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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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mir nicht mehr als Menschen vorstelle, dann wird es Zeit, mir eine andere Arbeit zu suchen. Ich meine, ich nehme nicht emotional Anteil, das können wir nicht, wenn wir bei dieser Tätigkeit geistig gesund bleiben wollen. Aber ich erweise ihnen die Ehre, wenigstens ihre Namen zu kennen.«
    »Danke, dass Sie diese Sache übernommen haben«, sagte Landry.
    Er hatte sie persönlich angerufen, um sie darum zu bitten. Er kannte sie seit sechs, sieben Jahren, hatte miterlebt, wie sie sich hochgearbeitet hatte. Sie war sehr gut und sehr gründlich. Der Fall würde nicht einfach werden, und er wusste, Gitan würde jedes Zipfelchen Information zutage fördern, egal wie unwichtig es erscheinen mochte. Sie würde nichts übersehen.
    »Ach, wer braucht schon ein Privatleben«, sagte sie. »Abgesehen davon haben mich nach Ihnen noch der Bürgermeister von Wellington, der Bürgermeister von West Palm, der Bürgermeister von Palm Beach, der Sheriff, der Staatsanwalt und ein halbes Dutzend andere hohe Tiere angerufen.«
    Landry lachte freudlos. »Wenn irgendeinem Redneck in Loxahatchee das Hirn ausgeblasen wird, interessiert es keinen Menschen. Wird aber eine schöne junge Frau erwürgt und in den Kanal geworfen - ist das schlecht für den Tourismus. Das geht nicht, dass während der Saison ein Mörder herumläuft.«

    Gitan sah auf ihre Uhr und seufzte. »Wo zum Teufel ist Cecil? WO ZUM TEUFEL IST CECIL!«
    »Der wartet nur darauf, dass Sie schreien, Boss.«
    Gitans Assistent, ein zwei Meter großer Transvestit, kam in den Raum. Selbst auf ihrem Hocker musste Gitan den Hals recken, um zu ihm emporzusehen.
    Das Verfahren begann mit der äußerlichen Untersuchung der Leiche. Gitan sprach leise in ihr Mikrofon, identifizierte das Opfer, stellte Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht und Haarfarbe fest. Die Augenfarbe konnte sie nicht ausmachen, weil es keine Augen mehr gab.
    Landry sah auf die Hand des Mädchens, auf seine Fingernägel, die immer noch grellrot waren, obwohl es im Wasser gelegen hatte. Einige waren abgebrochen. Hoffentlich hatte Irina sie in ihren Mörder geschlagen. Hoffentlich würde Gitan etwas entdecken, das darauf hinwies - Hautzellen, eine mikroskopisch kleine Menge Blut, irgendetwas, woraus sich ein DNA-Profil erstellen ließ.
    Der Körper hatte einige Zeit im Wasser gelegen, aber falls die Fische nicht dazu übergegangen waren, Maniküren zu machen, bestand die Möglichkeit, dass unter den Fingernägeln noch etwas verborgen war.
    Die Analyse solcher Beweise dauerte allerdings eine Weile. Serologie, Toxikologie, DNA-Analysen. Im richtigen Leben geht es nicht zu wie im Fernsehen. Auch wenn die Sache beschleunigt behandelt wurde, würde es Tage oder gar Wochen dauern, bis sie Ergebnisse bekamen. Und selbst wenn sie ein DNA-Profil des Täters erhielten, würde es ihnen nur dann unmittelbar nützen, wenn der Kerl bereits straffällig geworden und in der nationalen Datenbank gespeichert war.

    Gitan untersuchte jeden Zentimeter vom Körper des Mädchens. Jedes Mal, jeder Schnitt, jede Schwellung wurde gemessen und fotografiert. Landry hoffte auf Bissspuren. Kein Verteidiger konnte gegen sie argumentieren. Sie waren so gut wie Fingerabdrücke.
    »Was halten Sie davon? Sind das Bissspuren?«, fragte er und zeigte auf mehrere halbrunde dunkle Male rund um den Warzenhof der linken Brust. Er setzte seine Lesebrille auf und beugte sich tief hinunter, um sie zu betrachten.
    »Könnte sein«, sagte Gitan. »Die Form stimmt, aber ich sehe keine klar unterscheidbaren Spuren von einzelnen Zähnen. Vielleicht hat er sie durch etwas wie eine Folie oder eine dünne Decke gebissen, um die Spuren unkenntlich zu machen. Vielleicht ist er gerissen.«
    »Vielleicht hat er es früher schon getan«, sagte Landry.
    Das war eine schlimme Vorstellung. Damit hätten sie es nicht mehr nur mit einem Zufallstäter zu tun, einem geilen Schweinehund, der ein Nein nicht als Antwort akzeptieren wollte. Der Hintergrund des Verbrechens wäre nicht der, dass eine Situation außer Kontrolle geraten war. Sie hätten es mit einer geplanten Tat zu tun, die methodisches Denken und genügend Überlegung seitens des Täters erforderte, dass er Vorkehrungen traf, um sich nicht selbst zu belasten.
    Gitan kam zu den Würgemalen am Hals des Mädchens. »Was glauben Sie?«, fragte Landry. »Ein Seil? Eine Drahtschlinge?«
    »Zunächst«, antwortete Gitan, »haben wir Daumenabdrücke zu beiden Seiten des Kehlkopfs. Hier, sehen Sie? Wir wissen also, dass der Mörder

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