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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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ganzen Haufen jemals wieder sehen.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Töten Sie einfach alle und lassen Gott die ganze Sache klären.«
    »So würden Sie es machen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte ich. »Ich würde es ganz ruhig und geduldig machen. Ich würde Beweise sammeln und mit Irinas Freunden sprechen. Ich würde mit jedem sprechen, der sie an diesem Abend möglicherweise gesehen hat, egal wie unwahrscheinlich es sein mag, dass er oder sie eine Antwort hat. Wenn ich dann zuschlagen würde, hätte ich nicht mehr den geringsten Zweifel, wer sie getötet hat. Und ich hätte nicht das geringste Erbarmen mit dieser Person.
    So würde ich es machen. Und so werde ich es machen. Wenn Sie es anders haben wollen, ist es Ihre Sache.«
    Er seufzte, lehnte sich an seinen Wagen und ließ die Schultern hängen. Er rieb sich über das Gesicht und senkte den Kopf.
    »Dieser Schmerz«, sagte er und legte die Faust auf die
Brust. »Es ist etwas, das nie endet. Ich möchte ihn aus mir herausschreien. Er ist wie ein Feuer. Es brennt und brennt, und es gibt keine Möglichkeit, es zu löschen. Ich werde wahnsinnig davon.«
    Ich fühlte tatsächlich mit ihm. Was für ein absurder Moment. Vor mir stand ein Mann, der so skrupellos war, dass er wahrscheinlich die Augäpfel von Feinden und Verrätern zum Frühstück verspeiste, und doch war er nur ein Mensch, und er trauerte und litt.
    »Sie fühlen sich, als wären Sie mit einem Dämon zusammen in einen Käfig gesperrt«, sagte ich, »Sie können ihm nicht entfliehen. Sie können nicht weglaufen. Sie können sich nirgendwo verstecken.«
    Er sah mich an, und in seinem Gesicht glänzten Tränen. »Sie kennen diesen Schmerz?«
    »Ich weiß, wie es ist, wenn man sich so sehr wünscht, die Vergangenheit ungeschehen zu machen, dass man sein Innerstes dafür nach außen kehren würde«, sagte ich ruhig und dachte an den Tag, an dem Hector Ramirez ein Hohlmantelgeschoss ins Gesicht gefeuert bekam, das ihm den Hinterkopf wegsprengte und seine Frau zur Witwe und seine Kinder zu Waisen machte. Wegen mir. Ich kannte diesen Schmerz. Es war der Schmerz der Schuld.
    Und ich wusste alles über Verlustschmerz. Wenn ein Traum nicht einfach verblasst, sondern vor deinen Augen zertrümmert wird. Ich weigerte mich, die Gesichter in meinem Kopf auferstehen zu lassen. Der Schmerz würde ohnehin kommen, wie ein alter Freund, der einfach zur Haustür hereinspaziert, ohne zu klopfen.
    »Lassen Sie mich meine Arbeit machen, Mr. Kulak«, sagte ich. »Dann können Sie Ihre erledigen.«

    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, ging ich zu meinem Wagen zurück, wendete auf der Straße und fuhr in Richtung Wellington.
    Ich würde mit jedem sprechen, der sie an diesem Abend möglicherweise gesehen hat, egal wie unwahrscheinlich es sein mag, dass er oder sie eine Antwort hat.
    Meine eigenen Worte kamen mir wieder in den Sinn, und mit ihnen kam die Erinnerung an die merkwürdige Frau, die Barbaro und mich am Vorabend auf dem Parkplatz angesprochen hatte.
    ... egal wie unwahrscheinlich ...

27
    Ich machte einen Schlenker durch einen Drive-In, um mir etwas zu essen zu holen, dann fuhr ich weiter zum Players. Dort blieb ich eine Weile auf dem Parkplatz im Wagen sitzen und versuchte, ein paar Bissen Chicken Sandwich hinunterzuwürgen. Aber mir war nicht nach Essen zumute. Mir war nach Trinken.
    Es war bereits ein langer und anstrengender Tag gewesen, und die Nacht war noch jung. In meinem Kopf drehte sich alles mit Bildern von Landry, Barbaro und Bennett Walker. Billy Quint blickte mich mit zusammengekniffenen Augen aus seinem Rollstuhl an. Ich sah Bennetts kalte, ausdruckslose Augen, als er die Bedienung im 7th Chukker angestarrt hatte, und seinen Blick, als er zu mir sagte: » Ich bin überrascht, dass du nicht zur Abteilung für Sexualstraftaten gegangen bist.« Wie er mich verhöhnt und es genossen hatte.

    Tatsächlich war ich nach meiner Ernennung zum Detective zu Sexualstraftaten gegangen. Es war nicht lange gut gegangen. Mein Captain nannte mich »übereifrig«, schickte mich zur psychologischen Begutachtung und versetzte mich ins Drogendezernat, wo alle ein bisschen verrückt waren und Übereifer als Tugend angesehen wurde.
    Ich war insgeheim erleichtert gewesen. Ich befürchtete, wenn ich bei Sexualstraftaten geblieben wäre, hätte ich früher oder später aus meiner eigenen Wut und Kränkung heraus einen Verdächtigen getötet.
    Wut und Kränkung. Zwischen diesen beiden Polen sausten meine Gefühle hin und her wie ein

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