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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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darüber mit Zygmunt an jenem Sonntag gestritten hat. Ich habe keinen der beiden je so wütend erlebt. Ich war froh, dass Peter nicht da war. Andrew sagte etwas von Loyalität, und da wurde Zygmunt erst richtig zornig. Ich dachte schon, er bekommt einen Herzanfall. Er brüllte auf Polnisch, und danach hat Andrew das Haus verlassen.«
    »Wissen Sie, weshalb Ihr Schwiegervater so zornig geworden ist?«
    Grace Lukasz nickte. »Es ist die Zeit von Oplatek, verstehen Sie, die Zeit des Vergebens und der Versöhnung. Das bedeutet Zygmunt sehr viel. Wir alle wissen, dass es sein letztes Oplatek ist und dass er mit allem ins Reine kommen will.«
    »Verstehe.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Grace. Sie wischte ihre Hände an einem Papiertaschentuch ab und knüllte es zu einer festen Kugel zusammen. »Ich glaube, dass Zygmunt klar geworden ist, dass er trotz Oplatek nicht vergeben kann. Ich glaube, ihm ist klar geworden, dass er Andrew nicht von Herzen vergeben kann... und das hat ihn so wütend gemacht. Ich hatte Angst, was Andrew tun würde, nachdem er gegangen war. Er steckt in Schwierigkeiten, stimmt's? Ich weiß nur, dass er in schlechte Gesellschaft geraten ist.«
    Ben Cooper traf Peter Lukasz vor dem Vernehmungsraum, wo er auf seine Frau wartete. Er sah blass und besorgt aus, aber auch resigniert. Er sah aus, als ob er wüsste, was Grace aussagen würde, und dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
    »Mr Lukasz, würden Sie mir eine Frage beantworten?«, sagte Cooper.
    »Was denn noch?«
    »Könnten Sie mir vielleicht sagen, wann das Dom Kombatanta gebaut wurde?«
    Lukasz starrte ihn mit offenem Mund an. Diese Frage hatte er nicht erwartet. »Na ja, das ursprüngliche Gebäude wurde ein paar Jahre nach dem Krieg errichtet, als nach und nach eine polnische Gemeinde in Edendale entstand.«
    »Und woher kam das Geld dafür?«
    »Das Geld?«
    »Es muss ein paar tausend Pfund gekostet haben. Wo kamen die her?«
    »Spenden«, erklärte Lukasz. »Spenden aus der Gemeinde. Wahrscheinlich hat jeder etwas dazu beigetragen.«
    »Der eine mehr, der andere weniger, vermute ich.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Ich frage mich, ob es einen speziellen Wohltäter gab, jemanden, der in der Lage war, eine große Summe beizusteuern. So etwas gibt manchmal den Ausschlag.«
    »Da müssen Sie Stefan Janicki fragen, unseren Schatzmeister. Vielleicht hat er die alten Aufzeichnungen noch.«
    »Das werde ich.«
    »Aber welche Rolle spielt das? Viele Polen sind erfolgreiche Geschäftsleute geworden. Warum sollten sie kein Geld für etwas geben, das ihrer Gemeinde zugute kommt?«
    »Dagegen gibt es nichts einzuwenden.«
    »Mein Cousin Tadeusz Kulczyck hat eine ziemlich hohe Summe für die letzten Renovierungen gespendet«, sagte Lukasz. »Er hat die neue Bühne und die Toilettenanlagen gestiftet.« »Wohnt er hier in Edendale?«
    »Nein. Er wohnt nicht in der Gegend, aber er besucht uns, so oft er kann. Tadeusz ist Architekt«, sagte Lukasz. »Er hat das Dom Kombatanta in Ottawa entworfen.«
    »Ottawa? In Kanada?«
    »Natürlich.«
    »Ihr Cousin Tadeusz ist Kanadier?«
    »Warum auch nicht? Es gibt viele Polen in Kanada.«
    Wahrscheinlich stimmte das. Es war durchaus vorstellbar, dass es überall auf der Welt polnische Gemeinden mit tiefen, unverwüstlichen Wurzeln gab. Er dachte an die alten Männer mit den verschlossenen Gesichtern, aus denen noch immer Loyalität und Entschlossenheit sprachen. Hitler hatte diese Leute verhöhnt, indem er sie »Sikorskis Touristen« genannt hatte. Walter Rowland hingegen sagte, er hätte sie lieber auf seiner Seite. Cooper fragte sich, wie er selbst die Polen auf seine Seite bekommen konnte. Aber diese Lektion hatte ihm Hitler bereits erteilt, sie brauchten einen gemeinsamen Feind.
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte Cooper. »Eigentlich ist es eher eine Bitte um einen Gefallen.«
    »Ach ja?«
    »Hat Ihr Vater jemals einen Mann namens Walter Rowland erwähnt? Er gehörte der Rettungsmannschaft der RAF an, die bei dem Absturz der Lancaster im Einsatz war.«
    »Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen.«
    »Er wohnt zufällig ganz in der Nähe Ihrer Kirche.«
    »Und? Um welchen Gefallen handelt es sich?«
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie ihn vielleicht einmal besuchen könnten«, sagte Cooper. »Einfach nur ... na ja, ich dachte, Sie könnten ihn vielleicht mal besuchen.«
    Lukasz schwieg und sah ihn fragend an. Cooper gelangte zu dem Schluss, dass er seine Bitte ziemlich ungeschickt formuliert

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