Kaltes Grab
aussehenden Fleck im Stoff hinterlassen.
»Glaubst du mir jetzt, Ben? Du blutest.«
»Nein. Das ist das Kaninchen«, erwiderte Cooper.
»Was um alles in der Welt redest du da?« Sie sah ihn an, als wäre er im Delirium.
»In meiner Wilderertasche steckt ein Kaninchen. Das habe ich von George Malkin bekommen.«
»Jetzt machst du aber wirklich Witze!«
»Nein, es stimmt.« Cooper lachte stockend, aber erleichtert. »Die Bajonettklinge hat das Kaninchen aufgespießt und meinen Mantel an der Tür festgenagelt. Und dabei hat sie das Kaninchen durchbohrt. Malkin hat gemeint, es sei ganz frisch. Das war offenbar nicht gelogen.«
»Bist du ganz sicher, dass du nicht verletzt bist?«
Cooper musterte den Schnitt, den das Bajonett in seinem Mantel hinterlassen hatte, bevor es durch mehrere Zentimeter Fleisch und Knochen gedrungen war und sich schließlich in das Garagentor gebohrt hatte. »So ein Mantel kostet ein Vermögen«, stellte er fest.
»Solange du nur ein Loch in der Kreditkarte hast und nicht im Bauch...«
»Mir geht's gut.«
»Dann zieh den Mantel aus, damit wir die ganze Bescherung zur Spurensicherung bringen können. Weiß der Himmel, wie wir denen das mit dem Kaninchen erklären sollen.«
»Es wäre unhöflich gewesen, es abzulehnen, Diane. Außerdem habe ich es bezahlt, also war es kein Geschenk.«
»Du hast nicht zufällig noch ein paar Fasane in der Hosentasche, oder?«
»Nein«, sagte Cooper. »Ich freue mich nur, dich zu sehen.«
Kaum lagen Peter und Grace Lukasz an diesem Abend im Bett, fingen sie an zu streiten. Zuerst ging es um etwas Nebensächliches, irgendeine Meinungsverschiedenheit, an deren Auslöser Grace sich anschließend nicht mehr erinnern konnte. Vielleicht war es die Farbe der neuen Tapete oder die Frage, ob sie sich im Sommer einen Urlaub in Portugal leisten konnten.
Die Diskussion hatte schlagartig einen anderen Charakter angenommen, als Peter gesagt hatte, sie solle aufhören zu nörgeln, da es wichtigere Dinge gebe, mit denen er sich beschäftigen müsse.
Grace hatte ihn angesehen. Er hatte ihr das Gesicht zugewandt, das wegen der Nachttischlampe hinter seinem Kopf jedoch im Schatten lag. Sie hatte ihre Lampe bereits ausgeknipst und die Lesebrille abgenommen. Peters Gesicht war zu nahe vor ihrem und zu dunkel und verschwommen, als dass sie seinen Gesichtsausdruck hätte erkennen können. Sie berührte ihn am Arm und stellte fest, dass seine Muskeln angespannt waren.
»Was ist denn los?«, fragte sie.
»Nichts.«
»Irgendwas stimmt doch nicht.«
»Unsinn.«
»Sag's mir, Peter.«
»Lass mich in Ruhe. Ich bin müde.«
Er drehte sich auf den Rücken und stopfte sich das Kissen zornig unter den Hinterkopf. Jetzt sah Grace sein Profil im Schein der Nachttischlampe. Seine Miene war finster und entschlossen. Dieser Ausdruck erinnerte sie am meisten an seinen Vater; es war jener Ausdruck, der am allermeisten das Bild des alten Mannes als Kämpfer vor ihrem geistigen Auge heraufbeschwor. Dieselbe Entschlossenheit verriet jetzt Peters Miene. Und denselben unversöhnlichen Hass.
»Du regst dich darüber auf, dass die Kanadierin hergekommen ist«, sagte Grace.
»Die ist unwichtig.«
»Aber sie wollte nicht weggehen.«
»Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt«, erwiderte Peter.
»Das mit dem Polizisten war aber merkwürdig. Mir kam das seltsam vor. Dir nicht?«
Peter schwieg. Grace musterte ihn und wurde plötzlich wütend.
»Warum redest du nicht mit mir?«, fragte sie.
Er seufzte. »Ja, es kam mir auch seltsam vor. Ich fand es merkwürdig, dass sie sich schon mit ihm getroffen hat, und ich fand es merkwürdig, dass er wusste, weshalb sie hergekommen ist. Sogar sehr merkwürdig. Aber du warst schließlich diejenige, die ihn hereingebeten hat.«
»Ach, jetzt bin ich wohl wieder schuld?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber das ist es doch. Du schmollst, weil du mich für alles verantwortlich machst.«
»Das stimmt doch nicht.«
»Ich habe doch nur wegen der Beschreibung dieses Mannes, den sie gefunden haben, bei der Polizei angerufen.«
»Ich weiß. Sonst hast du nichts getan.«
Jetzt drehte sich Grace auf den Rücken. Sie starrte an die Schlafzimmerdecke, ohne irgendetwas außer undeutlichen Schatten zu erkennen. Schweigend wartete sie darauf, dass Peter etwas sagte, und fragte sich, ob es ihm egal war. Sie wollte, dass er merkte, dass sie verletzt war.
»Du hast es wegen Andrew getan«, sagte er.
Erstaunt stellte Grace fest, dass ihr
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