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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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der Welt bist du denn auf diese Idee gekommen, Ben?«
    »Er sieht sowieso nicht wie McTeague aus«, gab Cooper zurück. »Kenneth Rees war Bergbauingenieur aus Newcastle. Er hatte rotes Haar und war nur einsachtundsechzig groß. Wie du siehst, habe ich alles überprüft.«
    »Jetzt sag bloß, du hast die Idee aus einem Roman. Ich hab auch schon mal einen gelesen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Romane liest, Diane.«
    »Damals war ich krank. Hat aber auch nicht dazu beigetragen, dass ich wieder gesund geworden bin.«
    »Aha. Jedenfalls sieht es ganz so aus, als sei McTeague nicht zu seiner Frau und seinem kleinen Kind zurückgekehrt. Was mich aber stutzig macht, ist die Tatsache, dass er seinen Kameraden ständig von seiner Familie in Kanada erzählt hat und dass er es kaum erwarten könne, sie wiederzusehen. Er hätte sie nicht im Stich gelassen, egal was passiert. Er hätte sich irgendwie mit ihnen in Verbindung gesetzt und sie zumindest wissen lassen, dass er noch lebt.«
    Fry legte das Fax auf den Schreibtisch. Cooper war überrascht, dass sie ihm immer noch zuhörte. Es war das erste Mal, dass sie ihn länger als dreißig Sekunden über McTeague reden ließ.
    »Und was jetzt?«, fragte sie.
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass er es nicht wieder zurück nach Kanada geschafft hat. Vielleicht litt er nach dem Absturz an Gedächtnisschwund und hatte vergessen, wer er war. Vielleicht hat er hier in England eine neue Identität angenommen und ist dageblieben.«
    »Soweit ich weiß, haben sich die Behörden damals sehr genau angeschaut, wer wer ist. Sie waren wegen der deutschen Spione geradezu paranoid.«
    »Kurz vor Kriegsende? Da bin ich mir nicht so sicher. Wir müssten jemanden fragen, der damals schon hier war. Aber zu der Zeit war Hitler so gut wie geschlagen. Das Blatt hatte sich gewendet. Das britische Bomberkommando und die amerikanische Luftwaffe machten die deutschen Städte platt, nicht umgekehrt. Das Einzige, was die Deutschen diesem Teil des Landes noch antun konnten, war ein paar V2-Raketen abzufeuern und zu hoffen, dass sie bis nach Sheffield kamen. Und hier im Peak District... ich vermute, hier in der Gegend gab es Leute, die nicht allzu viele Fragen stellten. Ehrlich gesagt sind sie heute noch genauso. Während des Krieges herrschte Männerknappheit, es gab nicht ausreichend Arbeitskräfte für die Landwirtschaft. Viele Bauern mussten auf deutsche oder italienische Kriegsgefangene zurückgreifen. Es ist durchaus möglich, dass ein Flieger mit kanadischem Akzent irgendwo auf einem Bauernhof unterkam, ohne dass man ihm viele Fragen stellte. Es waren verrückte Zeiten damals.«
    Cooper merkte, dass Fry allmählich ungeduldig wurde.
    »Das ist doch alles reine Spekulation«, wandte sie ein. »Man wird es nie beweisen können, es sei denn, McTeague taucht plötzlich wieder auf.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und weißt du was, Ben? Als ich damals den Roman gelesen habe, hat mir das überhaupt nicht geholfen. Stattdessen habe ich mich nur noch schlechter gefühlt.«
    Fry zupfte weiter an ihrem Schal herum, während Cooper ihr von dem Ausflug zur Absturzstelle berichtete. Er ging nicht allzu sehr ins Detail, aber ihm war klar, dass er Alison Morrisseys Auftauchen erwähnen musste. Fry würde es ohnehin von Caudwell erfahren. Am meisten interessierte sie sich jedoch für die Mohnblume und das Kreuz.
    »Wie kommst du darauf, dass Marie Tennent es dort hingelegt haben könnte?«, fragte sie.
    »Der 7. Januar war der Jahrestag des Absturzes. Wir haben die Bevölkerung aufgefordert, sich zu melden, falls jemand an diesem Tag oben im Moor war und Marie Tennent gesehen hat. Aber sogar der zuständige Ranger hat sich an dem Tag wegen des Wetters vom Irontongue fern gehalten. Um bis zum Gipfel hinaufzusteigen, brauchte man schon einen ziemlich guten Grund. Aber jemand hat den Weg auf sich genommen, um das Kreuz hinzulegen. Und jemand ist auf dem Rückweg gestorben - Marie Tennent. Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt.«
    »Schön. Und sie hat diesen toten Flieger geehrt...«
    »Sergeant Dick Abbott, den Heckschützen. Abgesehen von McTeague war er das einzige Besatzungsmitglied, das zu Hause ein Kind hatte. Außerdem war er Schotte. Wir müssen Mrs Tennent fragen, ob sie miteinander verwandt waren. Vielleicht war ja Marie Tennent genau wie Alison Morrissey die Enkelin eines der Besatzungsmitglieder. Nur dass Marie im Gegensatz zu Morrissey wusste, was mit Dick

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