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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Abbott passiert ist.«
    Cooper hatte erwartet, dass Fry sich über ihn lustig machen würde. Dass sie sagen würde, es sei alles eine Frage der Prioritäten und damit unmöglich, noch länger Personal mit der Aufklärung eines eventuellen Selbstmords oder Todes durch Unfall zu beschäftigen. Aber sie sagte nichts Derartiges. Er wusste, dass das verschwundene Baby für sie ebenso wie für ihn den Ausschlag gab.
    Normalerweise lässt eine Mutter, die ihr Kind loswerden will, es irgendwo zurück, wo es schnell gefunden wird, auch wenn sie alles daran setzt, selbst anonym zu bleiben. Wenn Marie Tennent ihr Baby aber versteckt hatte, hatte sie einen Ort ausgesucht, an dem es nicht gefunden wurde. Die Überreste des früheren Kindes sprachen eine erschreckend deutliche Sprache. Obwohl die Ergebnisse der DNS-Analyse zur Bestätigung noch ausstanden, war es nur allzu klar, dass die Knochen Maries erstem Kind gehörten. Auch Chloe musste inzwischen tot sein, vielleicht aufgrund mangelnder Fürsorge, weil es von einer Frau zur Welt gebracht worden war, die nicht wusste, was sie mit einem Baby anfangen sollte.
    »Ich hoffe, dir ist eines klar, Ben«, sagte Fry.
    »Was denn?«
    Sie stand auf. »Es wird sehr schwer zu rechtfertigen sein, weshalb du so viel Zeit für die Angelegenheit von Alison Morrissey verwendest. Denk lieber über Sergeant Easton nach. Denk an Marie Tennent und ihr Baby statt an deine Kanadierin. Denk an die Leute, die dich wirklich brauchen.«
    Cooper wurde rot. Warum musste Fry immer Recht haben? Und warum musste sie immer auf eine Weise mit ihm reden, die ihn daran hinderte, zugeben zu können, dass sie Recht hatte?
    »Alles, was ich tue, um Alison Morrissey zu helfen, tue ich in meiner Freizeit«, sagte er.
    Fry schlug mit der flachen Hand auf die Faxe. »Tatsächlich? Mit dem hier auf deinem Schreibtisch? Ich zweifle langsam ernsthaft, ob ich dich noch allein rausschicken kann, Ben. Wenn wir nicht so knapp besetzt wären, würde ich mir überlegen, ob ich nicht jemanden einsetze, dem ich vertrauen kann.«
    Cooper erhob sich und zog seinen Mantel an. Seine Hand zitterte, als er umständlich die Knöpfe schloss, aber er musste unbedingt raus hier. Er wollte sich nicht mit Fry streiten.
    Fry sah ihn an. Ihre Stimme wurde wieder leiser. »Ben, ich sage es dir nur zu deinem eigenen Besten. Vergiss Alison Morrissey. Sag ihr, sie soll verschwinden. Du tust dir nichts Gutes, wenn du dich wieder mit ihr triffst.«
    »Das geht dich nichts an«, sagte Cooper.
    Cooper ging hinaus zu seinem Wagen und ließ den Motor an. Er stellte fest, dass er völlig durcheinander war und sich erst ein wenig beruhigen musste, bevor er losfuhr.
    Er zog eines der Bücher über die Flugzeugwracks im Peak District hervor, in dem das Foto der Männer in ihren Fliegerkombinationen abgebildet war, das ihm so vertraut war, als wäre es eine eigene Erinnerung. Er hätte selbst dort stehen können, mitten in dieser Gruppe lächelnder Flieger, vielleicht wie sie dankbar für das bisschen Sonne, das auf ihre müden Gesichter schien, und den vertrauten Geruch von Flugzeugbenzin und Gummi von den Maschinen einatmen, die hinter ihnen am Rand der Rollbahn aufgereiht standen.
    Cooper spürte fast den Wind, der über den ungeschützten Flugplatz in Yorkshire geweht haben musste. Er wusste, dass es windig gewesen war, denn der Wind hatte Sergeant Dick Abbott die dunklen Strähnen aus der Stirn gepustet. Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und die Haare des Sergeants wieder zurückgeschoben, damit sein Gesicht nicht so jung und verletzlich aussah.
    Diese Reaktion war zum Teil darauf zurückzuführen, dass Cooper wusste, was wenige Wochen nach der Aufnahme mit Sergeant Abbot geschehen war. Er konnte das Foto der Lancaster-Besatzung nicht mehr ansehen, ohne gleichzeitig ein anderes Bild zu sehen: das Bild zersplitterter Knochen und abgerissener Gliedmaßen, verkohlter Leichen in verbogenem Metallgestänge. Er sah die Geister toter Männer, die sich, von seinem historischen Wissen geweckt, über die Seite legten.
    Diane Fry hatte zugesehen, wie Cooper ging, seine trotzig gestrafften Schultern, als er den Mantel zuknöpfte und die Mütze aufsetzte. Wahrscheinlich hätte sie sich ihre Worte sparen können. Er war nicht in der Verfassung, auf vernünftige Worte zu hören. Aber sie hatte es genauso gemeint, wie sie es gesagt hatte: Es war wirklich nur zu seinem Besten.
    Trotzdem bedauerte Fry, dass sie ihm nicht sagen konnte, was ihr wirklich auf der

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