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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Publikum hier war eindeutig noch in der Aufwärmphase. Cooper fragte sich, was für eine Art von Unterhaltung an einem Abend wie diesem angebracht war.
    Lukasz folgte seinem Blick. »Gleich findet das Krippenspiel statt«, erklärte er.
    »Das was?«, fragte Cooper.
    »Das Krippenspiel. Bestimmt...«
    »Ich weiß, was ein Krippenspiel ist. Aber wir haben Mitte Januar.«
    »Heute ist unser Oplatek- Dinner«, sagte Lukasz. »Zeit für die Gemeinde. Nicht wie Wigìlia , das ist für die Familie. Das Krippenspiel wird von den Kindern aus der Samstagsschule aufgeführt.«
    »Sie meinen Sonntagsschule«, sagte Cooper, der das Gefühl hatte, die Zusammenhänge allmählich zu begreifen. Viele Polen waren gute Katholiken, und er hatte die Marienkirche nebenan gesehen.
    »Nein, Samstag«, korrigierte Lukasz. »Am Sonntagvormittag lernen die Kinder Polnisch. In diesem Jahr machen einige von ihnen die mittlere Reife. Ich habe sie damals auch abgelegt, und Vater war auf meine Zwei sehr stolz. Er sagte, ich spreche die Sprache fast so gut wie die Leute zu Hause. Richard und Alice, meine jüngsten Kinder, gehen auch zur Samstagsschule.«
    »Ich glaube, wir gehen jetzt lieber«, sagte Fry.
    »Bleiben Sie ruhig zum Krippenspiel«, sagte Lukasz. »Sie sind herzlich eingeladen.«
    »Nein, vielen Dank. Ach, eins noch... wir brauchen Andrews Adresse in London.«
    »Selbstverständlich.«
    Cooper trank langsam sein Bier aus. Er konnte weder Pfirsich- noch Melonen- noch Pfeffergeschmack feststellen, und auf dem Glasboden lauerte auch nirgendwo ein Grashalm. In Wahrheit war er ein bisschen enttäuscht. Trotzdem hatte der Nachgeschmack eine undefinierbare Fremdheit, die, wie er wusste, noch die ganze Nacht auf seiner Zunge bleiben würde.
    »Mr Lukasz«, sagte er, »ist vielleicht schon vor Mr Eastons Besuch etwas vorgefallen, was Ihren Vater aufgeregt hat?«
    Lukasz nickte. »Mein Vater hat sich über die Plünderung der Flugzeugwracks aufgeregt, die schon seit Jahren stattfindet. Als das Zigarettenetui seines Cousins Klemens auftauchte, hat das das Fass zum Überlaufen gebracht. Es war ein altes Silberetui, das Klemens aus Polen mit nach England gebracht hatte. Auf dem Deckel waren seine Initialen eingraviert. Mein Vater war
    sehr aufgebracht. Er wollte wissen, woher es kam und wer es Klemens weggenommen hatte. In seinen Augen ist es Schändung, wenn man ein Wrack plündert, weil sie für ihn Kriegsgräber sind. Das Zigarettenetui hat seinen ganzen Hass wieder hochkommen lassen. Er sagt, diese Leute sind Aasgeier.«
    »Aasgeier?«
    »Ja. Mein Vater sagt, die Plünderer machen sich über die Überreste der Toten her wie die Aasgeier.«
    »Hat Ihr Vater das Zigarettenetui selbst gesehen, oder hat ihm jemand davon erzählt?«, fragte Cooper.
    »Nein, er hat es gesehen und in der Hand gehalten. Er hat es zweifelsfrei identifiziert.«
    »Wer hat es ihm gezeigt, Mr Lukasz?«
    »Also...«
    »Lassen Sie mich raten. War es vielleicht Ihr Sohn Andrew?« Cooper wartete auf das leichte Nicken. »Könnten sie sich am vergangenen Sonntag deshalb gestritten haben?«
    Lukasz trank seinen Wodka mit Honiggeschmack aus. »Ich fürchte, ja.«
    Als sie das Dom Kombatanta verließen, erschien Ben Cooper die Luft deutlich kälter als zuvor. Sie standen in der Harrington Street, ganz in der Nähe von Walter Rowlands Haus.
    »Wir müssen Andrew Lukasz finden«, sagte Cooper.
    »Dann setz ihn auf die Liste«, entgegnete Fry. »Chloe, Eddie Kemp, Andrew Lukasz... Ich frage mich, ob sie alle irgendwo zusammenhocken. Aber dazu bräuchte es dein berühmtes Quäntchen Glück, was, Ben?«
    »Sieht aus, als hätte Nick Easton den falschen Leuten Fragen gestellt.«
    »Den Aasgeiern vielleicht? Auf die der alte Mann so wütend war, weil sie die Flugzeugwracks plündern?«
    »Gut möglich«, sagte Cooper. »Und wir müssen unbedingt mit Graham Kemp reden, Eddies Bruder. Allem Anschein nach ist er der größte Sammler von praktisch allem, was mit Luftfahrt zu tun hat. Wenn irgendjemand weiß, wo so etwas wie Klemens Wachs Zigarettenetui herkommt, dann er.«
    »Wohnt er in Edendale?«
    »Wenn es stimmt, was dieser Mann in Leadenhall gesagt hat, ja.«
    Sie stiegen in den Toyota und warteten, bis die dünne Eisschicht auf der Windschutzscheibe verschwunden war. Der Himmel war sternenklar. Heute Nacht waren die Lastwagen wieder unterwegs.
    »Ich frage mich, wie nahe Graham Kemp seinem Bruder steht«, sagte Fry. »Und ob er auch an dem tätlichen Angriff montagnacht beteiligt

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