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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Flugzeugabsturz gehört haben. Warum hätten sie ihn behalten sollen? Warum haben sie ihn nicht den Behörden übergeben? Wenn er verletzt war, hätten sie sich zumindest um ärztliche Versorgung kümmern müssen.«
    »Ich weiß auch nicht, warum«, beharrte Morrissey. »Aber ich weiß, dass der Mann, der auf der A6 mitgenommen wurde, nicht mein Großvater war. Ich glaube, dass es sich um einen Deserteur handelte, der sich unerlaubt vom Fahrzeugdepot in Stockport entfernt hat. Er hieß Fuller. Die Polizei hat ihn später im Haus seiner Eltern in Stoke-on-Trent festgenommen.«
    »Und Ihr Großvater?«, fragte Cooper. »Wie kommen Sie darauf, dass er in dieser Gegend geblieben ist? Das kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor.«
    »Wie ich darauf komme? Sehen Sie sich das hier an«, erwiderte Morrissey und zog eine kleine Plastiktasche aus der Aktenmappe, die eine Medaille an einem rotgoldenen Band enthielt. Die Medaille war blank poliert und schimmerte im Licht der Neonlampen, funkelte sie an, als wollte sie ihnen eine Botschaft aus der Vergangenheit überbringen.
    »Was ist das?«
    »Das ist ein Distinguished Flying Cross der kanadischen Luftwaffe«, erklärte Morrissey und drehte die Medaille um. »Jemand hat sie letzten Sommer an die frühere Adresse meiner Großmutter in Ottawa geschickt. Ein kurzer Brief war auch dabei. Er war an meine Mutter adressiert, aber es stand nur ›Vergiss nie deinen Vater, Fliegerleutnant Danny McTeague‹ drin.«
    Cooper beugte sich vor, um die Medaille genauer zu betrachten. »Das ist die Medaille Ihres Großvaters? Wo kam sie her?«
    »Wir wissen nur«, antwortete Morrissey, »dass das Päckchen hier in Edendale aufgegeben wurde.«

6
    D ie Leiche vom Snake Pass war in die Leichenhalle des Krankenhauses von Edendale gebracht worden. Dort lag der Tote zumindest so lange auf Eis, bis er identifiziert werden konnte oder sich jemand meldete, der ihn kannte. Diane Fry hatte DC Murfin vor der Leichenhalle im Auto sitzen lassen, wo er zweifellos damit beschäftigt war, den Haufen Bonbonpapiere auf dem Wagenboden zu vergrößern.
    In der Leichenhalle war es wärmer als draußen auf der Straße. Es roch auch besser – nach Desinfektionsmittel und Duftspray, die den Geruch nach Körperflüssigkeiten und Eingeweiden überdecken sollten.
    »Solche Kandidaten bekommen wir kaum noch rein«, sagte Mrs Van Doon. »Normalerweise tragen die Leute alle möglichen Ausweise bei sich. Wenn nicht, haben wir ihre Fingerabdrücke, ihre Zahnformel oder ihre DNS. Aber wie ich höre, haben Sie damit bisher keinen Erfolg gehabt? Keine übereinstimmenden Daten?«
    »Nichts«, antwortete Fry. »Natürlich haben wir Anfragen losgeschickt, aber seine Beschreibung passt auf niemanden, der uns als vermisst gemeldet wurde.«
    »Vielleicht hat noch niemand bemerkt, dass er verschwunden ist.«
    »Viele Leute laufen durch die Gegend und kriegen nichts mit«, konterte Fry.
    Die Gerichtsmedizinerin warf ihr einen verdutzten Blick zu. »Für mich sieht er nicht wie der typische Durchschnittsvermisste aus«, sagte sie. »Zum einen ist er dafür zu gepflegt und zu gut gekleidet. Seine Schuhe waren teuer .«
    »Stimmt. Auf die Schuhe und seine anderen Kleidungsstücke setzen wir am meisten Hoffnung. Sie sind eigentlich sehr bezeichnend.«
    »Er war nicht per Anhalter unterwegs. Nicht mit diesen Schuhen. Der Schnee hat sie völlig ruiniert.«
    »Nein, ein Tramper war er nicht.«
    »Vielleicht ein Autofahrer, dessen Wagen liegen geblieben ist? Vielleicht wollte er ja zu Fuß in die Stadt zurück.«
    »Möglich. Bis jetzt konnten wir alle liegen gebliebenen Autos lebenden Eigentümern zuordnen, aber es gibt immer noch etliche Seitenstraßen, zu denen die Schneepflüge noch nicht durchgedrungen sind.«
    »Sie klingen trotzdem nicht besonders zuversichtlich.«
    »Nein. Bin ich auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sehen Sie ihn sich doch an – wie er angezogen ist. Sie haben selbst gesagt, wie teuer er gekleidet ist. Hätte er sich wirklich in diesem Aufzug zu Fuß auf den Weg gemacht? Ohne Mantel? Warum ist er nicht beim Wagen geblieben und hat gewartet, bis jemand kommt? Wir sind hier schließlich nicht in der Antarktis. Spätestens innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden wäre jemand vorbeigekommen. Und warum hat er nicht übers Telefon Hilfe gerufen? Herrgott noch mal, heutzutage hat doch jedes Schulkind ein Handy. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie der hier keines dabei hat.«
    »Vermutlich haben Sie Recht.

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