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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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Informationsmanagement nannte er es.
    Er hatte einen öffentlichen Ort für die Geldübergabe ausgewählt, weil er nicht dumm war. Er sah genügend fern, um Bescheid zu wissen. Deshalb hatte er sich für den Parkplatz
des Einkaufszentrums Town Square entschieden. Er parkte auf der Seite, die Sal’s Italian Ristorante am nächsten lag, weil er ihre Pizza mochte, und er wusste nicht, ob sein Klient pünktlich sein würde, also konnte er inzwischen genauso gut etwas essen.
    Er war ein Mann mit einem Plan. Die heutige Zahlung stellte die erste Rate dar - damit er den Mund über das russische Mädchen am Samstagabend hielt. Danach würde er sich Rate Nummer zwei sichern, eigentlich die bedeutendere Information, die er besaß. Er hatte sie lange Zeit unter Verschluss gehalten - fast ein Jahr lang -, und nun brachte er endlich den Mumm auf, sie zu Geld zu machen.
    Mit dem Geruch nach Tomatensauce und italienischer Wurst im Wagen und mit Gedanken an sein neues Gefährt im Kopf richtete er sich darauf ein, zu warten.

52
    Bennett Walker fuhr umher und dachte nach. In seinem Kopf drehte sich alles vor Fragen - was er tun sollte, was passiert war, was passiert sein musste. Er stellte sich Szenarien vor, wie es nun weitergehen könnte, wo die Gefahrenpunkte lagen. Er musste ruhig bleiben. Er wusste aus Erfahrung, dass er nicht in Panik verfallen durfte. Solange er seine fünf Sinne beisammenhielt, konnte er immer gewinnen.
    Und genauso musste er es betrachten - es ging darum zu gewinnen, nicht darum zu überleben. So hatte es ihm Edward vor vielen Jahren beigebracht.

    Leichter gesagt als getan.
    Es wurde eng. Die Presse war an der Geschichte dran, und sie richteten ihren Fokus auf ihn. Es spielte keine Rolle, dass er nicht der einzige Mann war, den man in jener Nacht mit Irina Markova zusammen gesehen hatte. Er war der einzige, der Walker hieß und mit einer Whitaker verheiratet war, der einzige, der schon einmal wegen Vergewaltigung und Körperverletzung vor Gericht gestanden hatte.
    Sein Anrufbeantworter war seit Stunden voll mit Anrufen von den vielen Menschen in seinem Leben, die wütend, enttäuscht oder beides waren. Und alle stellten ihm dieselbe Frage, die er sich selbst seither stellte: Wie zum Teufel war das passiert?
    Er hatte keine Antwort darauf.
    Wenn Irina Markova ihn nicht herausgefordert hätte. Wenn sie nicht die Hure gewesen wäre, die sie war. Wenn sie nicht so viel Ecstasy eingeworfen hätten. Wenn er nicht so betrunken gewesen wäre …
    Wenn Elena die Leiche nicht gefunden hätte.
    Er konnte es noch immer nicht fassen, dass das passiert war. Von allen Menschen auf der Welt... Eigentlich hätte niemand diese Straße benutzen dürfen. Niemand hätte die Leiche finden dürfen. Dass sie dann doch gefunden wurde, und zwar ausgerechnet von der Frau auf der Welt, die ihn am meisten hasste, erschien ihm einfach unglaublich.
    Wenn Elena die Leiche nicht gefunden hätte, würde das alles jetzt nicht passieren. Alle hätten einfach weitergelebt wie zuvor. Er hätte dieser blöden Fotze Lisbeth nicht angetan, was er ihr angetan hatte. Er würde nicht tun müssen, was er nun im Begriff war zu tun.

    Er war kein Verbrecher. Nichts von all dem hätte je passieren dürfen.
    » Schadensbegrenzung «, hatte Edward gesagt. » Den Schaden eindämmen und so klein wie möglich halten .« Es würde alles davon abhängen, was die Detectives in der Hand hatten, was sie im Haus finden würden.
    Die Vorstellung machte ihn krank. Es hätte nie dazu kommen dürfen. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand. Wie hatten sie diesen Durchsuchungsbefehl durchgesetzt?
    Halt dich an den Plan. Schadensbegrenzung. Eindämmen und so klein wie möglich halten.
    Aus diesem Grund war Edward zum Haus gefahren. Und Bennett nicht. Edward hatte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, indem er wegen des Durchsuchungsbefehls herumpolterte. Bennett war im Restaurant geblieben, hatte zu Ende gegessen, sich einen Drink genehmigt, mit Bekannten geplaudert. Dann war er gegangen. Er war zu Brody hinausgefahren, zu den Ställen, wo seine eigene Koppel mit Ponys untergebracht war, und war aus seiner Dinnerkleidung in Jeans, ein T-Shirt und seine alten Blundstone-Stiefel gewechselt. Er hatte etwas zu erledigen.
    Er musste sich auf die Dinge konzentrieren, gegen die er etwas tun konnte.
    Er bog rechts von der Wellington Trace auf die Forest Hill.
    Sein Magen rumorte.
    Er hatte nur bruchstückhafte Erinnerungen an Samstagnacht. Die Bilder vom frühen Abend waren

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