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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Medaillen gefunden?«
    »Medaillen?« Malkin sah ihn überrascht an. »Medaillen wären ganz schön was wert gewesen, glaube ich. Aber die konnte man wohl nur bei den Leichen finden, meinen Sie nicht?«
    »Wahrscheinlich. Was haben Sie stattdessen mitgenommen?«
    Malkin zog die Kiste heran und kramte darin herum. »Hier sind ein paar Zeitungsausschnitte, falls Sie die sehen wollen.«
    »Ich glaube, die meisten kenne ich schon.«
    »Auch gut.« Er kramte weiter. »Hier muss es doch irgendwo sein. Ah, ja. Das ist das Einzige, was ich behalten habe.« Er zog einen runden Metallgegenstand mit einer geschwärzten Hülle heraus. Cooper hatte irgendein unkenntliches Teil des Flugzeuges erwartet, aber das hier kam ihm bekannt vor.
    »Sieht aus wie eine Uhr«, sagte er.
    »Ist es auch.« Malkin zog sie aus der Hülle. Die geschwärzte Oberfläche bestand nicht aus Metall, sondern aus durch starke Hitzeeinwirkung geschmolzenem Glas. Das Zifferblatt darunter war einigermaßen unversehrt, obwohl sich der Metallrahmen ein wenig verzogen hatte und unter der Zahl zwölf ein Brandfleck zu sehen war. Die Zeiger waren etwa um zehn vor elf stehen geblieben.
    »Zweiundzwanzig Uhr neunundvierzig«, sagte Malkin. »Genau um diese Uhrzeit ist die Maschine abgestürzt.«
    »Sie meinen, ein Mitglied der Besatzung hat die Uhr bei dem Unglück getragen?«
    »Ich glaube schon. Ich hab sie halb vergraben im Torf gefunden und hab sie weder meinem Onkel noch sonst jemandem gezeigt, sondern einfach in die Tasche gesteckt und mitgenommen. Später hab ich sie nur Ted und meinen Kumpels in der Schule gezeigt. Glauben Sie, die ist was wert?«
    »Sie gehörte einem Toten«, sagte Cooper.
    »Das war ja das Aufregende daran«, sagte Malkin. »Können Sie das nicht verstehen? Die aufregendsten Dinge sind die, von denen man genau weiß, dass sie verboten sind.«
    Cooper betrachtete noch einmal das Foto mit dem achtjährigen Jungen, während Malkin an der kaputten Uhr herumfingerte. Das wissende Gesicht des Jungen, der sich gegen den Propeller lehnte, löste ein leises Unbehagen in ihm aus.
    Malkin bemerkte Coopers Miene. »Ja«, sagte er, »als mein Onkel das Bild gemacht hat, hatte ich sie bereits in der Hosentasche.«
    Cooper legte das Foto vorsichtig wieder in die Kiste. »Das waren doch Sie und Ihr Bruder, die den Flieger gesehen haben?«, fragte er. »Den, der verschwunden ist?«
    »Ja, das stimmt. Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Das steht in den alten Berichten. Sind Sie damals von der Polizei vernommen worden?«
    »Ja. Einen Tag nach dem Absturz kam ein Polizist vorbei. Wir hatten unserem Vater erzählt, dass wir den Flieger gesehen haben, und er hat es der nächsten Polizeiwache gemeldet. Damals redeten alle davon.«
    »Sagen Sie mir, wo Sie den Flieger gesehen haben, Mr Malkin. Wie sah er aus?«
    »Das kann ich nicht – es war dunkel. Er trug eine Fliegerkombination, mehr weiß ich nicht. Mit Lederhelm und so weiter. Er hatte eine Taschenlampe dabei, und wir haben gesehen, wie er auf der Straße ging, die um das Reservoir herum und dann ins Tal führt. Unten kommt sie in der Nähe des alten Zollhauses auf der Straße nach Crowden heraus.«
    »Können Sie mir die Stelle zeigen?«
    Malkin nickte.
    Sie gingen wieder nach draußen und an der Mauer entlang zu Coopers Wagen. Die Schafe kauten und schnaubten leise auf der Wiese.
    »Sehen Sie mal da drüben«, sagte Malkin und deutete auf die Wiese, als wäre es helllichter Tag und nicht stockfinster. »Das ist guter, fruchtbarer Boden. Das beste Weideland im Umkreis. Vor vielen Jahren war hier mal ein Steinbruch, aber den hat man wieder zugeschüttet. Hier wachsen die leckersten Lammkoteletts von ganz Derbyshire, sagt mein Freund Rod immer. Wenn Sie wollen, geb ich Ihnen ein paar mit.«
    »Nein, vielen Dank. Die Straße zum Reservoir …«
    Malkin wies in die Dunkelheit. »Weiter hinten. Sehen Sie die Mauer da, die mit dem kleinen Tor und dem Weißdornbusch?«
    »Halbwegs«, sagte Cooper, obwohl er lediglich die ungefähre Richtung ausmachen konnte, in die der alte Mann zeigte.
    »Dort verläuft die Wasseramtstraße. Jetzt ist ein abgesperrtes Tor dran, aber damals war die Straße bloß eine Art Feldweg, damit die Wartungsleute zum Reservoir kamen. Ich wette, der Flieger war froh, dass er sie gefunden hatte. Er muss vom Irontongue runter durch den Schnee gestapft sein, das muss im Dunkeln mindestens eine Stunde gedauert haben. Ted und ich gingen an der Mauer vom Reservoir entlang, um näher an die

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