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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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lebhaft, grell, aufgeladen; die Stunden nach Verlassen des Players lagen im Nebel, waren dunkel. Er erinnerte sich an den Sex - den
Geruch davon, den Geschmack. Er erinnerte sich an die Hitze, die Wut.
    Er erinnerte sich an seine Hände um ihre Kehle, den Trotz in ihren Augen.
    Er erinnerte sich an das Angstgefühl in seinen Eingeweiden, als er ihre Leiche im Pool treiben sah.
    Er musste sie getötet haben. Sie war tot. Doch er erinnerte sich nicht daran.
    Er bog von der Forest Hill auf den Parkplatz und sah den Wagen.
    Halt dich an den Plan. Schadensbegrenzung. Eindämmen und so klein wie möglich halten.

53
    Ich beobachtete alles durch das Laubwerk, das Bennetts Grundstück vom Garten des Nachbarhauses trennte. Das Haus hinter mir war dunkel und leer. Leute gingen in Bennetts Haus und verließen es, sie trugen Sachen hinein, trugen Sachen heraus.
    Meinen Vater hielten sie vor der Eingangstür in Schach. Ich sah an seiner Körpersprache, dass er wütend war.
    Während ich das Hinein und Hinaus beobachtete, stellte ich mir vor, wie Bennetts Kumpel und Irina Samstagnacht den Gehweg entlanggingen und im Haus verschwanden. Und all die düsteren Szenarien, was sich in diesem Haus abgespielt hatte, wirbelten wie Giftgas durch meinen Kopf.
    Nicht zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich,
ich wäre von einem Angestelltenehepaar im Mittleren Westen adoptiert und dazu erzogen worden, meine vier Jahre an einem staatlichen College zu absolvieren, mir eine Stelle und einen Mann zu suchen, ein paar Kinder zu haben. Leute, die so lebten, wussten nicht, was ich von der dunkleren Seite des Lebens wusste. Ich beneidete sie darum.
    Da ich mich auf etwas Konkretes konzentrieren musste, schlich ich auf die Rückseite des Grundstücks und spähte durch die Zweige, um einen Blick auf Bennetts Garten zu erhaschen. Die Beleuchtung im Hausinnern ergoss sich durch die Terrassentüren auf die Veranda und den Swimmingpool. Überall standen Liegestühle herum.
    Ich dachte an das Foto, auf dem Irina und Lisbeth auf so einer Liege saßen und glücklich und albern dreinschauten. Es war hier an diesem Pool gewesen, ich erkannte den Hintergrund und die gestreiften Kissen.
    Lisbeth hatte in jener Nacht versucht, Irina davon abzuhalten, hierherzukommen. Sie hatten gestritten. » Ich bat sie, nicht mitzugehen «, hatte Lisbeth gesagt.
    »... er hat mir erzählt, dass Irina tot war... dass sie schon tot gewesen sei, als er sie in seinem Swimmingpool fand ...«, hatte Barbaro gesagt.
    Ich fragte mich, warum er seine Geschichte jetzt in Wirklichkeit anders erzählte. Ich war einfach zu zynisch, um zu glauben, ich könnte irgendwie ein Gewissen in ihm wachgerufen haben.
    Aber wenn es nur darum gegangen war, sich selbst aus dem Schussfeld zu nehmen, wenn er beschlossen hatte, Bennett die Sache anzuhängen und sich selbst zu entlasten, wieso erzählte er dann ohne Not eine Geschichte mit einer Komponente, auf die er keinen Einfluss hatte?

    »Ich habe Beth - Lisbeth - gesehen, als ich auf den Parkplatz kam...«
    Warum sagte er das? Außer es gehörte zu seinen Machtspielchen. Außer er wusste, dass er Lisbeth beherrschen konnte, weil er dafür gesorgt hatte, dass sie zu verängstigt war, etwas anderes zu tun als das, was er ihr befahl.
    Das würde allerdings bedeuten, dass alles nur ein Spiel für ihn war, und er wäre dann ein wahres Monster.
    Er machte nicht diesen Eindruck auf mich, aber den hatte Bennett auch nicht gemacht.
    Ich hätte normalerweise gesagt, dass mich in diesem Leben längst nichts mehr überraschen konnte, aber in diesem Augenblick war ich mir dessen nicht mehr so sicher. Vielleicht war das etwas, was Zeit und schlechte Erfahrungen mit sich brachten - die Erkenntnis, dass, egal was man schon erlebt hatte, alles immer noch schlimmer werden konnte.
    Und genauso kam es.

54
    Bennett Walker ließ sein Fenster halb hinunter, sah den Jungen im Wagen neben ihm an und sagte: »Ich tue das hier nicht. Wir haben uns nicht gesehen.«
    Er hob einen Beutel vom Beifahrersitz. »Da drin sind fünfundzwanzigtausend Dollar, wie vereinbart. Wenn du es haben willst, komm und hol es dir.«
    Der Junge starrte ihn mit offenem Mund an. Er hatte Pizzasauce im Gesicht. Aus irgendeinem Grund sollte ihn
dieses Bild nicht mehr verlassen: der kleine Idiot mit der Pizzasauce im Gesicht.
    Er fuhr langsam um das Ende der Gebäude herum, auf die Rückseite des Einkaufszentrums, und dann in Richtung South Shore. Er schaute in den Rückspiegel.
    Der Junge folgte ihm.

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