KALTHERZ
geschlafen.“
„Na und? Ich hab ja auch geschlafen“, antwortete sie aufsässig.
„Gut, Frau Wagner, dann beantworten Sie uns endlich die Frage, was Sie am U-Bahnhof Taunu s anlage wollten, in der Nacht, als Ihr Kollege e r mordet wurde.“
„Er hatte mich angerufen.“
„Er hat Sie angerufen? Was wollte er von Ihnen?“
Pfaff hakte nach.
„Er wollte mich treffen.“ Sie ließ sich jede Antwort aus der Nase zi e hen.
„Frau Wagner, könnten Sie uns jetzt bitte zusamme n hängend erzählen, warum sich Herr Knab mit Ihnen mitten in der Nacht in der Taunu s anlage treffen wollte?“
„Nein, kann ich nicht. Er hat ganz geheimnisvoll getan. Er wollte es mir erst bei unserem Treffen sagen.“
„Und hat er es Ihnen dann gesagt?“
„Nein, er ist ja gar nicht gekommen“, schloss Gertrud Wagner ihren kurzen Bericht.
„Und Sie können sich nicht vorstellen, was Herr Knab mit Ihnen besprechen wollte?“, versuchte es Katja noch mal.
„Nein, keine Ahnung.“
„Frau Wagner, Sie fahren spät am Abend in die Taunu s anlage auf die vage Andeutung hin, dass Ihnen Herr Knab etwas erzählen will? Wer soll Ihnen das glauben? Halten Sie uns für Idioten?“ Pfaff war laut geworden. Aber Gertrud Wagner zuckte nur die Schultern. Sie ließen sie zurück in ihre Zelle bringen.
„Wir werden sie nicht lange festhalten können, wenn sie uns nicht mehr zu bieten hat.“ Katja hatte Pfaffs trübe G e danken ausgesprochen. Er nickte z u stimmend.
„Vielleicht bringt uns die Razzia heute Abend ein Stück weiter.“ Aber so wie Pfaff das sagte, war er nicht so opt i mistisch gestimmt, wie er klingen wollte. Und plötzlich e r innerte sich Katja, welcher Gedanke gestern im Stall in i h rem Kopf aufgeblitzt war. Sie hatte Magnus Knab schon einmal bei einer früheren Razzia g e sehen. Deswegen war er ihr von Anfang an bekannt vorgekommen. Sie sah sein G e sicht wieder vor sich. Sie hatte ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Er hatte eine Kapitänsmütze getragen. Aber da sie ihn damals in einem völlig anderen Umfeld getroffen hatte, hatte sie die ganze Zeit die beiden Erinnerungen nicht in ihrem Kopf zusammenfügen können. Jetzt war es ihr gelungen. Allerdings konnte sie damit herzlich wenig anfangen. Bestätigte es letzten Endes nur das, was sie s o wieso schon wussten.
Gerd Reimers rief an und Katjas Puls beschleunigte sich. Diesmal klang seine Stimme weniger u n sicher.
„Machen Sie Mittagspause?“
Essen war das Letzte, was zurzeit ihre Gedanken b e herrschte.
„Ich habe keine Zeit, um essen zu gehen“, antwortete sie reserviert. Seine Stimme wurde drängender.
„Auch Kommissarinnen müssen etwas essen, soviel ich weiß.“ Er machte eine Pause. „Geben Sie Ihrem Herzen e i nen Stoß, bitte. Außerdem möchte ich noch mal über L o thar reden. Ihre Fragen am Telefon haben mich nachden k lich gemacht.“
Katja fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen und ihren Prinzipien. Die angeblichen Fragen zu Lothar Meyer waren s i cher nur vorgeschoben. Aber Gerd Reimers war kein Verdächtiger. Sie hatte ihn lediglich b e fragt, um ein vollständigeres Bild von Lothar Meyer zu e r halten. Sie wusste, dass die Erklärungen, die sie sich selbst gab, mehr als fragwürdig und eine Schut z behauptung für ihr Gehirn waren, dass ihr eigentlich befahl aufzul e gen.
„Okay, ich komme mit zum Essen. Aber ich habe nicht viel Zeit.“
„Super.“ Gerd Reimers freute sich. Es war seiner Sti m me anzuhören. „Ich kenne auf dem Oeder Weg ein kleines Bistro, in dem man vo r züglich essen kann. Treffen wir uns da in einer halben Stunde?“
Katja willigte ein und legte auf.
Sie war nervös, als sie kurze Zeit später im Oeder Weg parkte. Gerd Reimers hatte ihr die Adresse genannt und Katja hatte keine Mühe, das Bistro zu finden. Endlich schien die Sonne. Katja liebte es, wenn sich der Geruch der Natur veränderte. Selbst hier in der Stadt hatte sie das G e fühl, dass sie Erde riechen konnte. Vögel zwitscherten und die Menschen sahen auf einmal viel freun d licher aus.
Auf dem Oeder Weg herrschte geschäftiges Treiben. Während in dem oberen Teil der Straße fast nur Woh n häuser zu finden waren, reihten sich im unteren Teil individuell gestaltete kleine Boutiquen, Naturkostläden, Lebensmitte l geschäfte sowie diverse Friseurläden und Restaurants a n einander und ermöglichten ein entspanntes Einkaufen außerhalb des Stad t kerns. Katja hatte das Bistro erreicht. Es verfügte nur über wenige, aber
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