Kaltherzig
jemand schuldig aussieht.«
Landry zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen. Aber angesichts Ihrer Vergangenheit wirken Sie ziemlich schuldbewusst, wenn Sie den Test jetzt verweigern. Kommen Sie mir nicht angeheult, wenn die Presse davon Wind bekommt.«
Walker war rot im Gesicht, auf seiner Stirn stand Schweiß. Er war es gewöhnt, zu bekommen, was er wollte. Er war nach dieser Geschichte damals eindeutig wieder im Schoß der Superreichen aufgenommen worden. Er hatte Geld, und sein Opfer hatte keins. In den Augen der Palm-Beach-Szene machte ihn das zu einem Ziel und sein Opfer zu einer Lügnerin, die es auf Schweigegeld abgesehen hatte.
Landry hatte alles durchgesehen, was er über den Fall finden konnte. Er dachte nicht wie ein Milliardär. Er dachte wie ein Polizist. Und als solcher kam er zu dem Schluss, dass Walker schuldig gewesen war und sich aus dem Gefängnis freigekauft hatte, als wäre das Ganze eine Partie Monopoly.
Walker hätte ihn am liebsten geschlagen. Er spürte es,
sah es in den Augen des Mannes. Landry fand das auf perverse Weise amüsant, und er lächelte.
»Sie wollen mir eine knallen dafür?«, sagte er. »Nur zu. Ich bringe Sie mit dem größten Vergnügen wegen Angriffs auf einen Beamten in den Knast.«
»Lass uns gehen, Bennett«, griff Brody ein. »Der Koch wartet auf uns.«
Die Übrigen hatten den Wortwechsel gespannt verfolgt. Niemand sagte etwas, während sie auf Walkers Reaktion warteten. Als keine kam, stand Paul Kenner, der einstige Baseballspieler, auf und schlug Walker auf die Schulter.
»Gehen wir, Alter, ich höre die Steaks schon rufen.« Er marschierte an Walker vorbei, drehte sich um und ging langsam rückwärts in Richtung einer Tür auf der anderen Seite des Raums.
Walker starrte Landry weiter an. »Der Sheriff wird über meinen Anwalt von Ihrem Benehmen erfahren.«
Landry lachte. »Sie sind nicht auf der Insel. Das hier ist die richtige Welt. Sie können mich nicht bedrohen oder kaufen, weil ich meine Arbeit tue. Wenn Sie auf der Liste sind, dann sind Sie auf der Liste. Sie sind ein potenzieller Verdächtiger wie alle anderen potenziellen Verdächtigen. Und Ihr Verhalten bewirkt nichts weiter, als dass Sie auf dieser Liste immer weiter nach oben rutschen.«
Dazu hatte das reiche Kind nichts zu sagen. Landry stand nur da. Er wäre die ganze Nacht dort stehen geblieben und hätte gewartet, bis Walker nachgab und den Rückzug antrat. Er musste es nicht, aber er hätte es getan. Walker ging mit Kenner und Brody zu der Tür, hinter der sich wahrscheinlich ein geheimer Speiseraum nur für Mitglieder verbarg. Der Rest des Vereins folgte.
»Schätze, das war ein Gruppen-Nein«, sagte Weiss.
Landry beobachtete Barbaro, der in Richtung Ausgang ging. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Sie folgten dem Spanier ins Freie. Barbaro bog um eine Ecke in Richtung Herrentoilette, aber er blieb stehen und sah sie an.
»Ich mache Ihren Test, Detective«, sagte er zu Landry. »Ich habe nichts zu verbergen.«
»Und Ihre Freunde?«
»Das sind verdorbene, reiche Männer. Wie ich Ihnen heute Morgen schon sagte: Die Reichen sind nicht wie Sie und ich. Sie haben bestimmte Erwartungen, wie man sie behandeln sollte.«
»Sie sind Kotzbrocken«, sagte Landry rundheraus.
Weiss hatte das Plastiktütchen und einen sterilen Abstrichtupfer in der Hand.
»Wollen Sie es gleich hier machen?«, fragte er. »Wollen Sie nicht, dass ein Anwalt zugegen ist? Sie glauben nicht, dass wir die Probe manipulieren? Sie haben nicht vor, uns wegen Verletzung Ihrer Bürgerrechte zu verklagen?«
»Ich habe nichts zu verbergen, Detective. Keiner Ihrer Punkte ist von Belang, weil meine DNA mit keiner anderen Probe übereinstimmen wird, die Sie möglicherweise haben.«
Es dauerte nur ein paar Sekunden. Abstrichtupfer in den Mund, ein bisschen an der Innenseite der Wange schaben, Tupfer in das Tütchen, fertig.
Als es vorbei war, machte Barbaro kehrt und ging zurück in das Gebäude.
Weiss sah Landry an. »Was hältst du davon?«
»Ich wäre glücklicher, wenn wir Walkers Probe hätten.«
»Hast du den Kerl auf dem Kieker oder was?«, fragte Weiss. »Worum geht es eigentlich?«
»Vor zwanzig Jahren stand er wegen Vergewaltigung und Körperverletzung vor Gericht. Die Anklage fiel in sich zusammen, und er kam ungeschoren davon. Es war eine Geschichte wie bei William Kennedy Smith. Reicher Junge aus prominenter Familie, das Opfer bettelarm.«
»Sein Wort gegen ihres.«
»Am Ende gab es kein Wort mehr
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