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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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nicht Kemp? Konnte dich jemand erkennen?«
    »Also...«
    »Wie dumm von mir«, unterbrach Fry. »Hier kennt dich ja jeder. Ich nehme an, du hast noch nicht mit dem Gedanken gespielt, als verdeckter Ermittler loszuziehen, Ben?«
    »Ich habe den Mann nicht gesehen, jedenfalls nicht deutlich genug.«
    »Wenn wir von dem Bajonett keine passenden Abdrücke bekommen, stehen wir mit Kemp wieder ganz am Anfang, sogar was den tätlichen Angriff angeht. Die Staatsanwaltschaft hält die Zeugenaussagen für nicht ausreichend.«
    »Ich weiß.«
    »Es wäre schön, Ben, wenn wir zur Abwechslung mal jemanden für etwas drankriegen könnten.«
    »Tja, tut mir Leid, aber ich sage nur, wie es ist.«
    Fry seufzte. »Ich nehme an, das steht alles in deiner Aussage.«
    »Selbstverständlich.«
    Fry saß an ihrem Schreibtisch. Der Papierberg wurde immer höher und instabiler. Cooper sah etliche lederfarbene Ordner in der Mitte, die unter dem Gewicht über kurz oder lang seitlich herausrutschen würden. Wahrscheinlich war es ratsam, nicht im Büro zu sitzen, wenn diese Lawine abging.
    »Ich bin jedenfalls froh, dass du unverletzt bist«, sagte Fry.
    »Danke.«
    »Ich habe nämlich morgen einen Spezialauftrag für dich.«
    »Tatsächlich?«
    »Du lernst Sergeant Caudwell kennen. Ihr beide werdet einen kleinen Ausflug machen.«
    »Ehrlich gesagt lasse ich mich da doch lieber in einer dunklen Gasse mit einem Bajonett angreifen.«
    »Harte Worte. Ich hoffe nur, dass dein Magen bis morgen früh wieder in Ordnung ist, Ben.«
    »Warum?«, fragte Cooper misstrauisch.
    Fry lächelte ihn mit aufgesetzter Zuversicht an, doch sie wirkte nicht sehr überzeugend. »Ich habe mich gerade noch einmal mit Sergeant Caudwell unterhalten«, sagte sie. »Wir haben uns überlegt, wie wir dich am besten von den gefährlichen Straßen fern halten.«
    In seiner Wohnung über dem Buchladen in der Nick i' th' Tor hatte Lawrence Daley Stimmen durch die Gassen hallen hören. Er nahm an, dass es sich um eine Horde Betrunkener aus einem der Pubs rings um den Marktplatz handelte, obwohl es dafür noch ein bisschen früh war. Normalerweise gab es erst später Ärger, wenn die beiden Nachtclubs von Edendale schlossen.
    Er ging nach hinten in sein Schlafzimmer, das auf einen schneebedeckten Hof und mehrere Tore hinausging, die auf eine ruhige Seitengasse führten. An der Scheibe bildeten sich Eisblumen und überzogen das Glas mit feinen Mustern. Der Himmel war klar, und ein Halbmond warf etwas Licht in den Hof. Erschauernd stellte Lawrence sich menschliche Silhouetten zwischen den verschwommenen Umrissen vor, hörte das Schlurfen ihrer Füße im Schnee und ihre unterdrückten Flüche in der Dunkelheit. Aber er hatte den Hof so gut wie möglich gesichert. Die Tore waren fest verschlossen, und in dem Beton auf der hinteren Mauer steckten Glasscherben. Es lag noch zu viel Schnee im Hof, um die Torflügel zu öffnen. Laut Wetterbericht würde es noch bis Ende der Woche dauern, bis es anfing zu tauen. Er verfolgte täglich den Wetterbericht. Mehrmals.
    Fürs Erste beruhigt, kehrte Lawrence zu dem Buch zurück, in dem er vor laufendem Fernseher gelesen hatte. Über sich hörte er das Scharren auf den blanken Bodendielen, hörte Krallen leise auf den hölzernen Querbalken kratzen, die die Decke stützten. Er glaubte nicht, dass es die Mäuse waren, die unten im Laden hausten und manchmal zum Entsetzen der Kunden zwischen den Regalen hervorschossen. Nein, es musste etwas Größeres, weniger Flinkes sein, das einen Schwanz hinter sich über die Dielen herschleifte.
    Lawrence nahm an, dass Eichhörnchen einen Zugang unter den Dachvorsprüngen gefunden hatten, um auf dem Dachboden zu überwintern. Aber er hielt es für wesentlich wahrscheinlicher, dass sich Ratten über seinem Kopf breit gemacht hatten. Und sie gediehen offenbar prächtig.

27
    B en Cooper klammerte sich an die Rückenlehne des Vordersitzes, als der Erdboden unter ihm kippte und Wrackteile vorbeisausten. Unmittelbar unter dem Hubschrauber sah es aus, als wäre ein Wirbelsturm durch einen Schrotthaufen getobt. Bruchstücke eines Flugzeugrumpfes glitzerten im vom Schnee reflektierten Licht. Irgendwo ein Stück den Hang hinauf nach Westen müsste auch ein Teil einer Heckflosse aus dem schneebedeckten Torf ragen. Aber Cooper hatte keine Ahnung, wo der Horizont war, und er spürte, wie sein Magen zu schlingern begann, als sein Gleichgewichtssinn die Orientierung verlor.
    In den fünf Jahren bei der Kripo von Derbyshire war

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