Kaltes Grab
Recht?«
»Ben Cooper, genau. Ich suche ein Buch über Flugzeugabstürze. Hier in der Gegend liegen so viele Wracks herum, dass bestimmt mal jemand etwas darüber veröffentlicht hat.«
»Gehen Sie nach hinten und links durch den Vorhang, dann ein paar Stufen nach unten, dort müssten Sie eigentlich auf halber Regalhöhe etwas dazu finden«, sagte Lawrence.
»Danke.«
Cooper schlängelte sich durch die Regalreihen, vorbei an Lyrik und Belletristik, an Biographien und Philosophie, bis er bei der Geographie in einer Sackgasse landete. Also wandte er sich bei Bildender Kunst nach links und entdeckte hinter einem Vorhang in einer Nische die Musik, unmittelbar vor der Treppe zum Keller. Auch links und rechts der Treppe waren Regale angebracht. Nach ein paar knarrenden Stufen stand Cooper vor der Luftfahrt. Es wunderte ihn nicht, dass diese Abteilung so schwer zu finden war, da dieses Thema für Eden Valley Books geradezu unpassend modern anmutete. Er spähte in die Dunkelheit am Fuß der Treppe und fragte sich, was Lawrence dort unten noch alles verstaut haben mochte – wahrscheinlich Gebiete wie Computer und Informationstechnologie.
Er fand tatsächlich zwei schmale Bände über Flugzeugwracks im Peak District, genau das, wonach er gesucht hatte.
»Guter Tipp, Lawrence«, sagte er, als er zur Kasse zurückgefunden hatte. »Gleich zwei Stück.«
»Erstaunlich«, meinte Lawrence. »Steht ein Preis drauf?«
»Also … eigentlich nicht.«
Lawrence seufzte. »Dann kann ich ja wohl kaum etwas dafür verlangen.«
»Aber ich bitte Sie!«
»Nicht, wenn kein Preis draufklebt. Das ist gesetzlich verboten.«
»Von solchen Sachen verstehe ich nichts«, sagte Cooper. »Jedenfalls kann ich die Bücher nicht mitnehmen, ohne zu bezahlen.«
»Dann also … fünfzig Pence.«
»Wie Sie meinen.«
Cooper wühlte in seinen Taschen. Er zog die Immobilienprospekte heraus, um weiter unten nach Kleingeld zu suchen. Ausgerechnet jetzt meldete sich auch noch sein Piepser, aber das konnte warten.
»Oha«, sagte Lawrence, »sind Sie in die Fänge der Halsabschneider geraten?«
»Wie bitte?«
»Na ja, Immobilienmakler«, sagte er und zeigte auf die Broschüren. »Wollen Sie ein Haus kaufen?«
»Das kann ich mir nicht leisten«, antwortete Cooper. »Ich suche nur vorübergehend eine Mietwohnung.«
»Aha. Eine eigene Wohnung, hm? Oder ist da irgendwo ein Mitbewohner mit im Spiel?«
»Nein.«
»Und? Schon was gefunden?«
»Nein.«
Cooper reichte ihm die fünfzig Pence, die Lawrence in die Kasse warf, ehe er unter dem Tresen eine gestreifte Papiertüte hervorzog. Cooper betrachtete die Postkarten und Werbebroschüren, die an die Wand geheftet waren. Auf den meisten wurden die Dienste von Schreibagenturen, Hellsehern und Aromatherapeuten angeboten, dazwischen befand sich jedoch eine Anzeige, die ihn näher hinsehen ließ.
»Hier wird eine möblierte Wohnung angeboten«, sagte er. »In der Welbeck Street, unten am Fluss.«
»Ach ja«, sagte Lawrence.
»Das wäre praktisch, für die Stadt. Von dort aus könnte ich zu Fuß zur Arbeit gehen. Auch die Miete klingt vernünftig. Kennen Sie die Vermieterin? Eine Mrs Shelley?«
»Leider ja. Sie ist meine Tante.«
»Tatsächlich?«
»Sie wohnt selbst in der Welbeck Street, und das Haus neben ihrem gehört ihr auch«, sagte Lawrence. »Mein Onkel hat immer davon geträumt, die beiden Häuser abzureißen und ein palastartiges Stadthaus zu errichten. Keine Ahnung, warum – denn die beiden waren immer zu zweit, ohne Kinder.«
»So einen Onkel habe ich auch. Er liebt unvollendete Projekte. Wahrscheinlich fühlt er sich auf diese Weise unsterblich. Er glaubt, dass er auf keinen Fall stirbt, bevor er nicht alle seine angefangenen Sachen zu Ende geführt hat.«
»Bei Onkel Gerald hat das nicht funktioniert. Bevor er auch nur eine einzige Wand einreißen konnte, war er tot.«
»Das tut mir Leid.«
»Tante Dorothy nicht. Sie war selig, dass sie ihn endlich los war, und ließ das Nebenhaus in zwei Wohnungen umwandeln. Das ist ihr hervorragend gelungen. Ich glaube, die Arbeiter sollten mit ihren Vorschlaghämmern die Erinnerung an Onkel Gerald auch gleich kurz und klein schlagen und dann eine dicke Schicht Putz und eine nette Blümchentapete draufkleben.«
»Und eine der Wohnungen steht leer?«
»Jedenfalls stand sie noch leer, als sie mich gebeten hat, den Zettel anzuhängen«, antwortete Lawrence. »Vielleicht ist sie inzwischen auch schon vergeben, Tante Dorothy hat nichts mehr davon
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