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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Absturzstelle ranzukommen. Wir haben es vom Haus aus dort oben brennen sehen. Vermutlich hätten wir den Flieger niemals gesehen, wenn er nicht dauernd mit der Taschenlampe gewedelt hätte. Und gehört haben wir ihn auch.«
    »Gehört? Hat er etwas gerufen?«
    »Er hat gesungen«, erklärte Malkin.
    Cooper starrte ihn an. Unter der Mütze und den Ohrenklappen war nicht viel von seinem Gesicht zu sehen, aber der Stimme nach zu urteilen machte er keine Witze.
    »Gesungen ? Was hat er denn gesungen, Mr Malkin?«
    »Soweit ich mich erinnere, war es Show Me the Way to Go Home.«

10
    A m nächsten Morgen war Ben Cooper wieder früh im Dienst und überprüfte als Erstes die Einsatzformulare für die Ermittlungen im Schneemann-Fall. Da noch niemand da war, der die Aufgaben verteilen konnte, kam er vielleicht glimpflich davon, indem er sich etwas Interessantes heraussuchte. Zumindest in dieser Hinsicht konnte man dem Schnee dankbar sein – in letzter Zeit war er immer der Erste im Büro. Bislang waren nur die Leute von der Nachtschicht da, die jedoch demnächst nach Hause gehen würden. Und die reinen Schreibtischtäter fingen nicht vor neun Uhr an.
    »So versessen auf Arbeit, Ben?«
    Diane Fry löste ihren roten Schal, zog das Haar unter einem Rollkragen hervor und schüttelte sich wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kam. Als sie den Mantel ausgezogen hatte, wirkte sie nur noch halb so dick. Coopers Mutter hätte sie zu dünn gefunden und gesagt, dass sie ein bisschen Speck gegen die Winterkälte vertragen könnte.
    »Ich dachte, ich könnte ebenso gut schon mal anfangen«, sagte Cooper. »Schließlich haben wir keine Zeit zu verlieren, wenn man bedenkt, dass wir ständig zu hören bekommen, wie dünn wir hier besetzt sind.«
    »Nimm dir ein Fleißsternchen. Aber du bist nicht der Einzige. Sogar der Chief Super ist schon da, und Hitchens habe ich schon nach oben gehen sehen.«
    Was die Ermittlungsarbeit anging, gab es nicht viel zu tun, denn der Schneemann war immer noch nicht identifiziert. Ein Formular fiel Cooper jedoch sofort ins Auge. Es ging um den Anruf einer Frau am Vorabend, nachdem sie in den Nachrichten von dem Leichenfund gehört hatte. Die meisten Anrufe waren aussortiert oder die Einzelheiten für später aufgenommen worden. Bei diesem jedoch hatten die Leute in der Zentrale das Gefühl gehabt, ihn verfolgen zu müssen, deshalb war er an die Kripo weitergereicht worden. Die Frau behauptete, einen Mann gesehen zu haben, auf den die Beschreibung des Schneemannes passte – bis hin zu der eleganten Kleidung und den gewienerten Schuhen, wenn auch ohne Reisetasche.
    Auch Cooper war der Ansicht, dass man sich mit der Frau unterhalten sollte. Es handelte sich um eine gewisse Mrs Lukasz.
    Er zeigte Diane Fry das Formular.
    »Sieh mal«, sagte er. »Der Anruf hier kam von einer Frau namens Grace Lukasz vom Woodland Crescent in Edendale.«
    »Na und?«
    »Lukasz …«, wiederholte er nachdenklich, ehe ihm einfiel, dass Fry ja nichts von Alison Morrissey, Fliegerleutnant Danny McTeague und der Besatzung von Sugar Uncle Victor wusste. »Der Name fiel gestern in der Sitzung mit dem Chief …«
    »Wo? Ach, die Sache mit der Kanadierin. Worum ging es dabei eigentlich? Irgendeine alte Kriegsgeschichte, habe ich gehört. Woher nimmt sie das Recht, uns die Zeit zu stehlen?«
    »Jemand aus Edendale hat ihr eine Medaille geschickt, die früher ihrem Großvater gehört hat, der seit 1945 verschwunden ist. Er war Bomberpilot und ist angeblich desertiert, nachdem sein Flugzeug hier in der Nähe abgestürzt ist.«
    »Und?«
    Cooper sah, dass Fry bereits das Interesse verloren hatte. Warum sollte sie sich auch für den Vorfall interessieren? An der Geschichte war nichts, was für die Polizei interessant sein könnte. Es sei denn, Morrissey hätte einen Hinweis für ihre Ermittlungen liefern können. Eine verlorene Medaille, die nach siebenundfünfzig Jahren wieder auftauchte, war jedoch weit davon entfernt.
    »Ich meine nur, es ist ein ziemlicher Zufall. Der Name ist nicht sehr verbreitet.«
    »Du weißt doch, wie das ist«, sagte Fry. »Wenn man ein ungewöhnliches Wort oder einen Namen zum ersten Mal gehört hat, stolpert man auf einmal ständig darüber.«
    »Wenn es ein üblicher Name in Edendale wäre, wäre er mir garantiert schon vorher aufgefallen.«
    »Ach ja, das habe ich ganz vergessen – du bist ja Mr Ortskenntnis persönlich. Wahrscheinlich kennst du das ganze Telefonbuch auswendig.«
    Sie nahm ihm das Formular aus

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