genau sagen, woran es lag – an ihren Grübchen oder an den muskulösen, breiten Schultern. Ihren Spießgesellen Nash hatte Fry bereits nach wenigen Minuten völlig vergessen. Er hielt sich im Hintergrund und sagte nichts, nicht einmal »Hallo«. Chief Inspector Tailby war eigens zu der Sitzung erschienen,

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