Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
konnte er in mehrere Richtungen weitergegangen sein: über den Fluss zur Eyre Street, hinunter zur Umgehungsstraße oder zurück durch das Labyrinth aus Passagen entlang des Flusses. Dahinter lag die Buxton Road und dann kam Buttercross, sozusagen Eddie Kemps Heimweg. Cooper musste eine Entscheidung treffen. Es wäre schneller, auf demselben Weg wieder zurückzugehen.
    Nach dem erleuchteten Marktplatz wirkte die Passage noch dunkler. Im Gegensatz zu den großen Kaufhäusern ließen die Läden ihre Schaufensterbeleuchtung nachts nicht brennen. Der Italiener hatte im Januar sonntags geschlossen, so dass es dort ebenfalls dunkel war. Auf halber Strecke kam Cooper an Larkin's vorbei, dem Bäcker, wo es tagsüber immer voll war. Doch jetzt waren die Auslagen leer. Die Imbissläden und der Geschenke-Shop sahen im Schnee fast lächerlich aus. Die Eiszapfen an den Traufen fingen an zu tauen, Eiswassertropfen landeten auf Coopers Schultern und in seinem Nacken, wenn er zu dicht an den Gebäuden entlangging. Wenn der Himmel klar blieb, war das Tauwasser bis zum Morgen wieder gefroren.
    Vor sich hörte Cooper jetzt wieder den Fluss. Es klang fast so, als sei weiter oben ein Damm gebrochen und als käme das Wasser in einem gewaltigen Schwall durch die Passage auf ihn zugeschossen.
    Weiter oben sah er Eden Valley Books. Auf dem Dach glitzerte mattes Sternenlicht, und in einem Fenster im zweiten Stock brannte Licht. Noch jemand, der sich nicht die Mühe machte, die Vorhänge zuzuziehen. Aber dort oben gab es nur Tauben und den Ausblick auf die Rückseite des Rathausturmes. Lawrence Daley musste eine gute Aussicht über die Dächer von Edendale haben. Von dort aus konnte man bestimmt in sämtliche Höfe, Passagen und Gässchen zwischen hier und dem Marktplatz blicken. Wahrscheinlich konnte man sogar die Stelle sehen, an der der River Eden unter der Brücke hindurchfloss.
    Als Cooper zu dem beleuchteten Fenster hinaufsah, ging ein Schatten dahinter vorbei, dann ein zweiter. Die erste Gestalt war Lawrence Daley selbst, daran bestand kein Zweifel. Aber die zweite Silhouette war die einer Frau. Cooper wollte seinen Augen nicht trauen. Die Frau wandte sich dem Fenster zu und schaute hinaus. Nun war er sich vollends sicher.
    Cooper hörte jemanden husten. Eddie Kemp? Hatte er wirklich empfindliche Bronchien?
    Sein Funkgerät meldete sich. »Ben, wir sind in der Eyre Street. Wohin ist er gegangen?«
    »Diane? Ich glaube, er ist in einer der Gassen zwischen euch und dem Marktplatz. Irgendwo in der Nähe des Buchladens.«
    »Welche Routen sollen wir abdecken?«
    »Er kommt entweder durch die Eyre Street oder oben über die Rock Terrace auf die Buxton Road. Ich bin in Nick i' th' Tor, am Ende des Marktplatzes.«
    »Alles klar.«
    Langsam setzte sich Cooper wieder in Bewegung. Es war steil hier, das Pflaster dicht an den Hauswänden war glatt. Er ging an Larkins Bäckerladen und an einem der Schnellcafés vorbei. Inzwischen hatte er beinahe die Brücke erreicht. Selbst wenn da Schritte gewesen wären, hätte er sie bei dem Rauschen des Wassers unter der Brücke nicht gehört.
    Wo die bröckelnde Ruine einer Steinmauer den Lieferanteneingang zu einem der Läden verbarg, sah er eine rasche Bewegung, ehe er am Rand seines Gesichtsfeldes eine dunkle Gestalt wahrnahm. Bevor er sich umdrehen konnte, versetzte ihm jemand einen brutalen Stoß, so dass er gegen die Tür knallte. Gleichzeitig mit dem jähen Schmerz durch den Aufprall hörte er dicht neben sich etwas dumpf gegen die Tür schlagen. Dann ertönte das Klappern von Absätzen auf dem Pflaster, als der Angreifer durch die Gasse floh.
    Cooper wollte sich von der Tür abstoßen und ihm folgen, stellte jedoch fest, dass er nicht von der Stelle kam. Seine rechte Seite fühlte sich seltsam straff an, und er konnte sich beim besten Willen nicht von der Tür lösen. Es war, als hätte er sämtliche Kraft auf der rechten Körperseite verloren. Er spürte nirgendwo richtigen Schmerz, abgesehen von der Stelle, wo er mit der Schulter an die Tür geprallt war. Als er den rechten Arm über den Kopf heben wollte, wollte er ihm jedoch nicht gehorchen, sondern blieb mitten in der Bewegung auf halber Höhe hängen.
    Beschämt ließ er den Arm wieder sinken. Dann konzentrierte er sich der Reihe nach auf jeden einzelnen Teil seines Körpers und prüfte, ob es irgendwo einen ernsthaften Schmerz gab, der ihm bislang entgangen war. Vielleicht hatte sein Gehirn ihn unterdrückt, und er würde jeden Moment

Weitere Kostenlose Bücher