Kaltes Grab
Staatsanwaltschaft ist garantiert nicht der Ansicht, dass eine solche Ermittlung von öffentlichem Interesse ist.«
»Wahrscheinlich nicht. Und diese Angelegenheit ist unbedeutend im Vergleich zu dem Handel, den Nick Easton aufzudecken versucht hat«, stimmte ihm Hitchens zu. »Wir haben uns die Website heute Morgen angesehen, und es ist schwer zu sagen, wo die Legalität endet und die Illegalität anfängt. Nicht alle Sammlerstücke stammen unbedingt aus dem Zweiten Weltkrieg. Dazwischen finden sich auch Gegenstände, mit denen man modernere Flugzeuge wieder instand setzen kann, außerdem werden auch einige zeitgenössische und eindeutig illegale Artikel angeboten. Wahrscheinlich sind manche Nachrichten auf diesem schwarzen Brett ohnehin kodiert. Und die angegebenen Adressen sind international.«
Tailby seufzte. »Das sprengt unseren Rahmen. Aber die ganze Sache geht doch von einem Buchladen aus, oder? Hier in Edendale?«
»Genau danach hatte Easton gesucht, aber wir glauben, dass er nicht zum Ziel gekommen ist. Wir glauben, dass er ermordet wurde, bevor er das Herzstück ausfindig gemacht hatte. Es liegen keine Beweise vor, dass er den Buchladen je betreten hat.«
»Was ist mit dem Eigentümer?«
»Lawrence Daley«, sagte Fry. »Wir nehmen an, dass er aus finanziellen Beweggründen in den Handel mit Flugzeugteilen eingestiegen ist. Wir haben ihn gestern Abend das erste Mal vernommen. Offenbar hat er wirklich keine Ahnung, dass abgesehen von den Erinnerungsstücken noch andere Geschäfte über die Website oder das schwarze Brett dort abgewickelt werden. Die Internet-Seite wird von einem seiner Partner betrieben und scheint für Daley ein Buch mit sieben Siegeln zu sein.«
»Ein gutgläubiges Opfer, das aus Geldgier in illegale Machenschaften hineingezogen wurde?«, fragte Tailby skeptisch.
»Ja. Aber er hat uns die Namen bestätigt, die Inspector Hitchens aufgelistet hat. Das sind die Leute, die am tiefsten drinstecken. Gut möglich, dass sie Easton getötet haben, bevor er ihnen zu nahe kommen konnte. Aber wir haben keinerlei Beweise dafür.«
»Schade, dass wir Eastons Wagen immer noch nicht gefunden haben. Das würde uns weiterhelfen.«
»Der Wagen wird schon irgendwann auftauchen«, sagte Hitchens. »Mit ein bisschen Glück liefert er uns auch dann noch die erforderlichen Beweise oder Spuren.«
Chief Inspector Tailby sah sich im Raum um. »Das Ganze steht auf ziemlich wackligen Füßen. Meinen Sie, wir haben genügend Beweise, um jemanden festzunehmen?«
»Ja, Sir«, erwiderte Hitchens.
Tailby sah zu den Leuten von der MDP hinüber. »Und Sie, Sergeant Caudwell?«
»Wir sind der gleichen Meinung.«
»Also gut. Ich vermute, dass Sie Verstärkung brauchen, Paul?«
»Alles, was wir kriegen können, Sir.«
»Dann fordern wir noch einmal die Spezialeinheit an. Die haben schon bei dem verschwundenen Baby eine Niete gezogen. Jetzt bieten wir ihnen dafür ein bisschen Action.«
Als die Besprechung beendet war, sah Fry Sergeant Caudwell auf sich zukommen.
»Sie haben gewonnen«, sagte sie und zeigte ihre Grübchen. »Aber wenn ich einen Vorschlag machen darf, würde ich Ihnen raten, mal zu überprüfen, worauf sich einige Ihrer Beamten in letzter Zeit eingelassen haben.«
Ben Cooper holte Alison Morrissey vor dem Cavendish Hotel ab und fuhr mit ihr bis nach Bamford, zu dem großen Pub an der Kreuzung. Er wollte nicht in Edendale gesehen werden, jedenfalls nicht heute.
Morrissey hatte eine blaue Aktenmappe unter den Arm geklemmt. Doch nicht etwa noch ein Dossier? Davon gab es schon mehr als genug, und manche Informationen waren irreführend oder falsch gewesen.
»Was hast du da?«, fragte Cooper.
»Das hat mir Peter Lukasz geschickt. Er behauptet, sein Vater hätte es geschrieben.«
»Ach so. Sein Bericht vom Absturz der Sugar Uncle Victor.«
»Dann weißt du darüber Bescheid?«
»Ich habe gesehen, wie Zygmunt ihn geschrieben hat. Jedenfalls hat Peter gemeint, dass es das sei. Der Bericht ist bestimmt sehr interessant, wenn du ihn übersetzen lässt. Aber ich glaube, das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.«
»Vielleicht nicht«, räumte Alison ein. »Aber Peter Lukasz hat ihn gelesen und gemeint, eines sollte ich sofort wissen. Alle sagen, mein Großvater sei schuld am Absturz der Maschine gewesen, weil er die Anweisungen seines Navigators ignoriert hat. Peter Lukasz meint, in Zygmunts Aufzeichnungen stehe etwas anderes, nämlich dass Klemens Wach einen Fehler begangen hat. Es war offenbar
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