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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Ich sollte mich lieber auf die medizinischen Tatsachen beschränken und den psychologischen Teil Ihnen überlassen.«
    »So habe ich das nicht gemeint«, sagte Fry, die spürte, dass sie die Gerichtsmedizinerin mit ihrer Bemerkung gekränkt hatte.
    »Schon gut.«
    »Und noch etwas. Wie wahrscheinlich ist es, dass er sich zu Fuß auf den Weg gemacht hat und die ersten Menschen, denen er begegnet ist, zufällig ein paar Straßenräuber waren, die zufällig mitten im Schneesturm über den Snake Pass gefahren sind und die Gelegenheit beim Schopf ergriffen haben?«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Dann sind wir wohl einer Meinung.«
    Fry warf einen Blick auf den Toten. Er war gewaschen und zugedeckt, so dass nur noch das Gesicht zu sehen war. Ihrer Schätzung nach war er etwa dreißig Jahre alt, etwas dicklich um den Hals, sonst aber recht gut in Form. Sein Haar war dunkel, kurz geschnitten und gepflegt, mit ein paar grauen Strähnen an den Schläfen. Die Stoppeln auf seinen Wangen wirkten unpassend; er war der Typ Mann, der normalerweise glatt rasiert ist. Sie betrachtete seine Hände: kräftig, aber ohne Schwielen, die Nägel sorgfältig geschnitten.
    »Was ist mit seinen Verletzungen?«, erkundigte sie sich.
    »Er hat eine große Bauchwunde am Unterleib. Die Bauchhöhle ist geöffnet, die seitlichen Muskeln sind durchtrennt, und der linke Arm ist oberhalb des Ellbogens fast abgerissen.«
    »Das war wohl das Blatt des Schneepflugs, oder?«
    »Ich kann nur sagen, dass es sich um einen scharfkantigen, ungefähr drei Meter breiten Metallgegenstand mit einem Gewicht von ungefähr einer halben Tonne gehandelt haben muss«, erwiderte Mrs Van Doon.
    »Genau.«
    »Außerdem haben wir noch Schürfwunden am Kopf, im Gesicht, auf dem Rücken und an den Beinen, die wahrscheinlich davon herrühren, dass der Tote ein Stück über den Asphalt geschleift wurde. Darüber hinaus habe ich zahlreiche Quetschungen sowie zwei gebrochene Rippen auf der rechten Seite des Brustkorbs festgestellt, die auf einen Sturz zurückzuführen sind.«
    »Einen Sturz?«
    »Genau. So wie er dalag, würde ich sagen, seine Verletzungen sind darauf zurückzuführen, dass er vom Schneepflug auf die Steinbrocken am Straßenrand geschleudert wurde. Er lag halb auf den Steinen. Ein paar Zentimeter links oder rechts, und er wäre sanfter gelandet, im Schnee oder auf Erdreich.«
    »Vermutlich hat ihm das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel ausgemacht.«
    »Nein. Sämtliche Verletzungen, die ich aufgezählt habe, hat er post mortem erlitten.«
    »Als er schon tot war.«
    »Genau das bedeutet post mortem in aller Regel. Sonst würden sich meine Kunden wahrscheinlich beschweren, wenn ich ihnen die inneren Organe entnehme.«
    »Dann kommt jetzt die Eine-Million-Pfund-Frage …«
    »Sie meinen … woran er gestorben ist?«
    »Bingo.«
    »Dazu müsste ich noch ein paar Tests durchführen«, sagte die Gerichtsmedizinerin. »Im Gegensatz zu Ihrem Inspector, der auf Vermutungen angewiesen ist, steht mir ein modernes Labor zur Verfügung.«
    »Aber …«
    »Ich muss mir die Beschaffenheit der Hauptwunde genauer ansehen, bevor ich irgendetwas mit Sicherheit sagen kann.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Konkrete Indizien«, erwiderte Mrs Van Doon und deutete auf eine der Plastiktüten mit der Kleidung des Opfers. »Ihr Inspektor hat sich geirrt, als er sagte, es gäbe kein Blut. Es gab welches, wenn auch nicht viel. Am Unfallort war nichts zu sehen, weil die Kleidung das Blut aufgesaugt hatte. Der Tote trug eine Thermojacke, ein Hemd und einen Baumwollpullover. Eine kleine Menge Blut ist durch all diese Schichten gedrungen und hat Flecken im Futter seiner Anzugjacke hinterlassen, deshalb war äußerlich nichts zu erkennen. Zum Glück war er schon eine Weile tot, als ihn der Schneepflug erwischt hat. Wenn die Hauptwunde stark geblutet hätte, wäre mir womöglich überhaupt nichts aufgefallen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass der Mann bereits eine Verletzung hatte, die von der späteren überdeckt wurde?«
    »Genau. Das ist im Moment zumindest eine Theorie, die ich weiterverfolge. Die Schaufel des Schneepflugs hat eine regelmäßige Form. Ich habe mir sagen lassen, dass sie ganz neu ist, was eine sehr hilfreiche Information ist. Die Wunde weist jedoch eine Unregelmäßigkeit auf, die zur Position des Blutflecks auf der Kleidung passt. Wir müssen das aber noch genauer abgleichen. Dazu muss ich tiefer ins Gewebe.«
    »Tiefer? Glauben Sie, es handelt sich um einen

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