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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Entsetzt wurde Cooper klar, dass der alte Mann vielleicht überhaupt nicht in der Lage war, die Tasse zu heben. Ihm fiel ein, dass Rowland nicht um einen Tee gebeten hatte, sondern ihn lediglich aufgefordert hatte, sich selbst eine Tasse zu kochen.
    Cooper spürte, wie er rot wurde. Er konnte Walter Rowland keinesfalls helfen, konnte ihm nicht anbieten, ihm die Tasse an die Lippen zu halten. Eine derartige Hilfe würde der alte Mann von einem Fremden niemals annehmen. Vielleicht sogar von überhaupt niemandem. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu gehen, um Rowland die Demütigung zu ersparen, dazusitzen, während der Tee langsam kalt wurde, und so zu tun, als wollte er ihn nicht.
    Hilflos sah Cooper aus dem Fenster und auf die Vorhänge im Haus gegenüber. Wenn er bei den Nachbarn klopfte, würde Rowland ihn sehen. Auf der anderen Seite war die Kirche, wo der Gesang inzwischen verstummt war. Cooper fiel ein, dass er Türen schlagen und Autos anfahren gehört hatte, vielleicht sogar das Geräusch eines Schlüssels, der sich energisch im Schloss der großen Eichentür gedreht hatte, bevor alles still wurde. Er wusste nicht, wo er sich sonst nach Hilfe umsehen sollte. Auf eine solche Situation war er bei seiner Ausbildung nicht vorbereitet worden.
    Wenn es um eine große Summe ging, war natürlich alles möglich. Geld brachte die schlimmsten Seiten im Menschen hervor, ob nun Krieg war oder nicht. Ben Cooper saß in seinem Wagen und ging im Geiste noch einmal alle Leute durch, mit denen er gesprochen hatte. War einer von ihnen in der Vergangenheit plötzlich reich geworden? Walter Rowland? Oder George Malkin? Unwahrscheinlich. Und falls Danny McTeague selbst das Geld aus der Lancaster SU-V mitgenommen hatte, ließ sich das wahrscheinlich nicht mehr nachvollziehen. Damit blieb von denjenigen, die damals dabei waren, nur noch einer übrig.
    Er schaute auf die Uhr. Vielleicht kam er noch rechtzeitig. Die Lukasz' müssten gerade in der West Street sein, um dort ihre Aussagen zu machen.
    Diane Fry beobachtete, wie Grace Lukasz mit den Handflächen über die Armstützen ihres Rollstuhls fuhr und sichtbare Schweißflecken zurückließ.
    »Mrs Lukasz«, sagte Fry, »woher hatte Ihr Sohn Andrew dieses Zigarettenetui, das Ihren Schwiegervater so aufgebracht hat?«
    »Das weiß ich nicht. Andrew wollte es uns nicht sagen. Er war in dieser Hinsicht sehr verschlossen. Wissen Sie, mittlerweile weiß ich selbst nicht mehr genau, was er eigentlich wollte, als er uns besucht hat. Ich glaube, er wollte sich mit uns versöhnen, aber irgendetwas ist schief gelaufen, und ich weiß auch nicht, warum er sich mit Zygmunt gestritten hat. Seit er in London wohnt, ist uns Andrew richtig fremd geworden.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer Nick Easton war, der Mann, der am Montag bei Ihnen war?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Mrs Lukasz.
    »Eigentlich nicht? Was heißt das?«
    »Das heißt, ich kann es nur vermuten. Niemand hat mir etwas gesagt, aber wenn es um meine Familie geht, kann ich zwei und zwei zusammenzählen. Ich dachte, er ist entweder Polizist... oder etwas noch Schlimmeres.«
    »Etwas Schlimmeres?« Fry sah zu Murfin hinüber und lächelte. »Gibt es denn noch etwas Schlimmeres?«
    »Ja«, sagte Mrs Lukasz. »Ich glaube, es gibt Leute, die Andrew etwas antun wollen.«
    »Warum?«
    »Ich mache mir schon lange Sorgen wegen ihm. Wissen Sie, dass wir ihn, nachdem er nach London gezogen war, fast fünf Jahre nicht gesehen haben?«
    »Es gab Unstimmigkeiten wegen seiner Heirat.«
    »Ja, aber das war nicht alles. Er hat immer ausweichend reagiert, wenn wir uns eingehender nach seiner Arbeit und seinem Alltag erkundigt haben. Vielleicht wäre es sonst niemandem aufgefallen. Peter hat es nicht gemerkt. Aber ich bin Andrews Mutter. Ich brauche keine Beweise. Nach einiger Zeit war ich mir sicher, dass er in etwas Gefährliches verwickelt war. Peter hat gemeint, ich rede nur Unsinn.« Grace Lukasz spielte mit den Speichen der Räder, während ihr Blick Frys Kugelschreiber folgte, als sie sich Notizen machte. »Dann tauchte Andrew ein paar Tage nach Neujahr plötzlich in Edendale auf. Er wich unseren Fragen immer noch aus... etwa wenn wir uns zum Beispiel nach dem Grund seines Kommens erkundigt haben. Er sagte, er hätte in der Gegend zu tun, und ich habe ihm geglaubt. Aber ich war besorgt wegen der Art von Geschäften, die ihn hierher geführt hatten.«
    »Glauben Sie, es hatte etwas mit dem Zigarettenetui zu tun?«, fragte Fry.
    »Ja. Weil er sich

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