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Kaltgeschminkt (German Edition)

Kaltgeschminkt (German Edition)

Titel: Kaltgeschminkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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Duft in mir auf, dringe mit meiner Zunge tief in sie, schmecke sie in ihrer intensiven Gänze und bringe sie zum Schreien. Sie legt ihren erhitzten Körper auf meinen, bäumt sich auf, so dass ich sie packen und ihren Oberkörper liebkosen kann. Dann setze ich mich auf, heb sie auf meinen Schoß, als wäre sie nichts weiter als eine Flaumfeder. Sie ist so leicht in meinen Armen. Danach schlafen wir miteinander. Nur kurz, denn ich bin etwas aus der Übung, aber intensiv … und es ist unvergleichlich schön.

    Auf dem weichen Teppich vor dem Kamin liegt meine elfenhafte Lady und lächelt mich mit ihren Augen durch einen transparenten Vorhang hindurch an. Ich sehe ihren Körper schemenhaft dort liegen, nur ihr flackernder Blick bannt mich dort draußen. Ich stehe nackt, völlig frei, auf dem Balkon, rauche, versuche mir klar zu werden, wie ich sie überreden soll, mich nie wieder zu verlassen. Der Abend ist verdammt kalt. Fröstelnd ziehe ich mich zurück zum knisternden Kaminfeuer, das ich so liebe. Ich kuschle mich zu ihr unter die dünne Decke und sie krault meine Brust. Zum ersten Mal fühle ich mich nicht unwohl. Auch nicht, als sie anfängt, die leichte Wölbung meines Bauches zu streicheln. Sie fragt mich nach meinem Leben in Schottland. Mit ein wenig Stolz erzähle ich ihr von meinem Manor, dem gestorbenen Wald, dem Ehepaar Smith und noch mehr. Sie hört interessiert zu und scheint alles ebenso wundervoll zu finden wie ich. Ich sage ihr wie wunderschön sie ist, wie wohl ich mich bei ihr fühle. Es ist wie freigelassen zu werden und dennoch in einem schützenden Kokon zu liegen.
    »Warum erst jetzt?«, fragt sie mich nach einer kurzen Pause.
    »Vom ersten Moment an«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Ich bin einfach kein Casanova.« Die nächsten Worte wähle ich mit Bedacht. Schließlich will ich eigentlich keine Schwäche zeigen. »Ich habe gedacht, ich bin dir nicht attraktiv genug.«
    Meine dunkle Königin lacht mich liebevoll an. »Na so was.«
    »Nun, ich bin nicht sonderlich durchtrainiert und habe ganzjährige Sommersprossen. Und …«
    »Und was noch?« Sie lacht mich aus, das kleine Luder. »Das war’s schon? Keine versteckten Behinderungen, von denen ich wissen sollte? Plattfüße? Buckel? Nein?«
    Eine Weile überlege ich. »Vielleicht Emotionslosigkeit?«, schiebe ich vorsichtig hinterher.
    »Du kannst ein paar von meinen haben, ich habe genug für uns beide.«
    »Und ich kann nicht so lang … du weißt schon.«
    »Das übe ich mit dir zusammen.«
    »Vielleicht bin ich auch zu alt für dich.«
    »Mir ziemlicher Sicherheit.« Sie streicht sanft über meine Lippen. »Es gibt ein paar Dinge, die wir besprechen müssen. Am besten noch heute Nacht.«
    Gespannt stütze ich mich auf einen Arm.
    »Salamander ist getötet worden«, sagt sie, ohne lang zu fackeln und ohne mich anzusehen.
    »Ich weiß.«
    »Nein, er wurde von einem von ihnen getötet, jedenfalls im weitesten Sinn, und ich weiß von wem.«
    Ich hebe ihr Kinn, so dass sie mich ansieht.
    »Du hast ein Recht darauf, es zu wissen«, sagt sie. Ihre Stimme bebt leicht, was mich erschüttert. Und dann erzählt sie mir eine unglaubliche Geschichte, die, wenn ich nicht selbst dort gewesen wäre, einfach nicht glaubhaft sein kann.
    »Von jeher fährt die Seele, sobald der Körper sie loslassen kann, an einen Scheideweg. Ein dunkler Ort, voller Tücken und Lügen, der sich laut Überlieferungen in Form eines trüben Wassers zeigt, das meeresgleiche Tiefe und Wind zugleich ist. Dort teilen sich drei Wege. Einer nennt sich ›Avronelle‹ , ein Ort, an dem sich die Seele zu Beginn entscheiden kann, wie sie ihre Ewigkeit verbringen möchte. Ob sie im Wohlstand schwimmen will, in Freiheit oder zusammen mit den Seelen geliebter Menschen, die ihnen schon vorangegangen sind. Sie können sich nur einmal entscheiden und was danach geschieht ist das, was sie für immer haben werden. Ob es sich zu Segen oder Fluch entspinnt, ist dann ihr Schicksal. Dort wartet Gaja , die Mondgöttin und Mutter allen Seins, auf sie und fragt nach ihren Wünschen. Der zweite wird ›Blac‹ genannt, die Wiedergeburt. Eine Gestalt, jung und alt zugleich, soll ihre Sünden und ihre guten Taten aufwiegen und sie so zurückschicken. Man nennt sie die Einsame Trinität und man sagt, jede Seele die er fortschickt muss jene Station erneut leben, die für sie gewählt wird. Sie wird ein ohnmächtiger Täter sein oder sein Opfer, Verarmter oder einer der alles hat, körperlich oder geistig

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