KALTHERZ
Katja all die Dinge auf, die sie an F i scher störten.
„Das stimmt schon“, bestätigte Pfaff, „aber im Grunde ist er ein ve r lässlicher Kumpel. Er hat einfach viel am Hals.“
„Was hat er denn am Hals?“
Pfaff zögerte. „Sein ganzes Privatleben macht ihm zu schaffen. Der Sohn ist vierzehn. Er schwänzt die Schule, nimmt anscheinend Drogen, und Fischer gibt seiner Frau die Schuld, dass sie ihn zu wenig erzogen hat. Sie ist d e pressiv und gibt wiederum ihm die Schuld an der ganzen Misere. Er habe nie Zeit für den Jungen und für sie gehabt. Deshalb gehe es ihr so schlecht und sei der Junge auf die schiefe Bahn geraten. Und so zerfleischen sich die beiden gege n seitig.“
„Woher weißt du das alles?“
„Fischer hat’s mir mal bei einem Bier erzählt. Musst ihn ja nicht drauf ansprechen. Aber das nimmt ihn ganz schön mit. Außerdem hätten wir alle ganz gerne einen neuen Ko l legen in der Abteilung gehabt. Vor allem Fischer war sauer, als er hörte, dass zur Verstärkung eine Frau eingestellt we r den würde. Aber das ist ja mittlerweile Schnee von gestern, da kannten wir dich ja noch nicht.“ Pfaff grinste.
Katja freute sich über seine letzten Worte. Jetzt hatte sie eine Erklärung für das mürrische Verhalten von Fischer und sie nahm sich vor, seine verschlossene Art nicht mehr so persönlich zu ne h men.
Sie waren in Bornheim angekommen und Pfaff hielt n e ben Katjas A u to, um sie aussteigen zu lassen. Sie schaute zu den Fenstern von Gerd Reimers hinauf. Alle waren dunkel. Dann startete sie i h ren Wagen und schlug den Weg nach Bad Vilbel ein.
Zuhause blinkte der Anrufbeantworter. Jochen hatte angerufen. Er wolle sich nur mal melden. Seine Stimme klang müde. „Schade, dass du nicht da bist“, sagte er noch und „du fehlst mir.“ Dann hatte er aufgelegt.
Kapitel 2 5
Gertrud Wagner war wieder nicht erschienen. Im Jakob-Rohmann-Haus war sie ebenfalls nicht au f getaucht, wie Katja am Telefon von Dagmar Pohl erfahren hatte. Nach Rücksprache mit Stemmler beschlossen sie, Gertrud Wa g ner vorläufig festnehmen zu lassen. Sie hatten den B e weis, dass sie sich in der Nähe des Tatorts au f gehalten hatte, als Magnus Knab erschlagen worden war. Außerdem machte sie ihre beharrliche Weigerung, vor der Polizei au s zusagen, zusätzlich verdächtig.
Pfaff und Katja machten sich also mal wieder auf den Weg nach O f fenbach. Auf ihr Läuten hin tat sich nichts. Sie drückten auf ein paar andere Klingeln im Haus, bis die Haustür aufsprang. An Gertrud Wagners Tür ve r suchten sie es wieder. Sie meinten, ein Rumoren hinter der Wo h nungstür zu hören. Pfaff schlug gegen die Tür und forderte lautstark, Gertrud Wagner möge die Wohnungstür öf f nen. Sie läuteten erneut. Endlich vernahmen sie schlurfende Schritte, die langsam näher kamen. Dann öffnete sich die Tür. Gertrud Wagner konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie war total b e trunken. Die Haare standen ihr wirr um den Kopf, die Augen blickten stumpf und glasig. Sie mussten sie zu zweit stützen, sonst wäre sie an der Tür z u sammengebrochen. Sie führten sie vorsichtig in die Küche, rückten ihr einen Stuhl zurecht und ließen sie darauf ni e dergleiten.
„Geht’s wieder, Frau Wagner? Sie müssen uns ins Präs i dium b e gleiten. Sind Sie dazu in der Lage?“, fragte Katja
Sie hob ihren Kopf, versuchte Katja anzublicken, was ihr nur bedingt gelang, nickte dann aber und lallte irgend etwas Unverständliches, bevor ihr Kopf auf die Brust sac k te.
„Wir nehmen sie mit und lassen sie von unserem Arzt unte r suchen. Wenn der sein Okay gibt, ist sie sicher besser in unserer Au s nüchterungszelle aufgehoben, bevor sie hier weiter säuft und sich dann mit Sicherheit den Rest gibt.“
Katja war der gleichen Meinung, und so nahmen sie die Frau in ihre Mitte und versuchten gemeinsam zum Auto zu gelangen. Beim Hinausgehen sah Katja eine Medik a mentenschachtel auf dem Küche n schrank liegen. Sie prägte sich den Namen ein, der ihr irgendwie bekannt vo r kam.
Am Präsidium angelangt, hatten sie Mühe, Gertrud Wagner ins Gebäude zu verfrachten. Der z u ständige Arzt konnte keine direkte Gefährdung ihrer Gesundheit fes t stellen und so kam Gertrud Wagner in die Au s nüchterungszelle. Sie lag kaum auf der Pritsche, als sie schon laut schnarchend begann, ihren Rausch ausz u schlafen.
Katja hatte eine unruhige Nacht hinter sich. Die Epis o de mit Gerd Reimers beschäftigte sie stark. Sie
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