Kaltes Grab
seufzte. »Hat sie ihre Kätzchen inzwischen bekommen?«
»Nein. Das ist es ja gerade, weshalb ich mir Sorgen mache.«
»Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich mir das eine oder andere Möbelstück dazukaufe? Einen Stuhl vielleicht und einen Schreibtisch. Und ich brauche einen Platz, wo ich meinen Computer hinstellen kann. Vielleicht dort drüben, vor die Steckdosen. Dazu müsste ich die Anrichte ein Stück zur Seite rücken.«
»Sie scheint immer dicker zu werden, aber nichts passiert.«
»Die Anrichte würde gut in diese Ecke passen, Mrs Shelley. Wenn ich den Tisch einen halben Meter verschiebe …«
Sie zerknüllte nervös ihre Handschuhe. »Wenn Sie schon mal da sind, würden Sie vielleicht einen Blick auf sie werfen? Auf Miranda, meine ich …«
»Mrs Shelley, wenn Ihre Katze Probleme hat, sollten Sie vielleicht lieber einen Tierarzt aufsuchen.«
»Ich weiß, aber Tierärzte sind so schrecklich teuer. Schauen Sie sich Miranda doch eben mal an. Sie haben doch gesagt, dass Sie auf einem Bauernhof wohnen, also verstehen Sie bestimmt was von Tieren. Sie können bestimmt sagen, ob ich mir grundlos Sorgen mache.«
»Eigentlich habe ich dafür keine Zeit. Ich bin nur kurz von der Arbeit hergekommen und muss gleich wieder zurück. Vorher hätte ich aber noch ein paar Fragen. Wie sieht es zum Beispiel mit einem Parkplatz aus?«
»Wenn Sie meinen, das arme Ding braucht einen Tierarzt, dann treibe ich das Geld schon irgendwie auf.«
Cooper seufzte wieder. »Na schön. Ich sehe sie mir an.«
Mrs Shelley ging durch die Küche voran in den kleinen Wintergarten. Cooper folgte ihr und blieb unterwegs kurz stehen, um sich den Elektroherd und den Kühlschrank anzusehen. Sie sahen einigermaßen neu und gut erhalten aus, aber es gab kaum Arbeitsflächen, und die Schränke waren alt und an den Kanten reichlich abgestoßen.
»Haben Sie eine Gefriertruhe, oder gibt es noch genug Platz, um eine aufzustellen?«, fragte er.
»Sie ist hier drin«, sagte Mrs Shelley. »Das arme Ding.«
Miranda war pechschwarz. Ihr dichtes Fell sah aus, als sei es vor kurzem gebürstet worden. Die Katze lag zusammengerollt in einem mit Kissen und einer alten Decke ausgepolsterten Körbchen, das vor die Stelle geschoben worden war, an der die Abzugswärme vom Ofen durch die Wand ging, wahrscheinlich das wärmste und gemütlichste Fleckchen im ganzen Haus.
»Was meinen Sie, mein Lieber?«
»Ich finde, eine Gefriertruhe macht sich besser in der Küche.«
Mrs Shelley sah ihn vollkommen verblüfft an. »Sie haben sie ja noch nicht mal richtig angeschaut«, sagte sie.
Gehorsam ging Cooper in die Hocke, worauf die schwarze Katze schläfrig ein Auge öffnete. Es war ein klares, gelbes Auge in einem breiten Gesicht, das fast schon an eine Perserkatze erinnerte. Cooper sah, dass ihr Bauch ziemlich dick war. Sie musste sich im Körbchen auf die Seite legen, um es einigermaßen bequem zu haben.
Cooper streckte vorsichtig die Hand aus und versuchte seine Erinnerungen an Katzen zu verdrängen, die nicht gern von Fremden angefasst wurden und die Spuren ihrer Krallen auf seinem Handrücken hinterlassen hatten, um diese Meinung zu unterstreichen. Aber Miranda rührte sich nicht, als er ihre Flanke streichelte und die Schwellung unter dem schwarzen Fell betastete. Ein leises, tiefes Schnurren ertönte, als hätte jemand einen winzigen Motor angelassen, und Cooper schob seine Hand sanft ein Stück weiter in Richtung der Stelle, wo der Bauch der Katze auf der Decke ruhte.
»Wie lange ist sie schon so dick?«, fragte er.
»Also, sie war schon ziemlich mollig, als ich sie aufgenommen habe«, antwortete Mrs Shelley. »Und seither scheint sie immer dicker geworden zu sein. Das geht jetzt schon bestimmt sechs Wochen so.«
»Sechs Wochen? Sind Sie sicher?«
»Aber ja.«
Cooper strich mit der Hand über den Katzenbauch und suchte behutsam nach geschwollenen Zitzen. Miranda protestierte nicht im Geringsten, als er ihr Hinterbein anhob und einen kurzen Blick auf ihr unter dem Fell verstecktes Hinterteil warf. Dann ließ er das Bein wieder sinken und betrachtete den Boden neben dem Korb, wo mehrere Untertassen mit frischer Milch und drei verschiedenen, lecker aussehenden Delikatessen standen – das eine sah aus wie Thunfisch, und daneben waren ein paar Fetzen Hühnchen zu erkennen.
»Hoffentlich haben Sie Miranda nicht zu sehr verwöhnt«, sagte er.
»Sie muss doch ordentlich essen«, sagte Mrs Shelley, die seinem Blick gefolgt war. »Das ist im letzten
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