KALTHERZ
haderte mit sich, dass sie so u n professionell reagiert hatte. Aber sie spürte immer noch seinen Körper an ihrem und die Em p findungen, die er au s gelöst hatte. Über alldem war Lothar Meyers Gemälde völlig in den Hi n tergrund geraten. Dabei hätte sich Katja gerne noch die anderen Bilder von Lothar angesehen, die in Gerd Reimers Wohnung hingen. Wie sol l te sie ihm jetzt begegnen?
Sie konnte sich schlecht auf ihre Arbeit konzentrieren Die Medikamentenschachtel, die sie in Gertrud Wagners Küche gesehen hatte, fiel ihr wieder ein. Sie suchte in der Akte von Lothar Meyer den Bericht von Professor Hof f mann. Endlich hatte sie die Stelle gefunden. Sie las seine Anmerkungen zu dem Barbiturat, dass er bei Lothar Meyer g e funden hatte. Es handelte sich um Veronal. Genau dieses Medikament lag auf Gertrud Wagners Küche n schrank. Es werde normalerweise nicht mehr verschrieben, hatte Hof f mann angemerkt. Eine unerwünschte Nebenwirkung dieses Mittels war der sogenannte ‚Hangover’, der dadurch he r vorgerufen wurde, dass, wenn man es abends einnahm, sich am nächsten Tag noch zu viel Barbiturat im Blut b e fand, was zu starker Müdigkeit führte. Eine weitere Nebe n wirkung konnten verstärkte Aggressionen sein durch den gestörten natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Hatten nicht sowohl Marianne Lessing als auch Gerd Reimers überei n stimmend davon gesprochen, dass Lothar Meyer aggress i ver war als früher? Vielleicht hatten seine Aggressionen gar nichts mit Stefan Hartmann zu tun. Was, wenn Lothar Meyer nicht seine angebliche Eifersucht auf Stefan Har t mann zu schaffen machte, sondern er mit den Nebe n wirkungen eines Medikamentes zu kämpfen hatte und ni e mand hatte das e r kannt?
Gerd Reimers rief an. Es täte ihm leid, wenn er ihr zu nahe g e treten sei.
„Ich fand, es war ein schöner Anfang“, sagte er dann leise. Er klang unsicher und wartete auf eine Antwort von ihr.
„Kam Ihnen Lothar Meyer in der letzten Zeit vor se i nem Tod besonders a g gressiv vor?“, fragte Katja ihn.
Gerd Reimers schwieg verblüfft.
Katja fragte ihn noch mal. „Denken Sie bitte nach. Kam er Ihnen viel aggressiver vor als früher?“
Endlich hatte er sich wieder gefasst.
„Ja, ich denke, das könnte man so sagen. Er war ve r ändert. Er wurde auf jeden Fall schneller aggressiv als sonst. Warum wollen Sie das wissen? Meinen Sie, das hat was mit seinem Tod zu tun?“
„Kann ich noch nicht sagen“, antwortete Katja. „Ich melde mich bei Ihnen.“ Dann fügte sie noch leise hinzu:
„Ja, es könnte ein schöner Anfang sein, aber manchmal muss etwas zu Ende gehen, wenn es einen neuen Anfang geben soll.“ Sie legte auf.
Damit musste er sich zufrieden geben. Sie würde ihn a n rufen, wenn sie ihre Gefühle und G e danken besser sortiert hatte. Erst musste sie den Fall abschließen. Es war schlie ß lich ihr Einstand im K 1. Einen u n geklärten Fall oder sogar zwei ungeklärte Todesfälle, das würde sich nicht besonders gut machen in ihrer Akte. Ihre neue A b teilung gefiel Katja. Sie wollte von den Kollegen anerkannt werden. Dazu g e hörte in ihren Augen ein sauber ermittelter Fall mit einem ordentlichen Abschluss. Ein Abschluss, in dem sie den T ä ter g e funden hatte und zur Rechenschaft ziehen konnte.
Pfaff kam ins Büro.
„Hast du den Bericht von Hoffmann in Lothar Meyers Akte gelesen?“, fragte sie ihn.
„Ja klar. Warum, was ist damit?“
„Kannst du dich an den Absatz über das Barbiturat e r innern?“
„So ungefähr, ich habe ihn nicht auswendig gelernt.“
„Ist dir die Medikamentenschachtel in Gertrud Wagners Küche au f gefallen?“
Pfaff schüttelte den Kopf. „Mach’s nicht so spannend. Worauf willst du hinaus?“
„Genau das Barbiturat, das angeblich nicht mehr ve r schrieben wird, liegt in Gertrud Wagners Küche“, antwo r tete Katja triu m phierend.
„Und was schließt du daraus? Dass sie es war, die ihm das Mittel verabreicht hat?“
„Ist doch immerhin naheliegend, oder? Wir sollten uns einen Durchsuchungsb e schluss besorgen und Gertrud Wagners Wohnung unter die Lupe nehmen. Wenn sie wir k lich etwas mit der Sache zu tun hat, dann werden wir es nur so herau s finden. Freiwillig hat die Frau doch bisher gar nichts erzählt.“
„Nur auf Grund dessen, dass sie ein veraltetes Barbit u rat in ihrer Küche aufhebt, werden wir keinen Durc h suchungsbeschluss b e kommen.“
„Wir können es wenigstens versuchen.“
„Lass uns die restlichen Schwulenkneipen erst
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