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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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Gold Card von American Express, drei Zwanzig-Dollar-Scheine, zwei Kondome. Kein Handy.
    Estes schwafelte immer weiter. Der übliche Verteidigerquatsch, dass sein Mandant das Sheriffbüro wegen Belästigung verklagen würde und dass sie es alle ihr Leben lang bedauern würden, sich mit ihm angelegt zu haben.
    Landry zog sein Handy aus der Tasche und rief Elena an. Sie meldete sich nach dem ersten Läuten.
    »Elena, hier ist Landry«, sagte er. »Dein Vater ist wirklich ein Riesenarschloch.«
    Edward Estes machte zum ersten Mal seit einer Stunde den Mund zu und sah Landry argwöhnisch an.
    »Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß«, sagte Elena. »Hat er schon damit gedroht, dich beruflich zu ruinieren?«
    »Mehrmals. Weiss meint, wir sollten es als Profipokerspieler versuchen.«
    »Geld für nichts.«
    »Hör zu, welche Nummer hat Irinas Handy?«
    Sie gab ihm die Nummer. Er dankte ihr und beendete das Gespräch.

    »Tolles Mädchen, das Sie da großgezogen haben, Mr. Estes«, sagte Landry. »Wenngleich ich den Verdacht habe, dass sie nicht wegen Ihnen so ist, sondern trotz Ihnen.«
    Er machte kehrt, ging ins Haus zurück und wählte die Nummer, die ihm Elena gegeben hatte. Weiss folgte ihm.
    »Das ist aber eine sehr vage Chance«, gab Weiss zu bedenken. »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Batterie noch Saft hat?«
    »Scheiß auf die Wahrscheinlichkeit.«
    »Ich meine ja nur.«
    Bennett Walker stand auf Macht, Adrenalin, Eroberung. Solche Männer behielten gern Erinnerungen an ihre Heldentaten. Souvenirs.
    Auf seinem Gang durchs Haus sah Landry diese Souvenirs überall: Fotos von Walker beim Polospiel, in Rennbooten, beim Skifahren. Braun gebrannt, gut aussehend, das strahlende Siegerlächeln, eine Hand zum Triumph in die Höhe gereckt, und an der anderen ein flottes Häschen, das ihm eine Trophäe überreichte.
    Das Telefon, das Landry angewählt hatte, läutete und schaltete auf Mailbox. Er wählte wieder. Das Gleiche.
    Er ging ins Hauptschlafzimmer - ein kahler, moderner Raum, der nicht zum traditionellen europäischen Stil des Hauses passte. Das Bett hatte rote Seidenbezüge auf weißem Baumwolllaken, aber es sah aus, als wäre es seit Tagen nicht richtig gemacht worden. Kleidungsstücke hingen über Stühlen oder lagen auf dem Boden herum. Auf dem Nachttisch standen benutzte Gläser, und der Raum roch nach Schweiß und schalem Sex.
    »Hier war eine Weile kein Dienstmädchen drin«, sagte Weiss. »Es sei denn, er bumst es.«

    Landry brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und drückte auf den Wiederwahlknopf.
    Das Geräusch war schwach. Gedämpft. Aber es war da. Landry konnte ein Musikstück nicht vom andern unterscheiden, aber Elena würde ihm später erklären, dass die Melodie von Beethoven war - Für Elise.
    Walker hatte das Handy zwischen seine Matratze und den Lattenrost nahe dem Kopfende seines Betts gequetscht, günstig für ein Wiegenlied.
    Edward Estes redete immer noch wütend auf Paulson ein, als Landry wieder zur Vordertür herauskam.
    »Was wäre denn ein überzeugender Beweis für Sie, Mr. Estes, dass Irina Markova in der Nacht, in der sie ermordet wurde, hier war?«, fragte Weiss.
    Estes sah die Detectives nicht einmal an. Sein Blick ging geradewegs auf das von rosa Kristallen bedeckte Handy, das Landry in der behandschuhten Hand hielt.
    »Wie wäre es mit einer Stimme aus dem Grab?«, schlug Landry vor und drückte den Knopf, mit dem die Ansage abgespielt wurde.
    » Hier ist Irina. Bitte hinterlasst eine Nachricht ...«

56
    Ich war bereits auf dem Rückweg zu meinem Wagen gewesen, als Landry anrief und nach der Nummer von Irinas Handy fragte. Was für ein Perry-Mason-Augenblick das wäre, dachte ich: dem Anwalt des Mörders das soeben gefundene Handy seines Opfers zu präsentieren. Abgesehen
von dem belastenden Wert, den das Gerät natürlich allein durch seine Anwesenheit im Haus besaß, würden sehr wahrscheinlich Fotos von den Lustbarkeiten des Abends darauf gespeichert sein.
    Ich hoffte, Landry hatte diesen Moment des Triumphs direkt vor den Augen meines Vaters erlebt.
    Bum, bum, Daddy. Wieder ein Nagel in Bennetts Sarg.
    Er würde Bennett, falls dieser ins Gefängnis ging, wahrscheinlich mehr vermissen als mich damals, nachdem ich mich von der Familie abwandte. Und warum auch nicht? Bennett war der Sohn, den er selbst gezeugt hätte, wäre er dazu in der Lage gewesen: gut aussehend, intelligent, rücksichtslos, ohne Gewissen. Aus demselben Holz geschnitzt.
    Genau

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