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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Dämmerung Richtung Harrop fuhr, sah er, dass die eine oder andere Nebenstraße immer noch nicht vollständig geräumt war. Auf den Hügeln gab es Höfe und Weiler, zu denen der vom Bezirk eingesetzte Schneepflug niemals vordrang. Deshalb mussten sich die Bauern den Weg zur Hauptstraße mit vor die Traktoren geschraubten Schaufelblättern selbst bahnen. Und heute würde noch mehr Schnee fallen. Cooper konnte es förmlich riechen.
    Als er schon ein gutes Stück über dem Tal war, erfassten die Scheinwerfer einen blauen Vauxhall, der schräg zum Straßenrand stand. Cooper fuhr näher heran, bis er sah, dass der Wagen in eine Schneewehe gerutscht war, unter der sich ein kleiner Graben verbarg, wo der Schnee unter den Reifen schlammig und aufgewühlt war. Der Fahrer war ausgestiegen und betrachtete die Räder auf der Beifahrerseite.
    Cooper bremste vorsichtig, stellte den Warnblinker an und blieb vor dem Vauxhall stehen. Wäre Diane Fry bei ihm gewesen, hätte sie bestimmt geschimpft, sie seien kein Pannendienst. Und hätte sie den Fahrer erkannt, hätte sie hinzugefügt, dass dies auch nicht der richtige Moment sei, anzuhalten und ein Buch zu kaufen. Aber Cooper stellte den Motor seines Wagens ab, nahm seinen Regenmantel vom Rücksitz und stieg aus. Unter seinen Füßen spritzte der Matsch auf. Er öffnete den Kofferraum und holte die Schneeschaufel heraus. Manche Leute machten sich darüber lustig, aber im Winter gehörte das zur Grundausrüstung. Seiner Meinung nach sollte jedes Einsatzfahrzeug routinemäßig damit ausgerüstet sein.
    Erst als Cooper aus dem Toyota stieg, erkannte ihn Lawrence Daley, allerdings schien er nicht besonders begeistert, ihn zu sehen. Er war eindeutig nicht für dieses Wetter angezogen - er trug dieselbe blaue Jacke wie im Buchladen, darunter einen dünnen Pullover und ein Hemd. Seine Jeans war bereits nass und unterhalb der Knie steif gefroren. Es würde Tage dauern, bis sie wieder trocken war. Der Buchhändler zitterte vor Kälte und Verzweiflung.
    »Was ist passiert, Lawrence?«
    »Ich habe ein bisschen zu stark gebremst«, antwortete der Buchhändler. »Die Räder sind von der Straße gerutscht, und jetzt drehen sie nur noch durch. Sie greifen nicht mehr.«
    Er war der typische Autofahrer, für den ein Auto, sobald es nicht mehr fuhr, ein absolutes Mysterium darstellte. Cooper betrachtete den Schlamm, der meterweit über den Schnee und bis auf die Straße gespritzt war, dann die tiefen Rinnen, die die Räder des Autos gegraben hatten.
    »Sieht aus, als hätten Sie sich festgefahren«, stellte er fest. »Setzen Sie sich rein, ich schiebe Sie an. Aber nicht zu viel Gas geben. Versuchen Sie, die Räder nicht mehr durchdrehen zu lassen.«
    »Ich wollte eigentlich auf den Pannendienst warten«, sagte Lawrence.
    »Haben Sie schon angerufen?«
    »Ich habe kein Handy. Ich habe keine Lust, mir von der Strahlung das Hirn grillen zu lassen.«
    Für Sorgen dieser Art war es ein bisschen zu spät, dachte Cooper. An Lawrences Hirn war nicht mehr viel zu verderben, dafür hatten bereits der Alkohol und das Leben unter all den Büchern gesorgt. Vielleicht war auch die Einsamkeit schuld daran. Lawrence hatte sich in etwas hineinziehen lassen, das aus zwei Gründen verlockend war: Zum einem spielte natürlich das Geld eine Rolle, zum anderen aber bestimmt auch das Gefühl, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen, sozusagen als Familienersatz.
    »Ist Ihnen klar, dass die nächste Telefonzelle vier Meilen von hier entfernt ist? Sie müssten fast bis zum Snake Inn laufen.«
    Lawrence zuckte entmutigt die Achseln. »Dann hätte ich wohl jemanden anhalten müssen.«
    »Heutzutage hält nicht mehr jeder an, Lawrence. Die Leute haben zu viele Geschichten von Überfällen und Autodiebstählen gehört. Die nehmen nicht mehr jeden Anhalter mit.«
    Manchmal konnte Cooper Diane Frys Ungeduld mit Leuten wie Lawrence Daley verstehen. Lawrence hatte keinerlei Anstalten gemacht, den Toyota anzuhalten, als er ihn kommen hörte. Hätte Cooper ihn nicht erkannt, wäre er vielleicht vorbeigefahren. Hätte Lawrence später ein anderes Fahrzeug angehalten? Oder wäre das unter seiner Würde gewesen? Höchstwahrscheinlich wäre er einfach stehen geblieben und erfroren.
    »Wo wollten Sie überhaupt hin?«
    »Nur nach Glossop. Ein Freund von mir wohnt dort. Auch ein Buchhändler. Nachdem Sie mir meinen Laden zugemacht haben...«
    »Schon in Ordnung. Solange Sie den Bezirk nicht verlassen...«
    »Das tue ich nicht. Vernehmen Sie

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