Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
erwähnt. Ich habe ihr eingeschärft, darauf zu achten, an die richtigen Leute zu vermieten. Zuverlässige, vertrauenswürdige Leute mit einem festen Job. Manchmal mache ich mir Sorgen, wen sie dort reinlässt, wo sie doch ganz allein lebt.«
    »Ich würde mich für die Wohnung interessieren, wenn sie immer noch frei ist«, sagte Cooper.
    »Sie entspricht vielleicht nicht ganz Ihren Ansprüchen. Tante Dorothy ist schon ein bisschen verwirrt. Nicht direkt übergeschnappt, verstehen Sie mich nicht falsch, aber sie kommt mit den alltäglichen Kleinigkeiten manchmal nicht mehr so ganz klar.«
    Cooper sah sich die Karte noch einmal an. »Zuverlässig und vertrauenswürdig? Was meinen Sie, Lawrence, trifft das auf mich zu?«
    »Nein. Aber Sie können ja schwindeln.« Der Buchhändler lachte. Dann streckte er die Hand aus und tätschelte den Cordkragen von Coopers Wachsmantel. »Ich mag übrigens Wetterschutzkleidung«, schmunzelte er. »Normalerweise ziehen sich Polizisten immer so langweilig an. Aber die Mütze steht Ihnen. Sie betont Ihre Augen.«
    Cooper wich einen Schritt zurück. »Vielleicht versuche ich es einfach mal«, sagte er. »Mrs Shelley, Welbeck Street 6? Darf ich mich auf Sie berufen?«
    Lawrence kicherte in sich hinein. »Glauben Sie mir«, sagte er, »mit Schwindeln kommen Sie weiter.«
    Auf dem Weg hinaus fiel Cooper eine in Saffianleder gebundene Ausgabe von Eine Geschichte zweier Städte ins Auge. Es sah fast aus, als wäre Mr Dickens persönlich eines Tages in den Laden spaziert, hätte das Buch auf das Regal gelegt, und seither hatte es niemand mehr in die Hand genommen.
    Draußen auf der High Street sah Cooper einen Bus nach Hulley wie ein dunkelblaues Schiff durch den Matsch pflügen. Er schleuderte eine Bugwelle nach beiden Seiten, die die Fußgänger von den Bürgersteigen zu spülen drohte.
    Auf dem Weg durch die Einkaufsmeile Clappergate zurück zur West Street klopfte sich Cooper nachdenklich auf die Manteltaschen. In der geräumigen Wilderertasche auf der Innenseite waren die beiden Bücher über die Flugzeugwracks im Peak District verstaut, das eine speziell über die Lancaster SU-V, jenen Absturz, der Alison Morrissey nach Edendale geführt hatte. In einer anderen Tasche steckten die Maklerangebote mit den Eigentumswohnungen, die nicht in Frage kamen. Cooper wusste, dass er eigentlich nicht allein leben wollte. Er zog aus der Bridge End Farm aus, weil er ein starkes Bedürfnis nach Veränderung hatte – das war alles.
    Er fragte sich, ob Alison Morrissey allein lebte. Wahrscheinlich nicht. Außerdem ging ihn das ohnehin nichts an. Sie war nur zu Besuch in Edendale und würde bald nach Kanada zurückfliegen, in eine andere Welt, und er würde sie nie wieder sehen. Aber vielleicht durfte er hoffen, dass es irgendwo eine andere Frau gab, die ein bisschen so wie Alison Morrissey war und auf ihn wartete.

7
    I n der West Street wurde Ben Cooper bereits von Diane Fry erwartet, die ihn wütend anfunkelte, als er das Büro betrat.
    »Du hast das Telefon nicht abgenommen«, sagte sie.
    »Ich war gerade beschäftigt«, protestierte Cooper. »Ich hätte dich zurückgerufen. Wie läuft’s mit dem tätlichen Angriff auf die beiden Jungs?«
    »Den kannst du fürs Erste vergessen.«
    »Vergessen? Das war ein zweifacher tätlicher Angriff mit vorsätzlicher Körperverletzung und dazu noch unerlaubter Waffenbesitz! Ganz zu schweigen davon, dass das Ganze potenziell rassistische Hintergründe hatte.«
    »Ja ja, und wahrscheinlich hat auch noch jemand Papier auf den Bürgersteig geworfen, als du gerade nicht hingeschaut hast. Vergiss es.«
    »Aber Diane …«
    »Hefte es in deinem Hängeordner ab, Ben. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    »Was ist denn so wichtig? Habt ihr noch eine Leiche gefunden?«
    »Wichtig ist«, sagte Fry, »dass wir eine Einsatzbesprechung zum Fall Schneemann haben. Er ist soeben zum Mordfall geworden.«
    Ohne besonders darüber nachzudenken, hatte Ben Cooper angenommen, dass der neue Chief Inspector der Division E eine Frau sein würde. Und wenn keine Frau, dann bestimmt ein Angehöriger einer ethnischen Minderheit oder wenigstens ein Schwuler. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass ein so hoher Posten ohne Berücksichtigung geschlechtlicher, ethnischer oder sexueller Gesichtspunkte besetzt wurde.
    Aber Cooper konnte DCI Oliver Kessen noch so intensiv unter die Lupe nehmen, er war und blieb ein Weißer mittleren Alters mit fortschreitender Glatzenbildung, schlechten Zähnen, einem

Weitere Kostenlose Bücher