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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irmgard Schürgers
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Trainingsarbeit muskelgestählten Oberkörper. Viele trugen H ö schen, die den Namen kaum verdienten, und die von nietenbeschlagenen Lederbändern gehalten wurden, die die Brustmuskeln so ei n schnürten, dass ihre Wölbungen an den freien Stellen b e sonders gut zur Geltung kamen. Es herrschte drangvolle Enge, die Musik war ohrenbetäubend laut. Pfaff ging voran, sie zeigten jedes Mal ihre Au s weise und versuchten, ihre Fragen loszuwerden. Katja hatte se l ten so viele gut gebaute Männer auf einmal gesehen. In solchen Kneipen konnte man den Eindruck gewinnen, mindestens die Hälfte aller Männer sei schwul. Einer Statistik hatte sie jedoch en t nommen, dass es fast überall, egal in welcher Stadt, zwischen acht und elf Pr o zent schwule Männer gab.
    Pfaff hatte gerade einem Gast wieder seine Fragen g e stellt, als er Katja näher zu sich heranzog, damit sie die Antworten bei der lauten Musik verstehen konnte. Er rief ihr ins Ohr: „Hier scheint er regelmäßig verkehrt zu h a ben.“ Er wandte sich erneut an den Mann, der eine enge Lederhose trug und mit bloßem gebräunten Oberkörper vor ihnen stand. Auf dem Kopf trug er eine Kapitän s mütze, die in solchen Kneipen ein Muss zu sein schien.
    „Der war in letzter Zeit ziemlich oft hier. Ist mal mit so’nem Spasti gekommen. Ja, und sein Freund war auch immer dabei.“
    Katja war bei dem Wort Spasti zusammengezuckt. Sie erstarrte innerlich. Pfaff fasste sich als Erster und fragte mit hartem G e sicht: „Was heißt, mit einem Spasti?“
    Der Schönling wurde unruhig. „Na ja, der sah halt merkwürdig aus. Eigentlich nicht die übliche Kundschaft hier. Die drei sind dann bald im Darkroom ve r schwunden.“
    Katja merkte, wie ihr kalt wurde. Sie konnte nicht gla u ben, was sie da hörte. Pfaff schien es nicht anders zu gehen. Er fragte weiter, wie der Freund hieß, ob er heute da sei, ob er den Namen des anderen gehört habe. Aber plöt z lich wollte der Befragte nichts mehr sagen. Sie ließen sich eine Beschreibung des Freundes von Magnus Knab g e ben. Die fiel jedoch so ungenau aus, dass es fast jeder im Raum hätte sein können. Pfaff gab Katja zu verstehen, dass er das L o kal verla s sen wollte.
    „Das hat so keinen Sinn“, stieß Pfaff aus, als sie sich ins Freie gekämpft hatten.
    „Wenn es das bedeutet, was wir glauben, dann müssen wir eine Razzia machen und den Laden auseinande r nehmen. Nur so haben wir eine Chance, die Wahrheit darüber zu erfahren, was hier pa s siert ist.“
    „Hast du so etwas schon mal gehört?“, fragte Katja Pfaff noch ganz g e schockt.
    Pfaff schüttelte den Kopf. „Nein, so was Perverses habe selbst ich noch nicht mitbekommen. Es ist unglaublich, wozu Menschen fähig sind. Manchmal wäre ich froh, ich hätte einen anderen Beruf g e wählt.“
    Katja hatte Pfaff bisher noch nicht so deprimiert erlebt.
    „Was passiert eigentlich genau in diesen Darkrooms?“
    „ Wie der Name schon sagt, sieht man kaum etwas. Der Raum ist fast dunkel. Wer da reingeht, ist auf schnellen a nonymen Sex aus. Dann gibt es noch die sogenannten Cruiser. Die sind daran interessiert, mit möglichst vielen verschiedenen Partnern schnellen Sex zu haben.“
    Katja sah Lothar Meyer vor sich und fragte sich, was er alles hatte erleiden müssen. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken.
    „Stemmler muss uns eine größere Gruppe zur Ve r fügung stellen, die die Razzia durchführt.“
    Katja nickte. Sie musste sich zusammenreißen. Für L o thar konnte sie nichts mehr tun.
    Als sie die Männer mit den Kapitänsmützen gesehen hatte, hatte irgendetwas in ihr angeschlagen. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht. Sie bekam den Gedanken nicht mehr zu fa s sen.

Kapitel 2 6
     
     
     
     
     
     
     
    Stemmler hatte der Razzia erstaunlich schnell z u gestimmt. Er musste endlich einen Erfolg vorweisen. Sie hatten zwar Gertrud Wagner festgenommen, aber allen war klar, dass die Beweislage bisher mehr als dürftig au s sah.
    Gertrud Wagner hatte ihren Rausch ausgeschlafen und saß ihnen jetzt abweisend wie immer gege n über.
    Katja begann mit der Befragung.
    „Was haben Sie in der Nacht an der U-Bahn-Station gemacht, in d e ren Nähe Magnus Knab ermordet wurde?“
    „Keine Ahnung wovon Sie reden.“
    „Sie lügen. Wir haben den Beweis, dass Sie dort waren. Frau Wagner, was wollten Sie da?“
    „Hatte eine Verabredung.“
    „Eine Verabredung mitten in der Nacht? Als wir Sie das erste Mal gefragt haben, sagten Sie, Sie hätten

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