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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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Tag.«

    »Den hatten Sie.« Er erhob sich mit mir. »Gestatten Sie mir, dass ich Sie hinausbegleite. Wie Sie selbst sagten, ein Mörder läuft frei in der Stadt herum.«
    »Woher weiß ich, dass Sie nicht derjenige sind?«
    »Ich mag vieler Dinge schuldig sein, Elena«, sagte er. »Aber nicht dessen. Ich habe ein Alibi.«
    »Wirklich?«
    »Ja«, sagte er, während wir durch das Restaurant zurückgingen. Er legte mir mit einer Geste, die ohne Hintergedanken oder Tücke war, die Hand ins Kreuz. »Ich gebe zu, dass ich an jenem Abend zu viel getrunken hatte. Ich bin mit in die Wohnung eines Freundes hier im Polo Club gegangen, um meine Sünden auszuschlafen. Ich habe die Nacht auf seinem Billardtisch verbracht, was ich wohl zu diesem Zeitpunkt für eine gute Idee hielt. Anders als am nächsten Morgen.«
    »Und hat dieser Freund einen Namen?«
    »Natürlich«, sagte er, während wir in die Eingangshalle kamen.
    Ein Hollywoodregisseur hätte den Augenblick nicht besser inszenieren können. Die Eingangstür ging auf, Barbaro lachte und sagte: »Wenn man vom Teufel spricht!«
    Der Teufel, in der Tat.
    Ich erstarrte zu Eis, während ich in das Gesicht von Juan Barbaros Alibi blickte: Bennett Walker.

13
    Den Autopsiesaal im Gebäude des amtlichen Leichenbeschauers für den Bezirk Palm Beach hatte Landry noch nie gern aufgesucht. Es war ein notwendiger Teil seiner Arbeit. Ein unerlässlicher in seiner Denkweise, obwohl er die Aufgabe auch Weiss hätte übertragen können.
    Weiss war wie der sonderbare Junge im Biologieunterricht, der am liebsten alle Frösche selbst sezieren würde - einfach so. Aber von dem Moment an, in dem man Landry die Leitung einer Mordermittlung anvertraute, wurde er zum Anwalt des Opfers. Es war seine Aufgabe, dieser Person Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und um das tun zu können, musste er alles wissen, alles mit eigenen Augen sehen, was es über das Opfer in Erfahrung zu bringen gab - wie es gelebt hatte und wie es gestorben war.
    Er stand gegenüber der Leichenbeschauerin, mit Atemmaske, Kappe, Kittel, Handschuhen. Alles, was man von den Personen im Raum sah, waren die Augen.
    Die Autopsie wurde von Mercedes Gitan durchgeführt, der amtierenden Leiterin des Instituts. Nachdem ihr Vorgänger einen behaglichen Lehrauftrag an der University of Miami angenommen hatte, hatte sich die Lücke für Gitan aufgetan. Wenn die maßgeblichen Stellen einigermaßen bei Verstand waren, würde man ihr den Posten auf Dauer geben.
    »Sehen Sie hier?«, sagte sie und zeigte auf eine klaffende Wunde, wo der Alligator ein großes Stück Gewebe aus Irina Markovas unterer Rumpfhälfte gerissen hatte. »Es ist ein Teil des Oberschenkelkopfs. Der Alligator hat ihn
wie einen Hühnchenknochen durchgebissen. Die Kraft in den Kiefern dieser Tiere ist unglaublich. Zwischen achthundert und tausend Kilo Druck. Das entspricht dem Gewicht eines kleinen Pick-ups.«
    »Ich persönlich würde lieber unter den Pick-up geraten«, sagte Landry.
    »Sie sagen es. Ich habe die Autopsie bei zwei von diesen Alligatorenopfern der letzten Zeit gemacht. Keine schöne Art, aus dem Leben zu scheiden. Ich kann mir das Grauen gar nicht vorstellen, das diese Leute empfunden haben müssen. Die gute Nachricht in diesem Fall hier ist wohl, dass das Opfer schon lange nichts mehr gespürt hat, als es angefallen wurde - von der zweiten Bestie, meine ich.«
    Gitan seufzte schwer und schüttelte den Kopf, während sie auf Irina Markovas Gesicht blickte, auf die verwüsteten Augen und Lippen. »Das sind die harten Fälle. Drogendealer und Bandenkriminelle kann ich ohne Weiteres den ganzen Tag lang in Scheiben schneiden und würfeln. Sie wissen, worauf sie sich einlassen. Aber das hier ist ein reines Opfer. Sie ist nicht ausgegangen, weil sie einem Mörder über den Weg laufen wollte.«
    »Ich kannte sie ein wenig«, sagte Landry. »Gerade genug, dass man sich grüßte. Sie war die Bekannte einer Freundin.«
    »Das tut mir leid. Sie müssen nicht dabei bleiben, James. Ich kann Sie später hereinrufen.«
    »Nein. Das gehört dazu. Sie ist mein Opfer. Sie wissen, wie ich bin.«
    »Abergläubisch?«
    Er zuckte die Achseln, ohne den Blick von der Leiche zu nehmen. »Ich muss mit eigenen Augen sehen, was ihnen
zugestoßen ist. Ich habe das Gefühl... als wäre ich es ihnen schuldig, hier zu sein. Verrückt, oder?«
    »Gar nicht. Das zeigt nur, dass Sie noch menschlich empfinden. Ich denke mir immer, wenn ich anfange, nur noch die Leichen zu zählen, und sie

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